Autobahn-Vollsperrung Gigantische Logistik - Wie die A1 in Rekordtempo saniert wird
Düsseldorf · Die A1 wird am Wochenende auf einem Teilstück komplett gesperrt. Dahinter steht eine gigantische Logistik, bei der Pannen nicht vorgesehen sind.
Nach so einem Wochenende, das weiß Henrik Radmann, ist man durch. „Die nervliche Anspannung ist groß“, sagt der Prokurist und Leiter des Straßenbaus der Firma Heitkamp aus Herne. Irgendwann geht es bei einer solchen Maßnahme nur noch nach dem Motto „Augen zu und durch“. „Das ist nicht jedem in die Wiege gelegt.“
Heitkamp ist die ausführende Firma, wenn am Freitagabend um 20 Uhr die A1 zwischen den Autobahnkreuzen Dortmund/Unna und Westhofen in Fahrtrichtung Köln komplett gesperrt wird. Bis Montagmorgen um 5 Uhr ist dann Zeit, die zweite Hälfte der Fahrbahn auf einer Länge von drei Kilometern zu sanieren. Eine logistische Meisterleistung.
Mehr als hundert Sattelzüge am Wochenende im Einsatz
Vier Großfräsen sind im Einsatz, zwei Fertiger zum Aufbringen des Asphalts und sechs Walzen. Dazu kommen weit mehr als hundert Sattelzüge, die wegen der Arbeiten rund um die Uhr mehrfach besetzt sein werden. „Wir haben acht bis zehn Nachunternehmer, die koordiniert werden müssen“, sagt Radmann. Gleich drei Mischwerke in Castrop-Rauxel, Wuppertal und Kamen produzieren bereits seit Mittwoch den speziellen offenporigen Flüsterasphalt. Der Grund, warum die eigentlich für das vergangene Wochenende geplante Maßnahme schon am Mittwoch davor abgeblasen wurde: Die Wetterprognosen waren zu schlecht. Asphaltarbeiten vertragen sich nicht mit Regen.
Der Landesbetrieb Straßenbau NRW greift zunehmend auf Komplettsperrungen zurück. Aus zwei Gründen: „Wenn man Asphaltbahnen direkt hintereinander zieht, entsteht wegen der Hitze praktisch keine Fuge“, sagt Projektleiter Udo Mattigkeit. Fugen und Nähte in der Fahrbahn sind immer anfällig für Feuchtigkeit. Je weniger davon, desto haltbarer die Fahrbahndecke. Auf der A1 zwischen den Kreuzen wird es künftig nur eine Fuge geben, weil die erste Hälfte der Fahrbahn schon Anfang November erneuert wurde.
Der zweite Grund für die Komplettsperrungen: Arbeitet man schrittweise, muss auch mehrfach in den Verkehr eingegriffen werden. „Aber gerade an der A1 haben wir in diesem Bereich eine ungeheure Belastung“, sagt Mattigkeit. Mehr als 110 000 Fahrzeuge befahren die Strecke täglich. Da ist ein richtig massiver einmaliger Eingriff, der sich nur auf das Wochenende beschränkt, besser zu verkraften.
Aber das muss dann auch reichen, Pannen dürfen eigentlich nicht sein, Staus auf den Lieferstrecken für den Asphalt auch nicht. „Es gibt gleich mehrere Zufahrten auf die Baustellen, sodass wir hoffen, zumindest an einer Stelle immer durchzukommen“, sagt Mattigkeit. Ob Fräse, Fertiger oder Walze – alle Maschinen stehen zusätzlich auch noch einmal in Reserve bereit. Ein zeitlicher Puffer ist eingeplant, um bis Montagfrüh auch sicher die Fahrbahn wieder freigeräumt zu haben.
Es gibt für vieles einen Plan B, es gibt Notrufnummern für die Werkstätten. Aber als im vergangenen Jahr auf der Gegenfahrbahn hintereinander gleich zwei Fertiger ausfielen, war selbst Radmann fertig mit den Nerven. „Da muss man dann aber kühlen Kopf bewahren. Ich habe mich erst einmal eine Viertelstunde ins Auto gesetzt und überlegt, wie wir das jetzt lösen können.“ Am Ende war alles dank des Zeitpuffers trotz einer Verzögerung von drei Stunden noch pünktlich fertig, nur ein Arbeitsschritt musste am Wochenende danach nachgeholt werden.
Das soll diesmal möglichst vermieden werden. Zwei Stunden nach der Sperrung nehmen die Fräsen ihre Arbeit auf. Ab Samstagfrüh beginnen die Asphaltarbeiten. 8000 Tonnen werden gebraucht. Wenn Sonntagmorgen wie geplant die Markierarbeiten beginnen, hat alles geklappt, der Verkehr kann zum Wochenstart wieder fließen – und Henrik Radmanns Nervenkostüm auf Erholung schalten.