Handwerk „Wir brauchen keine Mundwerker, sondern Handwerker“

DÜSSELDORF · Handwerkspräsident Ehlert wirbt um Nachwuchs: „Wer nicht nur fürs Klima streiken will, sondern fürs Klima anpacken will, der ist bei uns richtig.“

Handwerks-Präsident Andreas Ehlert sprach bei seiner Jahrespressekonferenz über Sorgen und Forderungen des Handwerks. 

Foto: dpa/Mona Wenisch

Wenn Andreas Ehlert, der Präsident von Handwerk.NRW jeweils am Jahresanfang über die Lage spricht, dann kann er nie sagen, dem Handwerk als solchem gehe es gut oder schlecht. Die einzelnen Bereiche entwickeln sich einfach zu unterschiedlich, in Pandemiezeiten gilt das allemal. Und so rechnet Ehlert über alle Gewerke mit einem nominalen Umsatzplus von etwa zwei Prozent im zurückliegenden Jahr. Die Lage der Branchen sei aber sehr unterschiedlich, betonte er am Freitag bei seiner Pressekonferenz: „Das Baugewerbe boomt weiter und profitiert von einer hohen Nachfrage nach Bauleistungen. Auf der anderen Seite leiden die Lebensmittelhandwerke und die personenbezogenen Dienstleistungen wie Kosmetiker und Fotografen wieder massiv unter den aktuellen Einschränkungen.“ Auch Lieferkettenprobleme und Preissteigerungen für Rohstoffe und Vorprodukte prägten die Handwerkskonjunktur.

Der Ausblick fällt Ehlert schwer. Hohe Inflation, niedrige Zinsen und eine hohe Staatsverschuldung bedeuteten Unwägbarkeiten für die Unternehmen. Ebenso die explodierenden Baupreise und hohen Energiekosten. Für Vorsorge und Vermögensbildung sei das eine „denkbar schlechte Konstellation“, mahnte Ehlert und forderte tragfähige Staatshaushalte ein. Viel hänge für das Handwerk auch davon ab, dass die Behinderungen durch die Pandemie bald nachlassen. „Es ist gut, dass jetzt die Quarantäne-Regeln für Geimpfte erleichtert wurden“, so Ehlert, der „mehr Zug beim Thema Impfen“ fordert und auch eine Impfpflicht befürwortet.

Ein weiterhin großes Problem ist für das Handwerk der Fachkräftemangel. Und das angesichts der Perspektive, dass die Nachfrage nach Handwerkerleistungen noch zunehmen werde. Ehlert prophezeit: „Für mehr Klimaschutz müssen wir viel mehr konkrete Maßnahmen in den Bereichen Gebäude, Energie oder Mobilität umsetzen als bislang. Dafür brauchen wir keine Mundwerker, sondern Handwerker, die anpacken“, drückt er es aus. Und wirbt gerade bei jungen Menschen, eine zukunftsträchtige Berufswahl zu treffen: „Unsere Botschaft an die jungen Leute: Im Handwerk gibt es starke Perspektiven. Handwerker gestalten die Klimawende jeden Tag ganz konkret in der Praxis. Wer nicht nur fürs Klima streiken will, sondern fürs Klima anpacken will, der ist bei uns richtig!“

Ehlert lobt die schwarz-gelbe Landesregierung. NRW sei in den vergangenen Jahren „ein gutes Stück vorangekommen“. Und es sei gut, dass nun mit Hendrik Wüst „ein ausgewiesener Wirtschaftspolitiker Ministerpräsident“ sei. Doch gegenüber der Landesregierung, wer auch immer diese nach der Wahl im Mai stellen wird, hat das Handwerk auch konkrete Forderungen. Unter anderem die, dass man etwas am „Investitionshemmnis“ Grunderwerbsteuer ändern müsse. Hier sei NRW mit seinen 6,5 Prozent weiterhin „Höchststeuerland“. Bei der Grundsteuer fordert Ehlert ein einfaches und transparentes Steuermodell statt des von ihm befürchteten „Bürokratiemonsters“.