Der ehemalige Vorstandschef von Fortuna Düsseldorf hatte die 50+1-Regel immer verteidigt. Das ist jetzt Geschichte Ex-Fortuna-Chef Schäfer will künftig Großinvestoren zulassen

DÜSSELDORF.  · Der ehemalige Vorstandschef von Fortuna Düsseldorf hatte die 50+1-Regel immer verteidigt. Das ist jetzt Geschichte.

Robert Schäfer.

Foto: dpa/Marius Becker

Als Vorstandschef des seinerzeit noch Fußball-Erstligisten Fortuna Düsseldorf hatte Robert Schäfer den Spagat zwischen eigenem Streben nach schneller, höher, weiter und dem Vorsitz in einem auf Tradition Wert legenden Verein gerade so geschafft, war seinerzeit auch noch Verfechter der 50+1-Regel, die den Mehrheits-Einstieg eines Investors in einem Verein unmöglich macht. Jetzt aber scheint Schäfer seine Meinung geändert zu haben. In der Fußball-Corona-Krise sieht er die deutschen Profifußballvereine in der Pflicht, besser und sparsamer zu arbeiten – und bald auch Investoren zuzulassen.

In dem Interview mit dem Magazin „Sponsors“ kritisiert Schäfer, dem manche nachsagen, dem 2022 als DFL-Chef ausscheidenden Christian Seifert nachfolgen zu wollen, dass die Vereine ungenügende Vorsorge betreiben würden. „Was ich kritisch sehe ist, dass die Clubs dieses Luftholen nicht besser genutzt haben, um sich auf die jetzige Situation einzustellen. Die Krise wird nicht im Winter vorbei sein und auch nicht am Ende der Saison. Christian Seifert und die DFL rechnen bis Sommer 2022 mit einem Umsatzrückgang von zwei Milliarden Euro, was 20 Prozent der Einnahmen bedeutet“, so Schäfer. Er fordert dazu auf, die Einnahmeausfälle in der Coronakrise „eins zu eins durch Einsparungen“ auszugleichen. Es müsse ein „Puffer geschaffen“ werden, mindestens eine „dreimonatige Liquiditätsreserve“.

Schäfer schlägt dafür Einsparungen bei Spielergehältern und Beraterhonoraren von bis zu 30 Prozent vor. Zudem fordert er Vereine auf, ihre Kader auf 26 Spieler zu reduzieren. „Da spart man als durchschnittlicher Bundesliga-Club, der aktuell 34 Spieler beschäftigt, mindestens zehn Millionen Euro“, sagt Schäfer. Gespart werden könne auch bei der Organisation von Trainingslagern oder Werbemaßnahmen.

Schäfer, der bei 1860 München mit Hassan Ismaik den ersten internationalen Investor für einen deutschen Fußballverein gewann, kritisiert die Branche auch für die Streitereien über die Verteilung der vier Milliarden Euro an TV-Geldern. „So etwas fördert die Entfremdung zwischen den Fans und dem Fußball.“ Die 2. Bundesliga sieht er gestärkt: „Die finanzielle Basis der 2. Bundesliga durch die TV-Geld-Verteilung ist einzigartig in Europa. Meiner Meinung nach muss mit dieser Basis besser gearbeitet werden.“ Dazu zähle er auch eine Wiedereinführung des Montagsspiels, das man „ohne Not“ als Alleinstellungsmerkmal abgeschafft habe.

Künftig sei auch der Einstieg von Investoren notwendig, wenn man mehr Konkurrenz an der Spitze wolle. „Der FC Bayern kassierte alleine durch den Champions-League-Triumph 2020 rund 130 Millionen Euro – mehr als sie durch die TV-Gelder in der Bundesliga einnehmen. Und Großkonzerne von VW bis Red Bull investieren massiv in ihre Clubs“, sagt Schäfer. „Ich glaube daran, dass Traditionsvereine weiter Erfolg haben können, wie wir das mit Fortuna gezeigt haben. Wenn man aber eine Debatte über Chancengleichheit in Bezug auf Meisterschaft oder CL ehrlich führen will, muss man Investoren zulassen.“ Die 50+1-Regel müsse dafür fallen. „Wenn jemand als Kapitalgeber so agiert, dann macht er das nur, wenn er den Prozess mit steuern kann. Das kann er nicht, solange die 50+1-Regel besteht.“ Das Beispiel England schreckt Schäfer nicht ab: Dort gebe es viele Spitzenteams – und Fan-Rechte wie zahlbare Eintrittsgelder könnten hierzulande über Vereinbarungen mit Investoren geregelt werden, sagt Schäfer, der eine „europäische Superliga“ für eine „sehr reale Gefahr“ hält.