Düsseldorf Intensivstationen in NRW müssen Kinder abweisen
Düsseldorf · Der ohnehin große Personalmangel zeigt sich verschärft in der Kinderintensivpflege. Kliniken können Betten teils nicht belegen.
Viele Kinderintensivstationen in Nordrhein-Westfalen haben im ersten Halbjahr 2019 kleine Patienten wegen akuten Personalmangels ablehnen müssen. Das geht aus einer Recherche des WDR zurück: Demnach konnte die Uni-Klinik Münster 37 Prozent ihrer Betten nicht belegen, das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße in Köln 29 Prozent. Besonders arg traf es die Düsseldorfer Uni-Klinik (UKD), bei der 55 Prozent der Intensivbetten für Kinder leer blieben.
Die Klinik bestätigt das Problem auf Anfrage. Es beschränke sich allerdings nicht auf die Kinderintensivstation: „Im UKD sind immer wieder Betten auf unterschiedlichsten Stationen nicht zur Belegung freigegeben“, erklärt Sprecher Tobias Pott. Auf der Intensivstation verstärke sich der generelle Personalengpass allerdings zusätzlich wegen einer festgeschriebenen Relation von Pflegekräften pro Patient, zudem bräuchten diese spezielle Fortbildungen. Könnten die 16 Betten der Station nicht belegt werden, würden ältere Kinder „in Einzelfällen auf Erwachsenen-Intensivstationen verlegt“ – speziell psychosozial betreut – oder jüngere in andere Kliniken nahe dem Wohnort ihrer Eltern.
Auch dem NRW-Gesundheitsministerium „ist das Problem grundsätzlich bekannt“, heißt es gegenüber dieser Zeitung. Im vergangenen Jahr fehlten in NRW in der Kinderkrankenpflege demnach 655 Fachkräfte. Grund sei auch, „dass in den vergangenen Jahren in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu wenig ausgebildet worden ist“. Minister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte bereits im Mai 2018 einen Appell an die Krankenhäuser und Krankenpflegeschulen geschickt, die Ausbildungszahlen zu steigern. Auffällig ist laut seinem Haus, dass im Jahr 2017 pro Lehrstelle elf Bewerbungen vorlagen. Dennoch waren 2016 nur 2099 von 2369 Lehrstellen zum Stichtag vergeben, 2018 immerhin 2310 von 2494.
Die Uni-Klinik Düsseldorf hat nach eigenen Angaben eine Ausbildungsoffensive gestartet, um die Zahl der Lehrstellen zu verdoppeln, wirbt zudem im Ausland um Kräfte. Doch Sprecher Pott sagt: „Trotz unserer Anstrengungen, Investitionen und der verbesserten Verdienstmöglichkeiten ist es auf einem leergefegten Markt sehr schwierig, qualifiziertes Personal zu gewinnen.“