Parzellen an der Feilenhauerstraße Stadt schockiert Kleingärtner mit Kündigung
Grevenbroich. · Pächter sollen das Gelände an der Feilenhauerstraße innerhalb eines Jahres räumen.
Für die Kleingärtner sind ihre Schrebergärten ein Ort der Erholung, des Rückzuges vom Alltag und gleichsam ein Naturerlebnis sowie ein Platz für den privaten Obst- und Gemüseanbau. Oftmals pachten die Naturfreunde ihre Parzelle über mehrere Jahrzehnte. Doch die Ära der Kleingärten an der Feilenhauerstraße geht, für die Pächter völlig überraschend, zu Ende.
„Wir wussten alle nichts davon“, berichtet Kleingärtner Richard Lange. Er habe sich mit elf weiteren Pächtern beraten, die wie er von der Kündigung zum 31. Oktober 2020 geschockt waren. Sie alle fragen sich, so Lange, wieso sie die Grundstücke verlassen müssen. „Ich weiß nicht, wie das jetzt weitergeht“, berichtet der Pächter. Ihm fehle eine Begründung von städtischer Seite.
Im Kündigungsschreiben heißt es, dass die Stadt beabsichtige, die „Kleingartengrundstücke zukünftig anderweitig zu nutzen“. Monika Stirken-Hohmann, Vorstand der Stadtbetriebe, erläuterte beim Stadtteilgespräch, dass für das Gebiet, ein Landschaftsschutzgebiet (LSG), ein Konzept mit einer geschlossenen Bepflanzung – Bäume und Sträucher – geplant sei. Das Konzept werde im November im Umweltausschuss vorgestellt. Weitere Informationen gab die Stadt nicht an. Sie trat allerdings Vermutungen entgegen, dass das Gebiet bebaut werden
solle.
Neben dem Kündigungsgrund treibt Lange eine weitere Passage in dem Schreiben um: Demnach werden die Pächter gebeten „alle Zäune, Aufbauten, Inventar sowie weiteres Zubehör vom Grundstück zu entfernen“. Was das genau bedeute, wisse Lange nicht. Als zuletzt einem Pächter gekündigt wurde, sei das Grundstück „dem Erdboden gleich gemacht“ worden, berichtet Lange. Was auf die verbleibenden Pächter zukommt, stehe als offene Frage im Raum – besonders in Bezug auf die Art der Räumung und die damit einhergehenden Kosten.
Mit ihren Kleingärten verbinden die Pächter „tolle Erinnerungen“
Doch nicht nur wegen der Arbeit und der Kosten ist für Lange die Beendigung des Pachtvertrages ein herber Schlag. „Mit dem Kleingarten verbinde ich ganz tolle Erinnerungen und Erlebnisse“, berichtet er. „Ich könnte Bücher schreiben mit den Geschichten, die dort passiert sind.“ Vor mehr als 30 Jahren haben seine Schwiegereltern den Schrebergarten gepachtet, später hat Lange ihn übernommen. „Für meine Schwiegermutter ist das immer noch eine Art Lebenselexier. Sobald im Frühling die ersten Sonnenstrahlen durchkommen, ist sie im Garten und arbeitet.“ Und auch Langes Kinder verbinden viel mit dem Heimatgarten. „Sie sind dort groß geworden – für sie haben wir Brombeeren angepflanzt und geerntet“, erzählt der Pächter.
Dass in den Kleingärten allerdings nicht alle Regeln – die für ein LSG und die durch den Pachtvertrag auferlegten – eingehalten werden, weiß Anwohner Klaus Dicken. „Die Bürger sollen durch das Gebiet gehen und sich selbst ein Bild machen“, erklärt der Grevenbroicher, der ebenfalls eine Parzelle angemietet hat. Und tatsächlich: Einige der Kleingärten sehen verwahrlost aus, im angrenzenden Wald liegt Teerpappe und anderer Müll. Das Bauen und Betonieren sei seit längerem verboten, erzählt ein Pächter vor Ort – doch nicht alle hielten sich daran.
Dennoch: Lange misst jetzt schon seinen Kleingarten – den Garten als Ort der Erholung und als Ort der Begegnung, an dem sich eine interkulturelle Gemeinschaft gefunden hat.