Düsseldorf und das Bergische Land Der neue Reiseführer zur Industriekultur
Ein kompakter Band stellt geschichtlich bedeutsame Orte, Gebäude und Menschen aus Düsseldorf und dem Bergischen Land vor.
Wuppertal. Fotos — wunderbare alte Ansichten noch heute bestehender Fabrikgebäude. Bilder von Villen, Brücken und Bahnhöfen. Dazu sachkundige Erläuterungen und wissenschaftliche Einordnungen: Das bietet der gerade erschienene Band „Industriekultur — Düsseldorf und das Bergische Land“, herausgegeben von Professor Dr. Walter Buschmann.
Mehr als 500 Seiten umfasst das Werk, das nach einer zweitägigen Wuppertaler Fachtagung zur Industriekultur in Zusammenarbeit mit dem Bergischen Geschichtsverein und dem Historischen Zentrum entstanden ist. Doch die Fülle an Informationen und Bildern unter dem leuchtend gelben Titel überfordert nicht, sondern ist gut sortiert und lädt Laien wie Fachleute dazu ein, unter Rubriken wie „Montanindustrie“ oder „Verkehrsbauten“ zu schmökern.
Zu letzterer Überschrift finden sich spannende Beiträge über den derzeit viel diskutierten Hauptbahnhof: „Das Elberfelder Bahnhofsempfangs- und Direktionsgebäude nach 1850“, lautet Hans Joachim de Bruyn-Ouboters „Beitrag zur Erhaltung einer Ikone der Eisenbahn- und Stadtgeschichte“.
Die Autoren sind bekannte Historiker und Kenner des Bergischen Landes, so auch Reiner Rhefus — er informiert in einem Kapitel über „Die Wuppertaler Textilindustrie und ihre Baudenkmale“.
An vielen Orten lässt sich Geschichte entdecken. „Wie in kaum einer anderen Region in Deutschland hat die Industrialisierung über Jahrhunderte das Bild und die Identität des Bergischen Landes geprägt“, schreibt Michael Hecker zum industriekulturellen Erbe „als Instrument der Stadtentwicklung“ — illustriert wird sein Beitrag mit einer eindruckvollen Ansicht Barmens um 1870.
Texte und Fotos werden ergänzt von Karten, Zeichnungen, Grundrissen — nicht zuletzt deshalb wirkt das neue Buch wie ein kompakter Reiseführer in die Geschichte hiesiger Industriekultur. Der Leser kann sich mit ihm kapitelweise von einem prägnanten Zeugnis Stadthistorie zum nächsten bewegen und dabei buchstäblich regionale Grenzen und Epochen überwinden.
Die Beiträge — der über das Sensenhandwerk ist einer Magisterarbeit entnommen — sind größtenteils Themen und Vorträge der Fachtagung. Sie sind in sich abgeschlossen und folgen unterschiedlichen Darstellungsformen. „Es ist eine erweiterte Tagungspublikation“, erläutert Walter Buschmann, der bereits Industriekultur in Essen, Köln und Aachen gewürdigt hat. Nun fasst er für Düsseldorf und das Bergische Land in ein Werk, was nur auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheint: Müngstener Brücke und Kalkindustrie oder auch Bergische Talsperren und Konsumgenossenschaftsbewegung. Für Reiner Rhefus fügt sich das neue Buch ideal in eine gute Wuppertaler Entwicklung ein: „Das Historische Zentrum hat in den vergangenen mehr als zehn Jahren einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Aufarbeitung der Industriekultur dieser Stadt gelegt.“ Zu Vorträgen, Führungen und Besichtigungen laden Bergischer Geschichtsverein, Historisches Zentrum oder auch Netzwerk Bergisches Land e. V. regelmäßig ein: „Das dürfte bei den Wuppertalern ruhig noch ein wenig bekannter werden“, sagt Rhefus.
Mehr zum Thema im Internet unter den Adressen: historisches-zentrum-wuppertal.de www.bergnetz.net, www.bgv-wuppertal.de www.friedrich-engels-haus.de