Wülfrath „Le Clou“ schließt nach 42 Jahren
Wülfrath. · Inhaberin Ulrike Schultz hat das Einzelhandelsleben in Wülfrath maßgeblich mitgestaltet – Ende Dezember will sie in den Ruhestand gehen.
Noch ist dem Mode- und Accessoires-Lädchen „Le Clou“ an der Wilhelmstraße 118 nicht anzusehen, dass seine Besitzerin bald den Betrieb einstellen wird. Die Blusen, Hosen und Röcke sowie die dazu passenden Ketten und Schals hängen noch immer in Reih und Glied an den Kleiderstangen oder zieren die Auslagetische. Im Hintergrund plant Ulrike Schultz aber schon fleißig den Abschied. Bis zum 31. Dezember dieses Jahres läuft noch ihr Mietvertrag, danach soll Schluss sein. Der Ruhestand ruft. „Und den habe ich mir auch verdient“, gibt die farbenfrohe Einzelhändlerin lachend wieder. Vor 42 Jahren hat die studierte Architektin ihren ersten Laden an der Wilhelmstraße 139 (heutiger Unverpackt-Laden) eröffnet.
Die schlechte Baukonjunktur und ihre kleine Tochter hatten sie zu dem Schritt bewogen, dem Ingenieursdasein den Rücken zuzukehren und sich lieber im Handel zu versuchen. Und so waren es zunächst Geschenkartikel und Porzellan, bedrucktes Klopapier und Produkte der Firmen Harlekin, Sigikid und Leonardo, mit denen sie ihre Kunden begeistern konnte. Erst später kam die Mode hinzu. „Hier war ich dann in meinem Element. Meine erste Modepräsentation veranstaltete ich im damaligen Café ,Anna Schirmke’. Es folgten Modenschauen im Foyer der Stadthalle. Heute steht an diesem Platz der Angermarkt“, erinnert sich die Einzelhändlerin.
Mit dem neuen Sortiment kam auch ein neues Ladenlokal, das Ulrike Schultz an der Wilhelmstraße 167 (neben der heutigen WG-Geschäftsstelle) fand. „Dort verkaufte ich angesagte Mode und Accessoires. Bei Stadtfesten veranstaltete ich Modenschauen vor dem Geschäft und engagierte mich in der Werbegemeinschaft.“
Auch abseits der Corona-Krise
gab es viele Rückschläge
Seit 2008 findet man Ulrike Schultz an ihrem jetzigen Standort. Einfach waren die vergangenen vier Jahrzehnte sicher nicht immer. „Und da möchte ich die aktuelle Corona-Krise nicht einmal in den Vordergrund rücken“, so die Händlerin, die sich noch gut an den Innenstadtbrand im Jahr 2001 erinnert. „Damals war die Innenstadt eine große Baustelle und kaum frequentiert. Das Haus neben der Buchhandlung Rüger hat gebrannt, über einen langen Zeitraum mussten die Trümmer abgetragen werden. Auch diese Zeit war schwierig, ist aber leider in Vergessenheit geraten.“ Zur Erinnerung hat sie noch Bilder der Bauzäune und aufgehäuften Ziegelberge in ihrer Kassenschublade liegen. Auch Kanalarbeiten, die dazu führten, den Bodenbelag vor ihrem Geschäft aufzureißen, haben nicht zum Erfolg beigetragen. Der Kontakt mit den Kunden hat sie in den Jahren jedoch bestärkt, nicht die weiße Fahne zu schwenken und stattdessen weiter durchzuhalten. „Auch heute sind es die lieben und wertschätzenden Worte, die diese Jahre für mich so besonders gemacht haben“, versichert Ulrike Schultz, die sich stets viel Zeit für die Beratung ihrer Kunden nahm.
Langeweile wird es aber auch in Zukunft im Leben von Ulrike Schultz nicht geben. Mittlerweile hat die künftige Pensionärin drei Enkelkinder. Und auch ihre Freundinnen und ihr Mann werden sie demnächst in Beschlag nehmen. „Darauf freue ich mich schon“, versichert sie. Ob sie heute nochmal den Schritt in die Selbstständigkeit wagen würde, kann Ulrike Schultz nicht mit Überzeugung bejahen. „Das war eben damals die Zeit, in der solche Ideen gut ankamen. Heute kaufen die Kunden die Produkte, die ihnen Influencer präsentieren. Die persönliche Ansprache ist verloren gegangen, die Sozialen Medien sind in den Fokus gerückt“, ist sich die Unternehmerin sicher, die auf diesen Zug nie aufgesprungen ist. „Ich habe immer persönliche Briefe und Mailings verfasst. So handhabe ich es auch jetzt zur Schließung.“