Rückschnitt und Fällungen Baumpflege der Stadt treibt viele Bürger regelmäßig auf die Palme

Leichlingen. · Mitarbeiter verlieren viel Arbeitszeit durch Anwohnergespräche.

In die Platanen an der Montanusstraße haben Pilze von oben tiefe Löcher gegraben. In absehbarer Zeit werden sie gefällt und ersetzt.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der Blick von oben macht das Ausmaß der Erkrankung erst deutlich. Die Platane an der Montanusstraße ist hohl, ein erwachsener Mann kann seinen Arm hineinstecken. Das hat Bauhofleiter Andreas Pöppel in diesen Tagen schon mehrfach bewiesen. Dennoch gibt es nach wie vor Zweifler, die gegen die Fällung der Bäume protestieren. „Es kommen dann Vorschläge, etwa, dass wir die Bäume nur noch stärker zurückschneiden müssten, dann würden sie sich erholen“, erzählt Pöppel. Und fügt hinzu, dass das überhaupt keinen Sinn hat. Fünf bis zehn Prozent zusätzliche Arbeitszeit machen die Diskussionen mit Leichlinger Bürgern über den Gesundheitszustand und die Notwendigkeit von Fällungen von Bäumen bei Pöppel inzwischen aus.

Die Stadt erläuterte jetzt, warum sie an verschiedenen Stellen Bäume fällen lässt – und in den kommenden Wochen noch fällen oder zurückschneiden wird.

Straßenbäume

Gerade sie sind besonders hohen Belastungen ausgesetzt, sagt Pöppel. Besondere Stressfaktoren sind lang anhaltende Trockenheit, Versiegelung des Bodens, Streusalz, Luftmangel im Boden, aber auch Urin von Hunden. Straßenbäume in Deutschland werden oft nicht älter als 30 Jahre.

Verkehrssicherheit

Die Stadt ist verpflichtet, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. „Alleine in den vergangenen zwei Tagen hatten wir durch den starken Wind mehrere Astbrüche“, berichtet Bürgermeister Frank Steffes. Zehn bis 15 Mal pro Jahr gäbe es Klagen von Bürgern, deren Autos oder Häuser von Bäumen beschädigt worden seien oder die über Wurzeln stolpern. „Wir müssen bei der Versicherung nachweisen, dass wir unserer Kontroll- und Verkehrssicherungspflicht nachgekommen sind“, betont Steffes.

Nachpflanzungen

Die Bäume werden nicht ersatzlos verschwinden, betont Pöppel. Mitte Februar wird die Grünflächenabteilung des Bauhofes mit Neupflanzungen im Stadtgebiet beginnen. Dort werden nicht nur Klimabäume zum Einsatz kommen, sondern auch resistente einheimische Sorten. Eines sagt der Bauhofsleiter schon jetzt für 2020 voraus: „Die Bewässerung wird uns extrem belasten.“

2019 wurden zahlreiche Bäume in der Stadt gepflanzt. Die bisherigen Pflanzungen der Klimabäume seien erfolgreich gewesen, „es sind alle angewachsen“. Die Stadt probiere verschiedene Sorten aus, auch um für Artenvielfalt zu sorgen. Dazu gehören auch Obstbäume, die an verschiedenen Stellen, oft als Ausgleich für Baumaßnahmen, gepflanzt werden.

Das alles hat aber auch finanzielle Auswirkungen. Für 2020 hat der Rat 80 000 Euro für Neupflanzungen bereitgestellt. Es können aber noch Nachmeldungen kommen, kündigt Pöppel an. Rund 1500 Euro rechnet man für einen Baum. Im Moment erarbeitet die Stadt ein Baumkataster, in dem alle städtischen Bäume erfasst werden. 261 stehen auf Spielplätzen, circa 500 auf Friedhöfen. Die übrigen sollen im Laufe des Jahres erfasst werden. Insgesamt dürfte Leichlingen zwischen 5000 und 6000 Bäume haben, schätzt
Pöppel.

Stadtparks

Dauerbrenner im Baumstreit ist der alte Stadtpark. Dort sollen 19 Platanen und zehn bis zwölf Zierkirschen gefällt werden. Dafür sehen die Pläne des Integrierten Handlungskonzeptes die Pflanzung von 61 Bäumen vor. Und auch im neuen Stadtpark sollen weitere Bäume gepflanzt werden.