Eine Eigenkonstruktion soll den Abfluss verbessern Im ersten Gang den Parkplatz aufrauen
Neviges · . In einer Ecke des Domparkplatzes steht ein Wagen, der mal bessere Tage gesehen hatte: Der Lack ist stumpf und tief verschmutzt, Moos hat sich an der hinteren Stoßstange des Citroen Jumpy breit gemacht.
Die Anhängerkupplung wurde nicht viel benutzt, sie ist immer noch mit einer Schutzkappe versehen. Ein undefinierbares Eisengerät ist an dem Haken angebunden. „Wenn ich der Meinung bin, es ist mal wieder an der Zeit, fahre ich los“, sagt Jürgen Bucksteg und beugt sich vom Fahrersitz zum Beifahrerfenster. „Das Fenster an der linken Seite lässt sich nicht mehr öffnen“, entschuldigt er sich und tritt aufs Gaspedal, wobei das Eisengestell über den steinigen Belag des Pilgerparkplatz kratzt.
Die Oberfläche soll so angerissen werden, damit das Regenwasser besser ablaufen kann. „In dem Kies, der seit über 30 Jahren aufgebracht wird, ist ein Kalk, der wird hart wie Beton. Durch das Bearbeiten mit einer Art Egge wird die Durchlässigkeit etwas verbessert“, beschreibt Hans-Josef Seidl den Sinn der Rundfahrten mit dem eigentümlichen Gespann.
Seit dem die Familie Seidl das Parkhaus betreibt, kümmert sie sich um den Pilgerparkplatz, der schon von Stadt Neviges angepachtet wurde und heute den Technischen Betriebe Velbert (TBV) gehört. Jürgen Bucksteg kümmert sich im Nebenjob: Weil sich ein kleiner Gartentrecker als zu schwach für das Bodenbearbeitungsgerät erwies, trieb der Rentner einen alten Pkw auf, der schon auf dem Schrott landen sollte und für diesen Zweck gerade richtig ist. „Ich fahre nur im ersten Gang, bei schneller Fahrt stellt sich die Wirkung nicht ein.“ Damit das Arbeitsgerät nicht sofort ein Knöllchen als illegal entsorgtes Altauto erhält, hat der gelernte Maurer die Nummernschilder eines Fahrzeugs montiert, das er in Rastatt gekauft hatte.
Die Eisenkonstruktion zum Aufrauen der Oberfläche ist eine Eigenkonstruktion von Franz Seidl: „Bevor mein Vater in die Gastronomie wechselte, war er zehn Jahre lang im Walzwerk Neviges tätig, da hat er einiges an Metallarbeiten gelernt und das Gerät selbst gebaut. Es funktioniert immer noch einwandfrei“, stellt Hans-Josef Seidl fest. Normalerweise ist das Parken auf dem Platz kostenlos, nur sonn- und feiertags kassiert Parkwächter Jürgen Bucksteg im Auftrag der Familie Seidl einen kleinen Obolus von zwei Euro, für den man den ganzen Tag über dort stehen bleiben kann. „Wir zahlen Pacht an die TBV, wir decken damit gerade unsere Unkosten, einen Gewinn machen wir damit nicht“, versichert Martin Seidl. „Viele, die dort parken nutzen nicht unser gastronomisches Angebot.“
Mit dem Zustand des Platzes sind die Seidls überhaupt nicht zufrieden. Bei Regen bilden sich knöcheltiefe Pfützen, bei Trockenheit staubt es. „Das ist manchmal richtig schlimm, halb Neviges wird eingesaut“, schimpft Hans-Josef Seidl. „Wir freuen uns darauf, wenn der Platz gemacht wird.“ Das dauert allerdings länger als gedacht. Bereits in diesem Sommer sollten auf dem 6000 Quadratmeter großen Gelände für 1,3 Millionen Euro 155 gepflasterte Stellplätze angelegt werden. Die Obere Denkmalbehörde hat durch ihren Einspruch das Unternehmen verzögert, weil die vorgelegte Gestaltung nicht zum Schloss passt.