Remscheid Pornobilder aus dem Eiswagen: Spur führt nach Solingen
Die Polizei durchsucht ein Grundstück in Solingen und verdächtigt einen 63-Jährigen. Der Mann steht im Verdacht, Fotos von Mädchen und Frauen gemacht zu haben — aus einem Eiswagen. Er soll mittlerweile im Ausland leben.
Solingen. Im Zuge der Ermittlungen im Fall der Porno-Montagen und Fotografien von Mädchen und Frauen aus einem Eiswagen führt die Spur nach Solingen. Das bestätigte die Polizei am Freitag auf Nachfrage unserer Zeitung. Demnach deuteten erste Ermittlungen zunächst auf einen 59-jährigen Eisverkäufer aus Solingen als möglichen Tatverdächtigen hin.
An dessen Wohnanschrift in Solingen fanden daraufhin am Donnerstag mit richterlichem Beschluss Durchsuchungen statt, bei denen die Beamten diverse Datenträger als potenzielle Beweismittel sicherstellten. Durchsucht wurde auch ein Eiswagen, bei dem es sich nach Auskunft der Polizei aber nicht um das Fahrzeug handelt, aus dem die Aufnahmen gemacht worden sind. Der betroffene Eiswagen, aus dem die Bilder gemacht worden sein sollen, scheint nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen abgemeldet worden zu sein. Nach Informationen unserer Zeitung prüft die Polizei, ob der Eiswagen noch bei einem Solinger Schrotthändler steht oder bereits verschrottet wurde.
Derweil stufen die Ermittler den anfangs verdächtigten 59-Jährigen mittlerweile nur noch als Zeugen ein. „Die Vernehmungen und die weiteren Ermittlungen — insbesondere die Auswertung der Datenträger — deuten nunmehr darauf hin, dass es sich bei dem eigentlichen Tatverdächtigen um einen 63 Jahre alten inzwischen im Ausland lebenden Mann handelt“, erklärte Polizeisprecherin Anja Meis am Freitagnachmittag. Hinweise auf einen möglicherweise dritten Tatverdächtigen haben sich dagegen nicht bestätigt.
Recherchen unserer Zeitung ergaben, dass es sich bei dem laut Polizei 63-jährigen Mann um einen Solinger mit italienischen Wurzeln handelt, der seit knapp zwei Jahren wieder in Süditalien lebt. Die Frage, ob die Behörde vor diesem Hintergrund auch in Italien ermittelt, ließ die Polizei unbeantwortet.
Der Fall um die Fotografien von hunderten Mädchen und Frauen, die meisten davon aus Remscheid, aber auch aus den umliegenden Städten, hat in den vergangenen Tagen überregional für Schlagzeilen gesorgt. Auf der Blogging-Plattform Tumblr waren unter dem Titel „Remscheiderinnen liebe Eis“ Fotos aufgetaucht, die zum Teil — offenbar ohne das Wissen der Opfer — aus einem Eiswagen heraus aufgenommen wurden.
Bei anderen Aufnahmen handelte es sich um Fotomontagen, bei denen die Gesichter der Mädchen und Frauen auf pornografische Inhalte manipuliert worden waren. Ein Großteil der veröffentlichten Bilder war auf März 2015 datiert.
Der oder die noch unbekannten Täter hatten die Fotos, die sich beispielsweise über Facebook rasend schnell verbreiteten, mit italienischen Begriffen wie „Tedesca, timida dolcissima“ — zu deutsch: „deutsch, schüchtern und süß“ — betitelt. Mittlerweile wurde die Seite vom Betreiber der Blogging-Plattform mit Sitz in New York City entfernt. Nicht auszuschließen ist jedoch, dass die Bilder auf anderen Internetseiten weiter verbreitet werden.
Derweil haben sich dutzende Betroffene bei der Polizei gemeldet. Dort liegen inzwischen rund 90 Anzeigen von Jugendlichen und Frauen vor, die sich auf den manipulierten Aufnahmen wiedererkannt haben. Die Staatsanwaltschaft in Wuppertal ermittelt deshalb derzeit wegen eines Verstoßes gegen § 33 des Kunsturhebergesetzes. Demnach ist es verboten, Fotos von Privatpersonen im Internet zu verbreiten. Sollten die Täter danach bestraft werden, droht ihnen eine Höchststrafe von einem Jahr Gefängnis. Denkbar sei auch eine Verurteilung wegen der Verbreitung pornografischer Schriften, erklärte Staatsanwältin Christina Laibold. Denn mit der Veröffentlichung der Bilder im Internet seien diese auch für Kinder und Jugendliche zugänglich gewesen.