Die Studienreise nach Rom hatte das Thema „Armut, Macht und Vielfalt“. Für die Studierenden der Katholischen Hochschule NRW in Köln, der Universität Freiburg und ihrer Professorin Kordula Kappler aus Wuppertal kam mit dem Tod von Papst Franziskus noch ein weiterer Aspekt dazu. Wie sich Rom in dieser Situation verändert, schildert Kordula Kappler der WZ am Telefon.
„Die Stadt wird jeden Tag voller“, erzählt die Soziologin. Offenbar sind nicht nur Kardinäle aus aller Welt, sondern auch viele Menschen angereist, um den verstorbenen Papst noch einmal zu sehen oder das Begräbnis mitzuerleben. „Ich bin fasziniert von der Logistik“, sagt Karolin Kappler. Die zeige sich etwa in immer mehr Straßensperren, aber auch einer wachsenden Zahl Dixie-Klos. Rund um den Petersplatz würden Leinwände aufgebaut.
Auch Sicherheitsmaßnahmen seien immer deutlicher. Während des Telefonats etwa fliegt ein Hubschrauber über sie „mit einer bewaffneten Person in der Tür“. Militärautos mit bewaffneten Personen seien zu sehen. Bei einem Termin am Freitag bei der Caritas hätten plötzlich alle Handys gepiepst: eine Nachricht, dass der Petersplatz ab 17 Uhr gesperrt ist. In der deutschen Botschaft beim Vatikan sei ihnen gesagt worden, dass einen Tag später wegen des Besuchs von US-Präsident Trump das Areal rund um die US-Botschaft komplett gesperrt werde.
Der Papst sei allgegenwärtig. Am ersten Abend sei über die Bildschirme in den Lokalen teils Fußball, in vielen auch die Berichterstattung über den Papst zu sehen gewesen. Dankesworte an den Papst seien auf vielen Bannern in der Stadt zu lesen.
Die Gruppe erfuhr vom Tod des Papstes auf der Hinfahrt am Ostermontag. Und fürchtete, dass einige geplante Termine ausfallen könnten. Aber: „Wir konnten alle Gesprächstermine wahrnehmen.“ Die Römer, zu denen sie Kontakt hatten – vor allem Vertreter der sozialen Organisationen, die sie besuchten – seien oft betroffen gewesen und bewegt von der Frage: Wer wird der nächste Papst? Und: Wird der nächste Papst auch das Soziale so in den Vordergrund stellen?
Zur Reisegruppe gehören Katholiken, darunter Priesteranwärter, Protestanten, Muslime und Atheisten. „Wir sind sehr gemischt“, sagt Karolin Kappler. Was natürlich zu vielen Diskussionen führe, etwa über den Sinn der Aufbahrung des toten Papstes. Sie hätten überlegt, sich in diejenigen einzureihen, die dem Papst die letzte Ehre erweisen. Doch die meisten Teilnehmer hätten die Wartezeit nach einem vollen Tag zu anstrengend gefunden. Einige der angehenden katholischen Priester hätten sich nachts gegen 0.30 Uhr angestellt, dann zweieinhalb Stunden gebraucht, bis sie bis zum Sarg gelangten. Die Stimmung sei umso andächtiger geworden, je näher sie kamen, hätten sie berichtet. „Es hat wohl auch die Möglichkeit gegeben, ein wenig zu verharren. Sie haben das durchaus als einen persönlichen und besinnlichen Moment empfunden.“
Die Gruppe wollte den Freitag gemeinsam ausklingen lassen, da am nächsten Tag alle zu verschiedenen Zeiten abreisen, nicht klar war, wie sich Reisezeiten durch die Umstände verändern. Karolin Kappler hatte vor, am Samstag einen Blick auf eine der Leinwände zu versuchen, bevor sie abreist. Sie ist zwar in der Gemeinde St. Marien aktiv, aber keine Katholikin. Dennoch hat sie der Tod von Franziskus betroffen gemacht, weil sie ihn als wichtige Stimme etwa zum Umgang mit Geflüchteten oder zu Militärausgaben empfunden hat.