Gerresheim und Hassels Zwei neue Standorte der Düsseldorfer Tafel

Düsseldorf · Bis zu 9000 Menschen besuchen regelmäßig die Düsseldorfer Tafel, berechtigt wären aber mehr. In Gerresheim und Hassels eröffnen im April zwei neue Ausgabestellen für Lebensmittel. Auch Ukraine-Flüchtlinge werden mit versorgt.

Eva Fischer im neuen Lager der Düsseldorfer Tafel auf dem Gelände des Großmarktes

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Zwei neue Ausgabestellen bekommt die Düsseldorfer Tafel. Ab Ende April sollen sie in den Stadtteilen Hassels und Gerresheim eröffnen. „Wir sind eine Liefertafel. Das bedeutet, die Ausgabestellen werden von anderen Trägerschaften betrieben; wir übernehmen lediglich die Lieferung der eingesammelten Lebensmittel“, erklärt Eva Fischer, die im Vorstand der Düsseldorfer Tafel sitzt. Die Lebensmittel werden täglich von ehrenamtlichen Helfern bei den spendenden Supermärkten eingesammelt, sortiert und an die – bislang – neun Ausgabestellen ausgeliefert. „Damit sind wir Lebensmittelretter und geben das gerettete Essen an Menschen weiter, die in Not sind,“ so Fischer.

Gerade machen vor allem die Spritpreise zu schaffen, die bei den Strecken und acht großen Fahrzeugen stark ins Gewicht fallen. „Unsere Kosten sind um 30 Prozent gestiegen, monatlich zahlen wir aktuell rund 4100 Euro“, sagt Fischer. Da die Organisation zu 100 Prozent spendenbasiert arbeitet, sei dies ein großes Problem. Hinzu komme aktuell außerdem die Situation mit den Geflüchteten aus der Ukraine. „Auch da unterstützen wir, soweit es möglich ist, indem wir Lebensmittel an die städtischen Unterkünfte weitergeben“, erklärt Fischer.

Eindruck, dass seit Corona der Bedarf gestiegen ist

Wegen Corona sei der Bedarf insgesamt ein wenig mehr geworden, so ihr Eindruck. Durch die Pandemie seien insbesondere ältere Menschen aber auch weggeblieben. Insgesamt versorgt die Tafel laut Fischer 8000 bis 9000 Menschen. Durchschnittlich rund 25 Tonnen Lebensmittel werden wöchentlich an die Tafel gespendet. Vier Hauptamtliche, zwei Bundesfreiwilligendienstler und 60 ehrenamtliche Helfer machen dies möglich. Sie sorgen dafür, dass die Lebensmittel eingesammelt, sortiert und zu den einzelnen Ausgabestellen gefahren werden. Dort wiederum sind die einzelnen Trägerschaften und deren Ehrenamtler für die Weitergabe an die Menschen zuständig.

Die neue Ausgabestelle in Hassels wird von der Church Ambassador Gospel Ministry (CAGM) in der Anbetungskirche in der Hasselsstraße 69 eröffnet. Anmeldungen sind ab dem 1. April möglich. „Wir beginnen schon am 8. April mit einem Soft-Opening“, erzählt die Gemeindesekretärin Silvia Salifou-Karegwa, die das Projekt ins Rollen gebracht hat. Die Anmeldung wird freitags von 10 bis 12 Uhr mit den notwendigen Unterlagen möglich sein. Ab 13.30 Uhr beginnt dann die Ausgabe der Lebensmittel.

„Wir wissen, dass rund 30 Haushalte derzeit in Derendorf versorgt werden. Die wechseln dann zu uns. Wie viele weitere noch hinzustoßen, wird sich zeigen“, so Salifou-Karegwa. Sie wisse allerdings, dass gerade in Hassels-Nord ein großer Bedarf bestünde. In den ersten Wochen soll sich das Team zunächst einmal einarbeiten. Dieses ist aktuell noch nicht komplett, es werden weiterhin Ehrenamtler gesucht. Auch andere Sachen benötigt die CAGM noch, darunter Kühlboxen. „Wir dürfen zwar keine Spenden annehmen, aber wir würden uns zudem über ‚Müllsponsoren‘ freuen, die uns dabei helfen, die Kosten der Awista zu tragen“, sagt Salifou-Karegwa, schließlich falle bei der Lebensmittelausgabe auch einiges an Müll an. Dafür ist man bereits in Kontakt mit Foodsharern, die später am Tag das abholen kommen, was nicht weggegangen ist. Das Essen wird dann in Fair-Teilern für alle zugänglich gemacht oder anderweitig verwertet. „Eine Kooperation mit einem Tierheim wäre noch schön – dann könnte auch welkes Gemüse noch verwendet werden“, wünscht sich Silvia Salifou-Karegwa.

Für die Gäste der Ausgabestelle in Hassels wird zudem die „Kleidertruhe“ geöffnet sein, und ab Sommer soll das Café Atempause wieder öffnen, sodass hier auch ein Ort der Begegnung entstehen kann.

Einen ähnlichen Synergie-Effekt wünscht man sich auch in Gerresheim. Dort stecken das Bündnis „Netz gegen Armut“ und die Caritas hinter der geplanten Ausgabestelle in der St. Maria vom Frieden-Kirche. Eine Beratungsstelle durch die Caritas-Diakonie-Sprechstunde gibt es bereits seit rund zehn Jahren. Bislang wurden Essensgutscheine ausgegeben, was jährlich Kosten von bis zu 100 000 Euro verursachte. Mit dem geplanten Start der Tafel-Ausgabestelle am 28. April soll dieser hohe Kostenpunkt wegfallen.

„Später können wir gegebenenfalls in das Gemeindezentrum nebenan umziehen, in dem bis Sommer noch eine Kita untergebracht ist“, sagt Michael Brockerhoff, Vorsitzender der Bürgerstiftung Gerricus, die neben Wohlfahrtsverbänden, Kirchengemeinden und Privatleuten Teil des gut ausgebauten „Netz gegen Armut“ ist. Die Caritas werde als Partner das Projekt mitfinanzieren. Zudem wird eine Viertel-Stelle geschaffen. Der oder die wird die ehrenamtlichen Helfer betreuen, Schulungen begleiten und den Betrieb im Blick haben. Aktuell habe man bereits sieben Interessenten, die die Ausgabestelle unterstützen möchten. Bis Mitte April wünscht sich Brockenhoff einen Anstieg auf rund 20 Helfer. Wie in Hassels gibt es auch in Gerresheim eine Kooperation mit der Foodsharing-Szene.