Rockermord-Prozess in Duisburg Kronzeuge erfuhr von Mordplänen gegen sich selbst
Duisburg/Mönchengladbach · Im Stückelmord-Prozess ging es am Mittwoch um die Psyche von Gladbachs Hells-Angels-Boss Ramin Y..
Es ist zuweilen mühsam mit dem Kronzeugen im Rocker-Stückelmord-Prozess vor dem Duisburger Landgericht. Die Fragen wiederholen sich, die Antworten variieren zwischen polizeilicher Vernehmung und Gerichtsverhandlung. Zum Nachmittag hin wird die Stimmung in Saal 157 zunehmend gereizter. Bei einem Teil der Anwälte, beim Kronzeugen und beim Richter selbst. „Es ist alles nicht einfach, aber glauben Sie mir, das liegt auch durchaus an Ihnen“, sagte der irgendwann zum Kronzeugen.
Hells-Angels-Boss holte sich
neues Abzeichen für Mord
Es gab zwischen all den Wiederholungen und kleineren Widersprüchen allerdings auch am zehnten Verhandlungstag neue Details rund um den mutmaßlichen Mord an Kai M., vor allem zum psychologischen Profil des Kronzeugen, eines 43-jährigen Mönchengladbachers, und der mutmaßlichen Täter. Der Kronzeuge berichtete erneut von der Nacht, in der er mit dem flüchtigen Mönchengladbacher Rocker-Boss Ramin Y. und zwei der Angeklagten Kais Leiche zerteilt und einbetoniert haben soll.
Währenddessen soll Ramin Y. den Kronzeugen gefragt haben, ob Kai M. wohl nun im Paradies sei. „Denkst du, der sieht, was wir gerade hier machen?“ Der Kronzeuge, so soll er sich zumindest bei der Polizei noch erinnert haben, habe dann geantwortet, dass Kai M. vielleicht in den Himmel komme, aber Ramin Y. dafür in die Hölle. „Deswegen bin ich ja auch ein Höllenengel“, habe der Hells-Angels-Boss darauf nur entgegnet. Kurz darauf habe der sich in Dänemark ein neues Abzeichen abgeholt: „Filthy Few“. Nur Hells Angels, die gemordet haben, dürfen es tragen.
Neben diesen Einblicken in das Gefühlsleben der Männer, die ihren Duisburger Rocker-Bruder wegen eines angeblichen Verrats ermordet und zerstückelt haben sollen, ging es am Mittwoch auch um die Motivation des Kronzeugen. Warum er erst Jahre nach der 2014 begangenen Tat auspacke? Der 43-Jährige hatte zwei Antworten im Angebot: Eine moralische und eine praktische. „Nachdem ich Vater geworden bin und meinem eigenen Kind in die Augen gesehen habe, hat sich die Welt für mich geändert“, sagte er mit Verweis auf seine 2015 geborene Tochter. Zeitlich näher an seiner 2019 getätigten Aussage vor der Polizei liegt allerdings, dass der Kronzeuge von gescheiterten Mordplänen gegen sich erfahren habe. Bei einem Freigang aus der Entzugsklinik, in die er damals verlegt worden war, habe ihm ein Duisburger Rocker davon berichtet, dass die Hells Angels auch ihn im Gefängnis hatten vergiften wollen. Das sei ein Auslöser gewesen. Nach dem Motto: Wenn sie mich eh schon umbringen wollen, kann ich auch auspacken. Eine Hafterleichterung habe er sich hingegen nicht erhofft.
Zeuge tut sich schwer mit
seinen polizeilichen Aussagen
Dass sich der Kronzeuge mit seinen polizeilichen Aussagen mitunter schwertut, hat nach dessen Angaben auch mit einer Abneigung gegen den Beamten zu tun, der ihn zuerst vernommen hatte. Kurze Zeit später sei sein Vernehmungsprotokoll bei den Hells Angels gelandet, behauptet der Kronzeuge. Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt.