Klima- und Artenschutz Naturschutzbeirat fordert mehr Tempo beim Klimaschutz
Krefeld · Per Resolution sprechen sich Vertreter von Umweltverbänden gegen Projekte wie neue Gewerbe-, Wohngebiete und den Surfpark aus, die die angestrebte Klimaneutralität gefährden würden.
In den Augen des Naturschutzbeirates lässt sich die Stadt Krefeld viel zu viel Zeit mit der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes „KrefeldKlima 2030“. In der letzten Sitzung im Dezember hatte es deshalb eine rege Diskussion über das Thema gegeben, an deren Ende eine Resolution verabschiedet wurde. Darin fordert der Naturschutzbeirat mehr Geschwindigkeit beim Klimaschutz, der angesichts der Pandemie in der Dringlichkeit der Verwaltung nach hinten gerückt zu sein scheine.
Während die neue Umweltdezernentin Sabine Lauxen ebenso wie der Kommunalbetrieb Krefeld (KBK) im Beirat beziehungsweise nach einem Artikel in der WZ vom 8. Dezember „Klimaschutzkonzept: Es hapert noch bei der Umsetzung“ auf erste eingeleitete Maßnahmen sowie auf zunächst fehlende Ressourcen und Planstellen hinweisen, erinnert der Naturschutzbeirat an einen sofort umsetzbaren Grundsatz aus dem Beschluss zum Klimanotfall. Der lautet: „Die Kommune wird die Auswirkungen auf das Klima sowie die ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Nachhaltigkeit bei jeglichen davon betroffenen Entscheidungen berücksichtigen und wenn immer möglich, jene Entscheidungen prioritär behandeln, welche den Klimawandel und dessen Folgen abschwächen.“
„Wenn die gesamte Verwaltung das Ernst nähme, würden ab sofort bis zur effektiven Umsetzung der Mechanismen des Klimaschutzkonzeptes keine Planungen oder Maßnahmen beschlossen oder umgesetzt, deren Klimaneutralität in Frage steht“, so die Meinung von Beiratvorsitzenden Michael Müller (NABU) sowie der Mitglieder Heino Thies und Barbara Schweikart, der sich der Beirat (bis auf zwei Enthaltungen) in der verabschiedeten Resolution angeschlossen hat.
Dazu zählen für sie Maßnahmen, die ein erhöhtes Aufkommen des motorisierten Individualverkehrs nach sich ziehen, mit der Versiegelung großer Flächen in der Stadt einhergehen oder Bäume und Biotope in der Stadt gefährden oder gar vernichten. Und das bei einem dramatischen Verlust an Biodiversität (Insekten- und Artenschwund auf allen Gebieten von Fauna und Flora).
Als Beispiele nennen sie große Flächenversiegelungen durch die Erschließung neuer Gewerbe- und Wohnbaugebiete wie das interkommunale Gewerbegebiet, das neue Gewerbegebiet Uerdingen, geplante Wohnbaugebiete Fischeln-Süd und Südwest und damit zusammenhängende Straßenneubauten, den B-Plan 845 Wiesengrund und den geplanten Surfpark am Elfrather See.
Ein Maßnahmenpaket zur „Ausrufung des Klima-Notfalls“ ist im Juli 2019 vom Rat beschlossen worden. Mehr als zwei Jahre ist das her. „Es ist zu viel Zeit schon verstrichen, angesichts eines Notfalls“, erklärt Müller. Zur Ergänzung des Klimaschutzkonzeptes sprechen sie sich deshalb wegen der großen Nachfrage nach neuen Gewerbe- und Wohngebieten für verstärktes Flächenrecycling und Begrenzung des Flächenverbrauchs mit Hilfe eines zu erstellenden Brachflächen-, Leerstands- und Altersstrukturkatasters aus.
Umnutzung und Sanierung im Wohnungsbau sollte Vorrang vor Neubau haben. „Acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen fallen durch die Zementherstellung an“, rechnet Schweikart vor. Auch wenn oft gesagt werde, ein Neubau sei kostengünstiger als Sanierung, die Bilanz des Klimaschadens sehe anders aus. Zumal bei Neubauten auch das Umfeld durch Wege und Parkraum und mehr versiegelt werde.