IHK-Gründungsreport Steigende Gründerzahlen im Kreis
Tönisvorst · Insgesamt 2217 Menschen im Kreis Viersen haben sich im vergangenen Jahr mit ihrer Geschäftsidee selbstständig gemacht. Dazu gehört auch die Vorsterin Luzia Conrads-Guthmann. Was sie anderen Gründern rät und wie die IHK die Lage bewertet.
Im Sommer hat Luzia Conrads-Guthmann den Schritt gewagt und sich selbstständig gemacht. Mit ihrem E-Lastenbike besucht die Vorsterin seither zum Beispiel Schulen und Kitas, Betriebs- und Familienfeiern, bietet eigens entwickelte inklusive Bildungs- und Bewegungsworkshops für Kindergruppen und deren erwachsene Begleitpersonen an. „LiLuLab“, hat die Sportphysiotherapeutin, Kindheitspädagogin und Psychomotorikerin ihre mobile Pädagogik genannt. „Es gibt Workshops zu verschiedenen Themen“, erklärt Conrads-Guthmann. „Dazu werden unterschiedliche Materialien und Methoden genutzt.“
So wie die Vorsterin haben sich nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein im vergangenen Jahr 2217 Menschen im Kreis Viersen selbstständig gemacht. Im gleichen Zeitraum haben aber auch 2052 Unternehmer ihre Firma aufgegeben.
Im Jahr 2022 waren es 2121 Gründungen und 1917 Aufgaben, teilt die IHK mit. Damit verzeichne der Kreis Viersen ein Plus von 4,5 Prozent bei den Gründungen und ein Plus von 7 Prozent bei den Aufgaben. Im Saldo habe die Zahl der Unternehmen im Kreis Viersen 2023 um 165 Unternehmen zugenommen. Das seien wesentliche Kennziffern des „Gründungsreport 2024 – Zahlen und Einschätzungen zum Gründungsgeschehen 2023 im IHK-Bezirk“, den die IHK auf Datenbasis des Landes NRW erarbeitet hat.
Den positiven Trend stellt die IHK im gesamten Bezirk Mittlerer Niederrhein fest. Die Unternehmensgründungen lagen demnach 2023 mit 9837 im Vergleich zu 9023 Gründungen um 9 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Zahl der Geschäftsaufgaben im IHK-Bezirk nahm ebenfalls zu: 8009 Gewerbeabmeldungen im Jahr 2022 stehen 8919 im vergangenen Jahr gegenüber (+11,4 Prozent). Im Saldo hat die Zahl der Unternehmen in der Region um 918 Firmen zugenommen.
„Das Plus an Gründungen in unserer Region ist sehr erfreulich“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz zu der Entwicklung. „Das zeigt, dass der Mittlere Niederrhein trotz vieler Unsicherheiten in der Wirtschaft derzeit attraktiv für Gründer ist und viele Chancen bietet.“
Neu-Unternehmer stellen sich den schwierigen Bedingungen
Steinmetz hofft, dass die angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer angesichts der allgemein herausfordernden wirtschaftlichen Situation nicht den Mut verlieren und dass das Gründungsgeschehen weiter an Dynamik gewinnt. Die Gründerinnen und Gründer seien eine wichtige Bereicherung für die Wirtschaft: „Sie treiben Innovationen voran, schaffen Arbeitsplätze und sorgen für Wertschöpfung.“
Selbstständig habe sie schon immer sein wollen, erzählte Gründerin Luzia Conrads-Guthmann im Juli im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie entwickelte das Konzept für ihr Unternehmen, stellte es bei der IHK vor und erhielt für ein Jahr ein Gründungsstipendium. Vom ersten Moment sei für sie klar gewesen, dass sie mobil arbeiten wolle.
„Die Workshops sind spielerisch und finden vorwiegend draußen statt“, erläutert die Gründerin nun. Daneben arbeitet sie projektbezogen, etwa für Kulturinstitutionen wie Museen, entwickelt und realisiert Workshop-Konzepte. Sie blickt optimistisch in die Zukunft: „Ich bin nach wie vor sehr motiviert, aufbauend auf mein Wissen und meine Erfahrung eigene Ideen weiterzuentwickeln und umzusetzen und mich für die Rechte von Kindern zu engagieren“, sagt sie.
Angehenden Gründern rät Conrads-Guthmann: „Sie sollten genügend Zeitpuffer für mögliche Umwege und Stolpersteine einplanen. Es lohnt sich auch immer, die eigene Idee aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und sich professionelle Unterstützung zu holen.“
Damit Gründern die Startphase so leicht wie möglich gemacht wird, fordert Steinmetz mehr Unterstützung von der Politik. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die unternehmerisches Engagement fördern und nicht ausbremsen“, sagt er. „Wir fordern zügige, digitale und unbürokratische Gründungsprozesse, einen leichteren Zugang zu Fördermitteln und steuerliche Vereinfachungen für Gründer und Kleinunternehmer. Wir brauchen weniger Regularien und mehr Wertschätzung für das Engagement und den Gründergeist von jungen Unternehmerinnen und Unternehmern.“