Geschichte in Düsseldorf Am Schadowplatz bleibt es blumig

Stadtmitte. · Nach 55 Jahren hat Käthe Zieris Blumen Sporrer am Schadowplatz in neue Hände übergeben.

Käthe Zieris (l.) hat ihr Geschäft an Annette van de Moosdijk übergeben, schaut aber immer mal wieder am Schadowplatz vorbei.

Foto: Marc Ingel

In dem Geschäft am Schadowplatz 9 wurden irgendwie schon immer Blumen verkauft. Wie lange genau, weiß nicht einmal Käthe Zieris, und sie hat immerhin schon 1966 hier als Lehrling angefangen. Zumindest die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist überliefert: Die beiden akkreditierten Blumenbinderinnen Mally und Helma Sporrer eröffneten nach dem Wiederaufbau des Trümmergrundstücks Schadowplatz an Ort und Stelle das Blumenhaus Sporrer. Es herrschte damals schnell eine vornehme Note in dem Laden. Zum floralen Verkauf gab es auch wunderbare, zum Teil antike Keramiken. Die Krefelder Firma Grootenburg belieferte das Blumenhaus mit Unikaten, die heute als Sammlerstücke gehandelt werden. Der Vater von Mally und Helma, Paul Sporrer, hatte zuvor eine Amalie Posse, Besitzerin des florierenden Blumengeschäfts Posse & Co, geheiratet. Das war so um 1880 herum. Das Geschäft befand sich in direkter Nähe von Parkhotel und Opernhaus. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg allerdings komplett zerstört. So setzten die beiden Töchter im Sinne ihrer Eltern das Unternehmen am Schadowplatz 9 fort.

Als die Zeit für Mally und Helma gekommen war, sich zur Ruhe zu setzen, übernahm Leo Ehren das Geschäft. Und bald kam die 16-jährige Käthe Zieris hinzu. „Mein Großvater hatte eine Gärtnerei, da habe ich schon als Kind immer gerne gearbeitet“, erklärt sie ihre Vorliebe für das florale Gewerbe. Und als für ihren Chef dann vor 36 Jahren selbst der Tag gekommen war, sich zurückzuziehen, kam niemand anderes als Käthe Zieris als Nachfolgerin in Frage. „Ich habe nur kurz gezweifelt“, sagt sie, zumal ihr Ex-Chaf anfangs noch im Laden aushalf.

Die Geschäfte liefen weiterhin gut, jeden Tag war sie um 4.30 Uhr auf dem Blumengroßmarkt, um den Einkauf persönlich durchzuführen, drei, später vier Mitarbeiterinnen plus Fahrer für die Auslieferungen packten mit an, „wir waren ein eingeschworenes Team, wurden Freunde, eine Angestellte ist bis heute seit 37 Jahren hier“, erzählt Zieris.

Damals, da sah der Schadowplatz noch anders aus, gab es viele inhabergeführte Geschäfte und weder Kö-Bogen I noch II. „Aber der Schadowplatz war schon immer das Herz der Innenstadt. Und mein Laden das Kleinod vor Ort. Die Kunden kamen immer wieder. Sie haben wohl gemerkt, dass ich das hier mit Leidenschaft mache“, sagt die inzwischen 70-Jährige. Ein bisschen melancholisch wird sie dann schon, „außer mir hat hier nur die Apotheke so lange überlebt. Und die ist jetzt ebenfalls zu.“ Im Lockdown kam auch Käthe Zieris der Gedanke, dass es an der Zeit sei, aufzuhören. Ihr war es aber wichtig, dass es einen Nachfolger gibt „und hier nicht noch so ein Handyladen reinkommt“, so hätten auch die Besitzer des Hauses gedacht. Sie erinnerte sich an die Worte einer Kollegin: „Sag’ bloß Bescheid, wenn du aufhörst, ich übernehme.“

Das war Annette van de Moosdijk, die mit ihrem Mann Jean einen Blumenladen an der Josephinenstraße führte. „Das Haus soll aber einem Neubauvorhaben weichen, wir mussten uns verändern“, erklärt sie. Schon die Eltern und Großeltern waren im Blumengeschäft, „und ich wusste sofort: Das passt“, sagt Käthe Zieris.

Der Name Sporrer ist jetzt Geschichte, der Fiori Blumenstylisten GmbH gehört die Zukunft, parallel hat das Paar das Blumengeschäft in den Schadow Arkaden (früher Dornröschen) übernommen. Umgebaut haben die van de Moosdijks am Schadowplatz, übergangsweise in einer Holzbude vor dem Geschäft Blumen verkauft, „jetzt haben wir sogar oben einen Wasseranschluss, dafür musste man vorher immer in den Keller gehen“, berichtet Annette van de Moosdijk. Die Blumen kommen mittlerweile tagesfrisch aus Holland, ansonsten ist aber vieles geblieben, sogar alle Mitarbeiter.

Und Käthe Zieris? „Ich habe einen Garten, da kann ich mich noch austoben, und zwei Enkel, die mich auf Trab halten“, sagt sie. Und ab und zu schaut sie auch noch im Laden vorbei, so wie ihr Chef früher. „55 Jahre sind eine ganz schön lange Zeit, das hakt man nicht so einfach ab“, sagt Zieris, der vor allem eines wichtig ist: „Dass der Laden in gute Hände gekommen ist. Die Geschichte lebt weiter.“

(pam)