Gaskrise Handwerker sollen Energiespartipps geben
DÜSSELDORF · Gaskrise: NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur ruft Handwerker und deren Kunden zum gemeinsamen Handeln auf.
„Wissen Sie, was es kostet, mit gasbeheiztem Wasser zehn Minuten lang zu duschen? Hätten Sie einen Münzzähler neben der Dusche, würde das gewiss dazu führen, dass Ihre Duschzeit auf 5 Minuten sinkt.“ Nein, Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW, will nicht für die Installation solcher Münzzähler werben. Wohl aber dafür, angesichts der Gaskrise „den Preis als wichtiges Signal nach vorn stellen“. Schon jetzt könne der Preis fürs zehnminütige Duschen je nach Gasanbieter bei zwei Euro liegen. Verdreifache sich der Preis, wie zu befürchten sei, koste das Ganze schon 6 Euro.
Auf private Haushalte entfällt ein Drittel des Gasverbrauchs
Ehlert sagt das bei einer Pressekonferenz im Düsseldorfer Wirtschaftsministerium. Nachdem Gastgeberin und Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) die Präsidenten der Spitzenorganisationen des NRW-Handwerks eingeladen und mit diesen und dem Staatssekretär des NRW-Arbeitsministeriums eine „Erklärung für mehr Energie- und Ressourcen-Effizienz“ unterzeichnet hatte. Das Ziel: Jetzt alles, was möglich ist, zu mobilisieren, um die Privathaushalte in die Lage zu versetzen, Energie zu sparen. Neubaur: „Damit Wirtschaft und Gesellschaft gut durch den Winter kommen, ist Energiesparen das Gebot der Stunde. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die privaten Haushalte: Auf sie entfällt rund ein Drittel des Gasverbrauchs.“
Im Schulterschluss mit dem Handwerk soll die Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger für das Energiesparen weiter erhöht werden. Neubaur betont: „Die energie- und klimatechnischen Handwerke mit ihrer Kompetenz sind dabei von entscheidender Bedeutung. Die Betriebe unterstützen mit Informationen, Beratung, Wartung und technischen Maßnahmen und sind mit ihren unmittelbaren Kundenkontakten ein zentraler Multiplikator beim Energiesparen in der Gesellschaft.“
Aber es ist doch auch bekannt, dass die Kunden oft wochenlang auf die Handwerker warten - und nun sollen diese auch noch als Berater ausschwärmen? Nein, so sei das nicht gedacht, sagen die Unterzeichner der Erklärung. Wohl aber sollen die Handwerker etwa aus den Bereichen Sanitär, Heizung, Elektrotechnik, Kälteanlagen oder die Schornsteinfeger, wenn sie ohnehin bei ihrer Kundschaft sind, diesen Tipps geben. Hinweise, wie mit einfachen Mitteln an verschiedenen Stellen Energie eingespart werden kann.
Ehlert nennt ein paar Beispiele: „Wenn etwa Teile der Rohrleitung nicht gedämmt sind. Oder die Regelung der Heizung ist nicht richtig eingestellt. Oder man bespricht mit dem Kunden, die Nachtabsenkung der Heizung um eine Stunde vorzuziehen. Oder die Temperatur im Warmwasserspeicher abzusenken.“ Solche niedrigschwelligen Maßnahmen könnten schnell umgesetzt werden. Neubaur gibt sich beeindruckt, dass allein die Schornsteinfeger 50 000 Kundenkontakte pro Tag hätten und dabei den Heizungsbesitzern durchaus wichtige Tipps zur Energieeinsparung geben konnten.
Auch das Dilemma, das die Handwerksorganisationen nun schon seit Jahren beklagen, wird in der gemeinsamen Erklärung angesprochen: der Fachkräftemangel und die Tatsache, dass zu wenige junge Menschen einen Handwerksberuf ergreifen und stattdessen die Uni bevorzugen. „Keine Wärmepumpe, keine Photovoltaikanlage und keine Wärmedämmung kann ohne gut ausgebildete Fachkräfte installiert werden“, wird dagegen in der gemeinsamen Erklärung betont. Das Handwerk biete jungen Menschen gerade auch in den für die Energie- und Klimawende relevanten Tätigkeitsfeldern chancenreiche berufliche Bildungs- und Karrierewege. Nun soll eine „Fachkräfteoffensive für das Handwerk gestartet und die duale Ausbildung gestärkt werden“.
All das hilft freilich aktuell in der spätestens im Herbst für jedermann spürbar werdenden Lage knapper Gasvorräte nicht weiter. Da braucht es „viele kleine Maßnahmen, aus denen dann am Ende eine große Wirkung entsteht“, wie Ehlert sagt. „Jede eingesparte Kilowattstunde zählt“ – auch dieser derzeit populäre Satz ist wieder zu hören bei der Präsentation im Wirtschaftsministerium.
Und Handwerkspräsident Ehlert guckt über den Tellerrand, wenn er ein Sparbeispiel erwähnt, an dem er und seine Kollegen erst mal nichts ändern können. Bei dem andere gefragt sind. Er spricht an, dass sich die Stadt Düsseldorf „den Luxus leistet, mit 14 000 Gaslaternen jeden Tag zwar wunderschönes Licht zu schaffen und das Stadtbild zu verschönern.“ Unter energetischen Gesichtspunkten sei das jedoch eine riesengroße Verschwendung. Der Verbrauch von zwei bis drei dieser Laternen entspreche dem Jahresverbrauch einer vierköpfigen Familie für Wärme und Warmwasser. Alles müsse auf den Prüfstand, appelliert Ehlert. Für die durchaus erhaltenswerten Laternen etwa komme eine Umrüstung auf LED-Technik infrage.
Informationen und praktische Tipps zum Energiesparen gibt es im Übrigen auf der neuen Energiesparseite des NRW-Wirtschaftsministeriums.
Dort ist auch auf Angebote der Verbraucherzentrale NRW verlinkt, für die das Thema längst mit zahlreichen Ratschlägen (Suchwort Energiepreiskrise) zu einem Schwerpunkt geworden ist.