Fotos junger Frauen aus Remscheid auf Pornobilder montiert

Mehr als 60 Frauen aus Remscheid haben Fotos von sich im Internet gefunden: In vielen Fällen wurden ihre Köpfe auf Pornobilder montiert. Die Polizei spricht von einem nie dagewesenen Fall.

Symbolbild

Foto: Oliver Berg

Ein Schock muss das für die jungen Frauen gewesen sein: Sie klickten einen Link an, der am Wochenende im sozialen Netzwerk Facebook kursierte, und fanden ihre Köpfe auf Pornobilder montiert. Dies bestätigte Polizeisprecherin Hanna Meckmann auf WZ-Nachfrage. Mehrere hundert Frauen sollen betroffen sein.

Anonym sind die Fotos auf der Blogging-Plattform Tumblr veröffentlicht und in den so genannten sozialen Netzwerken beworben worden. Nicht alle Fotos scheinen manipuliert zu sein, nicht alle fallen unter den Begriff Pornografie. Etliche Bilder zeigen die jungen Frauen im Sommer beim Eis kaufen. Dabei sind sie augenscheinlich heimlich aus dem Verkaufswagen, das heißt ohne ihr Wissen aufgenommen und auf der Seite bei Tumblr hochgeladen worden. Versehen wurden sie im Internet mit Begriffen in italienischer Sprache. Dazu teilt der Unbekannte, der die Seite erstellt hat, die Eissorten mit, die die Mädchen an seinem Eiswagen gewählt haben: „Tedesca, timida dolcissima“, heißt es da etwa über eine augenscheinlich Minderjährige. Der unbekannte Verfasser beschreibt das Mädchen, dessen Vornamen er auch veröffentlicht, also mit „deutsch, schüchtern und süß“.

„Gruselig“ fand das eine der jungen Frauen, deren Foto auf der Seite zu sehen ist. Viele reagierten auf die RGA-Berichterstattung. Und auch ein Schuldiger wurde bald genannt, wobei die eine Posterin wusste, dass der verdächtige Eismann längst wieder in Italien lebe, die andere dagegen sein zwischenzeitliches Ableben bekannt gab. Die Dritte brachte einen anderen Eismann ins Spiel. „Wir ermitteln auch in Richtung eines Eisverkäufers“, sagt Polizeioberkommisssarin Hanna Meckmann, sieht die polizeilichen Recherchen aber noch ganz am Anfang stehen. Auch könne die Polizei die Internetseite mit den zum Teil pornografischen Fotos nicht einfach abschalten, was die Betroffenen fordern. Der Grund: „Wir wissen noch nicht, wo der Server steht“, sagt die Polizistin. „Solange wir das nicht wissen, bekommen wir die Seite nicht vom Netz.“ Wenn das denn überhaupt gelingt. Steht der Server im Ausland, schwinden die Chancen, die Bilder — auch die pornografisch manipulierten — überhaupt wieder aus der Welt zu schaffen.

Einen solchen Fall habe es im Bergischen Land so noch nicht gegeben: Seit Dienstag hätten sich mehr als 60 Remscheiderinnen, die ihre Fotos auf der Blogging-Plattform Tumblr gefunden hatten, bei der Polizei gemeldet und Strafanzeige gestellt. Es wird nun wegen Urheberrechtsverletzungen und der Verbreitung pornografischer Bilder ermittelt. Gleichwohl stehen die Untersuchungen der Polizei noch am Anfang, wie Polizeisprecherin Mecke sagte.

Der Tatzeitraum reicht unterdessen weit zurück. Das Gros der Bilder wurde auf März 2015 datiert. Wieder andere Bilder wurden aus dem Foto-Portal Instagram heruntergeladen, die die jungen Frauen dort selbst eingestellt hatten. „Natürlich muss jedem, der das tut, bewusst sein, dass solche Bilder missbräuchlich verwendet werden können“, sagt Lydia Schwertner, Leiterin der Remscheider Verbraucherzentrale, und mahnt zur Vorsicht. Das unterstreicht auch die Polizei, aber: „Ein Großteil der Opfer hat sicher nichts falsch gemacht“, sagt Hanna Meckmann. „Die haben nichts Anderes getan als an einem Eiswagen ein Eis zu kaufen.“ Und mussten dort nicht damit rechnen, fotografiert zu werden.

Alle, die noch auf ein Bild von sich stoßen, das ohne ihre Zustimmung verbreitet wurde, rät die Polizei dringend, ebenfalls Anzeige zu erstatten. Zudem hoffen die Ermittler auf Zeugenhinweise unter Telefon: 0202-284-0