Ehemaliger Investor DEG und Mikhail Ponomarev streiten sich vor Gericht um Geld

Düsseldorf · Der ehemalige Gesellschafter will 20.000 Euro von einem alten Darlehen zurück haben, doch der Eishockey-Klub denkt gar nicht daran zu zahlen. Im Gegenteil: Geht es nach der DEG, bekommt sie noch Geld aus alten Tagen.

Michail Ponomarev im Jahr 2019 – damals war er Präsident beim KFC Uerdingen.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Bei der Düsseldorfer EG begeben sie sich dieser Tage auf Zeitreise. Mal freiwillig, weil die Erinnerungen schön sind, mal gezwungenermaßen, weil der Eishockey-Klub von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Am Freitag vor dem Spiel gegen Krefeld (4:1) rollte die DEG im Dome den roten Teppich aus und stellte ihre Meisterspieler von 1972 drauf. Am Montagmittag saß sie als Beklagte im Raum 2.126 des Landgerichts. Auf der anderen Seite: der Anwalt von Mikhail Ponomarev. Der ehemalige Gesellschafter des Klubs – selbst nicht anwesend – fordert die Rückzahlung von 20 000 Euro aus einem 300 000-Euro-Darlehen von 2014. Eine Entscheidung fällt aber erst in den nächsten Wochen.

Bis dahin haben beide Seiten Zeit, einen Vergleich zu schließen, was aber unwahrscheinlich ist. Die DEG denkt gar nicht daran zu zahlen, „weil Herr Ponomarev damals einen qualifizierten Rangrücktritt unterschrieben hat“, sagt DEG-Geschäftsführer Harald Wirtz. Bedeutet: Die Forderung wird erst fällig, wenn die Außenstände aller übrigen Gläubiger beglichen wurden. Und nur dann, wenn es die Finanzen hergeben. Das ist bei der DEG aber nicht der Fall, in ihrer neuesten Bilanz, die sich im Bundesanzeiger findet (Geschäftsjahr bis zum 30. April 2020), steht in der Zeile „nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ die Zahl 15 820 295,45 Euro. Zwar alles durch Rangrücktritte abgesichert, die DEG ist also nicht pleite, aber sie macht keinen Gewinn, erst recht nicht in Corona-Zeiten.

Das Problem aber: Ponomarev will den Rangrücktritt nie unterschrieben haben. Er könne sich nicht daran erinnern, sagte sein Anwalt. Die DEG sieht das anders, ihr Anwalt hatte den Vertrag dabei, mit einer Unterschrift, die die von Mikhail Ponomarev sein soll. Dazu legte sie Richter Christopher Polkiehn weitere Verträge mit Ponomarev-Unterschriften vor. Die hätten sich auch geähnelt, sagte der Richter, aber er sei kein Gutachter. Entsprechend unklar ist es weiterhin, ob es den Rangrücktritt wirklich gab. Für die DEG steht das außer Frage: „Ich denke, dass sich Herr Ponomarev bei der Vielzahl an Verträgen, die er irgendwo unterschrieben hat, an diesen einen vielleicht nicht erinnern kann“, kommentierte Harald Wirtz süffisant und fügte an: „So wie ich das sehe, passt das in die Zeit des Engagements von Herrn Ponomarev. Am Ende ging es leider immer zu Lasten von Peter Hoberg.“

Bei den Pinguinen und beim KFC verbrannte Erde hinterlassen

Diese Zeit begann 2013, die DEG war nach dem Metro-Ausstieg knapp bei Kasse und stand am Tabellenende, da stieg der russische Geschäftsmann in den Klub ein und zahlte. 2015 kam die DEG ins Halbfinale und spielte in der Saison darauf im Europapokal. Doch die Laune änderte sich schnell. Versprechungen wurden nicht eingehalten, nicht mal das komplette Geld für das Trikotsponsoring von Ponomarevs Firma „Energy Consulting“ floss, weil es keinen schriftlichen Vertrag darüber gab. Der Gesellschafter bestritt das seinerzeit nicht mal, sagte, es gebe keine Verpflichtungen gegenüber der DEG.

Und wenn die am Ende der Saison wieder mehr ausgegeben als eingenommen hatte, blieb alles an Mitgesellschafter Peter Hoberg hängen. 2016 hatte die Stadt Düsseldorf – über gestundete Mieten und Sponsoring durch Stadttöchter selbst Financier der DEG – genug gesehen, sie drängte Ponomarev aus dem Klub. Stephan Hoberg stieg ein und finanzierte die DEG über Jahre seriös.

Ponomarev zog weiter, nach Krefeld, wo er sowohl bei den Pinguinen als auch bei den Fußballern des KFC Uerdingen verbrannte Erde hinterließ. Im Sommer wurde er dann in Österreich bei Wacker Innsbruck vorstellig, aber auch das Kapitel ist schon wieder vorbei.

Nun taucht Ponomarev wieder in Düsseldorf auf. Zwar nicht als Investor, aber er will halt Geld. Geld, das die DEG ihm nicht zahlen will. Im Gegenteil: Sie will etwas von Ponomarev, weil der noch Außenstände aus seiner Zeit als Gesellschafter habe: „Es gibt einen nicht erfüllten Darlehensvertrag über etwas mehr als eine Million Euro, der wurde nicht bezahlt“, sagt Geschäftsführer Wirtz. Dass die DEG das Geld irgendwann sehen wird, darüber macht er sich allerdings keine
Illusionen.