Karneval „Mit allem, was politisch ist, muss man in Krefeld aufpassen“
Krefeld · Florian Noever gestaltet seit 40 Jahren Mottowagen für den Rosenmontagszug.
Alle Jahre wieder werkelt Florian Noever in seiner Halle an der Vennikelstraße herum. Karneval steht vor der Tür und die passenden Mottowagen bekommen gerade den letzten Feinschliff. Seit 40 Jahren gestaltet der Krefelder die Wägen für den Rosenmontagszug. Jedes Jahr aufs neue reicht er Vorschläge ein und setzt seine Ideen anschließend um. Erlebt hat er einiges, die Freude an seiner Arbeit hat der Künstler dabei nie verloren. „Letztendlich ist es mir egal, was ich mache. Ich baue und dass immer wieder gerne.“
100 bis 120 Wagen sind nach eigener Schätzung aus seiner Regie über die Krefelder Straßen gezogen – in diesem Jahr werden es insgesamt sieben sein. Zwei davon hat er zusammen mit seinem Assistenten Felix Burandt neu gebaut. Die Themen drehen sich um den Sport und das Baustellenchaos in der Stadt. Ein Maulwurf mit „SWK“-Aufschrift ziert einen Wagen. Hinten gräbt er sich ein, vorne kommt er wieder raus. Kein Ende in Sicht. Ein Motiv, dass Noever bereits zum dritten Mal vorgeschlagen hat. Nun darf er es umsetzen.
Düsseldorfer Kollege
darf sich richtig austoben
Innovativ, aber nichts, dass polarisiert. Da ist man in Krefeld an der falschen Adresse meint Noever, und sagt: „Mit allem, was politisch ist, muss man in Krefeld aufpassen.“ Mal fehlt der Mut, mal die Themen. „Lokalpolitisch ist ja nichts los. Für was richtig mutiges müsste man auf die Bundespolitik gehen“, meint der 62-Jährige. Ein wenig neidisch blickt Noever da auf seinen Kollegen Jacques Tilly, der sich in Düsseldorf Jahr für Jahr austoben darf.
Auch Noever hatte einmal das Angebot einen Wagen für den Zug in der Landeshauptstadt zu bauen, doch letztendlich bekam er eine Absage, mit der Begründung, dass in Düsseldorf nur Tilly bauen darf. Die Begeisterung für den Straßenkarneval sei ohnehin in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Wie schon im Vorjahr bleibt ein Wagen unbenutzt. „Die Leute wollen nicht mehr mitziehen. Früher waren die Karnevalisten bereit eine ganze Menge Geld auszugeben. Das ist heute nicht mehr so“, meint Noever. Und auch das Handwerk in seiner Branche stirbt immer mehr aus. „Früher bauten vier Teams mindestens zwölf neue Mottowagen pro Jahr. Jetzt bin nur noch ich übrig.“
An seiner Leidenschaft ändert dies aber nichts. Aufgrund der späten Karnevalstage machte sich Noever erst Anfang Januar so richtig an die Arbeit. In seiner Werkstatt baute er erste Elemente vor, startete mit dem schwierigsten Teil, den Draht für die Figuren zu spannen. Mitte Januar ging es dann in die kalte, feuchte Halle. Die angenehmen Temperaturen machten es in diesem Jahr aber leichter – „super Arbeitsvoraussetzungen“, wie Noever es nennt. In Ruhe konnte er auch am zweiten Neubau arbeiten. Ein Wagen, der sich mit den zwei großen Krefelder Sportvereinen befasst. Rechts der Grotifant samt KFC-Trikot, daneben ein Pinguin. Geleitet werden beide von einem großen, braunen russischen Bären. Auf seiner Schärpe steht in Großbuchstaben der Name „Ponomarev“. Das Motto: „Der Liebe Onkel Mikhail“. Rosenmontag wird die Große Karnevalsgesellschaft Krefeld 1878 auf diesem Wagen durch Krefelds Straßen ziehen. Den zweiten Neubau mit SWK-Maulwurf beziehen die Minister, auf den alten Königsburg-Wagen wird Oberbürgermeister Frank Meyer gehen.
Der Künstler ist
kein großer Karnevalist
Noever wird sich dann am Sprödentalplatz einen kurzen Überblick verschaffen, schauen, ob auch alles heil geblieben ist. Viel mehr tut er sich nicht an. Ein echter Karnevalist ist er nicht. „Ich gehe dann nach Hause und lege die Füße hoch. Dann gucke ich was die Kollegen aus Düsseldorf und Köln so gemacht haben“, sagt Noever. Bis nächstes Jahr. Dann wird er wieder in seiner Halle stehen und an den neuen Wagen werkeln.