Corona Düsseldorfer Unternehmen entwickelt PCR-Test für größere Gruppen

Benrath · Die Bundespolizei und die Deutsche Handball-Nationalmannschaft setzen auf das Verfahren von Xebios Diagnostics. Mit der Idee aus Düsseldorf lassen sich PCR-Tests für größere Gruppen schneller und günstiger durchführen.

Daniel Herr von Xebios lässt sich vom Kollegen Michael Sabotta testen. Neben den Röhrchen steht ein Fläschchen für mehrere Abstriche.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Was das Unternehmen Xebios Diagnostics im Kampf gegen die Pandemie bietet, lässt sich gut am Beispiel des Handball-Nationaltorwarts Johannes Bitter erzählen. Denn als der im November nach dem EM-Qualifikationsspiel in Tallinn gegen Estland positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden war, ging dieser Befund aus dem Düsseldorfer Testverfahren hervor. Denn Xebios bietet für Gruppen ein schnelleres und günstigeres Verfahren für PCR-Tests, die vor allem bei symptomfreien Verläufen oder sehr früh nach einer Infektion deutlich zuverlässigere Ergebnisse liefern als Antigen-Schnelltests.

Der Trick ist eigentlich simpel. Anstatt alle Abstriche einzeln auszuwerten, werden sie bei Xebios in den gleichen „Pool“ gegeben. Dabei handelt es sich schlichtweg um ein etwas größeres Gefäß, in dem sich mehr Transportflüssigkeit für das Virus als üblich befindet. So kann eine Gruppe von bis zu 30 Personen in einer einzigen verlässlichen Analyse im Labor ausgewertet werden. Erst bei einem positiven Befund müssten dann alle direkt genommenen Zweitabstriche überprüft werden, um die infizierten Personen herauszufiltern. So war das auch bei Johannes Bitter. Erst lag ein positives Poolergebnis für die Mannschaft vor, die Nachtestung aller Röhrchen mit Einzelabstrichen ergab dann nur für ihn einen positiven Befund.

Das Ergebnis gibt es 24 Stunden nach Eingang der Probe

Der Kundenstamm für die Testkits des Düsseldorfer Unternehmens ist im Laufe des letzten Jahres stark gewachsen. Einige 100 Abnehmer gibt es mittlerweile laut Geschäftsführer und Mitgründer Christoph Mentzel. Die Bundespolizei setzt etwa für bestimmte Einsätze oder Fortbildungen auf das System oder jetzt auch das Grips-Theater in Berlin. 14 von 16 Teams aus der Handball-Bundesliga der Frauen gehören ebenfalls zu den Abnehmern.

Zeitlich garantiert Xebios ein Ergebnis 24 Stunden nach Eingang der Probe im Labor des Instituts für Produktqualität in Berlin, verschickt wird es dorthin über Nacht per UPS. „In der Regel liegt das Ergebnis einen Tag nach Testung vor“, sagt Mentzel. Ein Testkit für bis zu 30 Proben in einem Pool kostet übrigens 120 Euro, zum individuellen Nachtesten kostet das Paket mit 30 Röhrchen 99 Euro. Kein Vergleich also zu den Preisen, die ansonsten pro Test aufgerufen werden. Das führt allerdings auch dazu, dass Mentzel keine großen wirtschaftlichen Effekte verzeichnet. „Wir decken die Kosten. Das ist auch mehr mein Hobby“, sagt er und meint das wohl nur halb im Scherz. „Wir wollen einfach helfen.“

Die Preise enthielten auch zu wenig Marge, um einen Vertriebspartner mit ins Boot zu holen. Höhere Preise wolle man den Kunden auch nicht mehr zumuten. Zudem glaubt Mentzel, dass das Ende der Pandemie durch die Impfstoffe absehbar ist, und der neue Geschäftszweig deshalb keine große Zukunft haben werde.

Der Aufwand dafür ist allerdings groß, das zeigen schon die bis unter die Decke gestapelten Kartons am Eingang und im Flur des an der Telleringstraße in Benrath sitzendenden Unternehmens. Es braucht einfach unzählige Abstrichröhrchen für die Testkits, die an die Kunden mit Anleitung für den Rachenabstrich verschickt werden. Zudem wurden 30 – vor allem studentische – Hilfskräfte eingestellt. Ausgerichtet ist das 2014 gegründete Unternehmen an der Telleringstraße in Benrath eigentlich anders. Es stellt Materialien für Labore her, etwa um eine Belastung von Trinkwasser mit Legionellen nachzuweisen. Gut gewachsen ist Xebios in den letzten sechs Jahren, hat weitere Unternehmen hinzugenommen und mittlerweile 120 Mitarbeiter. In der 4500 Quadratmeter großen Produktionsstätte können Nährböden nach rund 3000 Rezeptionen für die mikrobiologische Diagnostik hergestellt werden. Ein Kunde sind die Schwarzkopf-Labore von Henkel.Doch zurzeit steckt Mentzel viel Arbeit in seine Pool-Lösung, die er erst für die eigenen Mitarbeiter entwickelt hatte. Der Ansatz macht jetzt aber Schule. Die Uni Köln führt ein Pilotprojekt für PCR-Tests an Schulen durch. Hier wird die sogenannte Lolli-Methode erprobt, dabei lutschen die Kinder an den Tupfern und ersparen sich die herkömmlichen Nasen- oder Rachenabstriche.