Entscheidung zu Prozess gegen Ex-SS-Leute verzögert sich
Münster (dpa/lnw) - Eine Entscheidung über einen möglichen Prozess gegen zwei ehemalige SS-Wachleute im deutschen Konzentrationslager Stutthof bei Danzig verzögert sich weiter. Wie das zuständige Landgericht Münster am Donnerstag mitteilte, hat die Verteidigerin eines der beiden hochbetagten Beschuldigten beantragt, das Verfahren einzustellen.
Ihr 93 Jahre alter Mandant aus Wuppertal höre so schlecht, dass er dauerhaft verhandlungsunfähig sei. Das Gericht gab daraufhin ein weiteres fachärztliches Gutachten in Auftrag, mit dem geklärt werden soll, inwieweit der Hörschaden sich auf die Verhandlungsfähigkeit auswirke und ob nicht vielleicht Hilfsmittel dennoch einen fairen Prozess gewährleisten könnten. Außerdem prüfen die Richter einen Befangenheitsantrag der Anwältin gegen den Mediziner, der den 93-Jährigen bislang begutachtet hat.
In den bisherigen Gutachten waren beide Beschuldigten im Alter von 93 und 94 Jahren für eingeschränkt verhandlungsfähig erklärt worden. Um dem Rechnung zu tragen, sollte bislang pro Tag höchstens zwei Stunden verhandelt werden. Zudem müssten zwischen den Prozesstagen Ruhetage eingelegt werden.
Den ehemaligen SS-Wachmännern wird vorgeworfen, für mehrere Hundert Morde zwischen 1942 und 1945 im deutschen Konzentrationslager Stutthof bei Danzig im besetzten Polen mitverantwortlich gewesen zu sein. Der zweite Beschuldigte kommt aus Borken im Münsterland.