Fehler in der taktischen Ausrichtung Verstehen die Spieler Rösler?

Analyse · Nur durch eine radikale Korrektur ist es doch noch gelungen, Stabilität in das Spiel von Fortuna gegen  Darmstadt 98 zu bekommen. Der Trainer hatte die Möglichkeiten einiger Spieler einfach falsch eingeschätzt.

Geschichten kann man so oder so erzählen. Und gleich wie man es macht, ändert sich die Gewichtung. Sollte man also den Mut zur Veränderung oder die Naivität, es überhaupt anders versucht zu haben, in den Vordergrund stellen? Beides hätte seine Berechtigung nach dem Spiel von Fortuna gegen den SV Darmstadt 98. Nur durch eine radikale Korrektur in der taktischen Aufstellung ist es Uwe Rösler noch gelungen, Stabilität in die Begegnung zu bekommen. Dass am Ende sogar ein 3:2-Erfolg stand, damit konnte niemand so wirklich rechnen.

Fortuna hat hohe Ansprüche an sich selbst. Zu hohe? Mitnichten. Als Bundesliga-Absteiger verfügt man trotz eines stattlichen Umbruchs im Kader noch immer über vorzeigbare personelle Möglichkeiten im Vergleich zur Konkurrenz. Doch bislang hat man (viel) zu wenig daraus gemacht. Rösler verweist an der Stelle immer gerne auf die schwierigen Rahmenbedingungen. Tatsächlich hatte er selten den kompletten Kader zur Verfügung. Aber wer hat das schon? Irgendwas ist immer.

Das Problem bei Rösler ist oftmals: Er hatte eine ausgewachsene Gabe dafür, alles zu verkomplizieren. Statt mit beschränkten Bordmitteln das eigene Spiel zu simplifizieren, überfordert er die Akteure auf dem Rasen, in dem er sie mit taktischen Anweisungen geradezu überflutet. Oder auch einfach falsche Einschätzungen vornimmt. In der Startaufstellung gegen Darmstadt hatte er zunächst Thomas Pledl für die linke Seite nominiert. Weil „der Toni das auch in Ingolstadt“ so schon gespielt hätte. Komischerweise war Pledl in Düsseldorf noch nie für eine solche Aufgabe in Betracht gezogen worden.

Das Ergebnis sah man dann nach wenigen Minuten. Pledl ging auf der linken Seite komplett unter – was natürlich auch daran lag, dass um ihn herum komplettes Chaos ausgebrochen war. Fehlpässe im Sekundentakt, viel zu leichte Ballverluste. Pledl war dann einfach die eine Baustelle zu viel. Auffällig: Kapitän Adam Bodzek ist seit zwei Spielen völlig von der Rolle und schafft es überhaupt nicht mehr, Struktur ins defensive Mittelfeld zu bekommen. Rösler hat zwei Mal viel zu spät reagiert. Gegen Darmstadt hätte Rösler direkt eine andere Variante im Machinenraum ausprobieren sollen. Es ist natürlich richtig und wichtig, verdiente Spieler auch in schwierigen Zeiten zu stützen. Doch so tut man ihnen merklich keinen Gefallen.

Rösler selbst präferiert die Dreierkette. Er hat es zwei Mal probiert (in Hannover und gegen Darmstadt), zwei Mal hat es nicht funktioniert. Das hat verschiedene Gründe. Die Spieler innerhalb der Abwehr harmonieren (noch) nicht richtig zusammen. Spätestens nach dem kurzfristigen Ausfall von Kevin Danso hätte er aber reagieren müssen und gleich lieber auf Viererkette zurückbauen sollen. Denn besonders eine Dreierkette lebt davon, dass die Arbeitskollegen aufeinander eingespielt sind. Dieser Hintermannschaft fehlt aber einfach noch Erfahrung.

Das größte Problem ist für Rösler, dass ihm jemand für die linke Seite fehlt. Leonardo Koutris könnte dieser Typ sein, aber der Trainer schützt den Griechen noch wie ein rohes Ei und sagt, dass er noch nicht bereit sei für einen Einsatz von Anfang an. Gegen Darmstadt saß Koutris (hatte einen Kreuzbandriss) immerhin schon mal auf der Bank. Alle anderen Alternativen sind nur halbherzige Krücken. Edgar Prib zu Beispiel gehört ins Zentrum.

Kristoffer Peterson könnte sich nach seiner Rotsperre dort auch wieder versuchen, die Idealbesetzung für die Aufgabe ist er aber nicht, weil er eben nach vorne orientiert ist und ihm das „Gefühl“ für die Abwehrarbeit fehlt. Marcel Sobottka wäre auch nur ein Notnagel und Luka Krajnc ist eben ein reiner Defensivspieler.

Rösler muss es schaffen, Stabilität ins Spiel zu bekommen. Er muss allerdings aufpassen, dass er auch wirklich alle Spieler erreicht. Der Sieg gegen Darmstadt resultierte aus verschiedenen Faktoren. Glück und auch Wille spielte eine wichtige Rolle. Bleibt für die Fans zu hoffen, dass es ein Anstupser für die ganze Gemeinschaft gewesen ist. Die Auswärtsbilanz von Fortuna ist eine Katastrophe. Nur ein mickriger Punkt gegen den 1. FC Nürnberg.

„Ich war während der Partie relativ gelassen“, sagt Vorstand Klaus Allofs, der am Samstag 64 Jahre alt wurde. „Wir haben das über weite Strecken gar nicht gut gemacht. Deshalb war meine Erwartungshaltung auch nicht besonders groß. Der Sieg war eine tolle Sache. Das waren goldene Punkte. So Spiele gewinnst du nicht oft in der Saison. Aber die Tatsache, dass wir drei Punkte geholt haben, hilft uns, weiter ein Stück nach vorne zu kommen.“