Hilden Blinde ertastet Brustkrebs-Tumore
Hilden · Bereits 29 gesetzliche und alle privaten Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Taktilographie.
. (cis) Brustkrebs ist mit etwa 30,5 Prozent die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in allen Industrie-Nationen. Ungefähr 69 000 Mal im Jahr stellen Ärzte aktuell die Diagnose „Mammakarzinom“ bei einer Frau, über 17 850 Frauen sterben jährlich daran. Deshalb ist Vorsorge auch in Corona-Zeiten wichtig: Die fast blinde Jessica van Bebber kann nach eigenen Angaben kleinste Tumore in der Brust von Frauen mit den Fingerspitzen ertasten. Sie verfüge aufgrund ihrer starken Sehbehinderung über einen besonders sensiblen Tastsinn: Die qualifizierte Medizinisch-Taktile Untersucherin (MTU) kann etwa 30 Prozent mehr und bis zu 50 Prozent kleinere Gewebeveränderungen (sechs bis acht Millimeter) finden als Ärzte (ein bis zwei Zentimeter). Die MTU untersucht in der Praxis Dr. Lutz Winkler in Hilden Patientinnen jeden Alters.
In der Praxis Patientin zu sein, ist ausdrücklich keine Voraussetzung. Bereits 29 gesetzliche und alle privaten Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Taktilographie in Höhe von 46,50 Euro. Anderweitig versicherte Frauen können die Untersuchung als IGeL-Leistung in Anspruch nehmen.
MTU und Patientin tragen während der Untersuchung Masken, die MTU desinfiziert ihre Hände, die Untersuchungsliege und die Umgebung vor jeder neuen Untersuchung. Jesica van Bebber rät Frauen nachdrücklich dazu, die Vorsorge während der Corona-Pandemie nicht zu vernachlässigen. Denn je eher ein Tumor entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Ausgebildete Medizinisch-Taktile Untersucherinnen (MTU) wie Jessica van Bebber können viel dazu beitragen, dass Brustkrebs diagnostiziert wird, solange ein Tumor noch nicht gestreut hat. Denn erst dann wird die Krankheit lebensbedrohlich. Das Mülheimer Sozialunternehmen discovering hands hat das Tätigkeitsfeld der MTU entwickelt und durch wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit der Taktilographie bestätigen lassen.
Jessica van Bebbers Sehfähigkeit beträgt etwa zwei Prozent. Ihren ausgeprägten Tastsinn nutzt sie, um in 30 bis 60 Minuten (je nach Brustgröße) Brustgewebe sowie Lymphbahnen und -knoten an Hals, Brustbein und Achseln ihrer Patientin millimetergenau und schmerzfrei zu untersuchen. Anmeldungen: Telefon 02103/44337.