Friedrich Engels war nie weg

zu: „Das Engels-Haus ist zurück“, WZ vom 13. September

 Das Engels-Haus in Wuppertal, verhüllt mit einer großen Plane mit Porträtfotos von 200 Bürgern der Stadt.

Das Engels-Haus in Wuppertal, verhüllt mit einer großen Plane mit Porträtfotos von 200 Bürgern der Stadt.

Foto: dpa/Christoph Grothe

Schön, dass das Engels-Haus endlich wieder zugänglich ist! Bemerkenswert ist zugleich, dass Ministerin Pfeiffer-Poensgen Friedrich Engels für eine wichtige Orientierung in Umbruchzeiten hält. Damit wird der berühmteste Wuppertaler seiner Bedeutung gemäß gewürdigt. Nur bleibt offen, warum er eine solche Orientierung bietet.

Der Oberbürgermeister Uwe Schneidewind nennt Engels einen „hochaktuellen Impulsgeber“. Der Impuls ist aber an ihm direkt vorbeigeflogen. Sonst würde er nicht die angebliche Vereinbarkeit kapitalistischer Profitmaximierung mit der Rettung der Umwelt predigen. Wenn aber die Profitmaximierung im Mittelpunkt steht, dann wird heute die Einheit von Mensch und Natur zerstört! Und wenn man als Wissenschaftler von Engels als „interdisziplinärem Genie“ redet, dann ist es schon eine kleine Meisterleistung, nicht die von ihm zusammen mit Marx entwickelte dialektisch-materialistische Methode zu würdigen, mit der die Bewegungsgesetze in Natur und Gesellschaft analysiert werden können.

Vor allem aber wird zumindest im Artikel jeder Hinweis auf die Lösung all der Probleme, die der Kapitalismus bereitet, vermieden: den Sozialismus als nächster Schritt der Menschheit. Es ist der Schritt in eine Gesellschaft, bei der der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Zentrum steht. Engels hat eben nicht nur das Elend der Fabrikarbeiter in England gesehen – ebenso hierzulande, sondern das Potenzial zur Gesellschaftsveränderung, das in der weltweit unterdrückten, ausgebeuteten Arbeiterklasse liegt.

Nicht ohne Grund heißt es im „Kommunistischen Manifest“, dass sich der Kapitalismus seinen eigenen Totengräber geschaffen hat. Es geht um die Zukunft der Menschheit und dazu hat Friedrich Engels ganz wesentliche Beiträge geleistet.

Darum ist Engels natürlich umstritten, weil er herausfordert, Standpunkt zu beziehen – für die Unterdrücker und Ausbeuter weltweit – oder die Ausgebeuteten und Unterdrückten weltweit. Dafür zog und zieht er auch den antikommunistischen Hass derer auf sich, die den Kapitalismus verteidigen.

Dieser Hass führte auch dazu, dass unlängst eine Demonstration zu Ehren Friedrich Engels‘ von der Polizei gewaltsam unterbunden wurde – was eine Wuppertalerin zu dem empörten Kommentar veranlasste: „Da wird endlich einmal etwas inhaltlich zu Engels gemacht – und dann wird das so behandelt!“

Ja, das Engels – Haus ist zurück – aber Friedrich Engels war nie weg, sondern der Mitbegründer des wissenschaftlichen Sozialismus ist brandaktuell und nicht aus den Köpfen der Menschen zu kriegen.

Walter Kolbe, per E-Mail