Kirche in Meerbusch Kirche will Reformprozess anstoßen
Das Bistum will sich neu aufstellen. Statt vieler Pfarreien soll es „Pastorale Räume geben“. Die Kirche will wieder näher an den Menschen sein.
Überraschende Neuigkeiten gibt es aus der Pfarrei Hildegundis von Meer. Im jüngsten Infobrief (Nr. 38) teilt Pfarrer Norbert Viertel mit, welche weitreichenden Überlegungen es im Bistum Aachen gibt. Ein Synodalkreis mit dem Namen „Heute bei dir“ hat Vorschläge erarbeitet, wie die (katholische) Kirche der Zukunft aussehen könnte. Im Vordergrund des Prozesses stehe die Frage: Wie kann Kirche wieder näher bei den Menschen sein? Wie kann der Glaube heute verkündet werden? Ein breiter Reformprozess soll angestoßen werden.
„Wir können nicht länger einen kleinteiligen Flickenteppich bedienen, der nicht mehr zukunftsfähig ist. Wir haben Gemeinschaften der Gemeinden, die kaum noch Gremien besetzen können, und zu viele vakante Pfarren“, sagt im Newsletter des Bistums beispielsweise die pastorale Mitarbeiterin Katrin Hohmann, die dem Synodalkreis angehört. Zudem: „Viele Menschen wollen mehr Beteiligung und Partizipation.“ Dazu sollen „Pastorale Räume“ geschaffen werden, die speziellen Interessen zugeordnet werden und in denen sich sowohl Ehrenamtliche wie auch Kirchenpersonal einbringen können.
„Wir brauchen moderne Formen von Kirche, die auch Menschen ansprechen, die sich derzeit nicht angesprochen fühlen“, erklärt Anja Klingbeil, Sprecherin des Bistums. „Da schaue ich besonders auf die jüngeren Generationen, die sich nicht mehr an eine Pfarre binden, sondern neue Formen jenseits des bisherigen Pfarrsystems suchen und entwickeln. Darin sehe ich eine große Chance“, so Hohmann.
Pfarreien im Bistum Aachen sollen auf 13 reduziert werden
Was bedeutet das nun für Hildegundis von Meer? Im Infobrief von Pfarrer Viertel heißt es, dass es künftig nur noch acht bis 13 Pfarreien für das gesamte Bistum Aachen geben solle. Derzeit umfasst das Bistum 71 GdGs (Gemeinschaft der Gemeinden) und 326 Pfarreien. Werden diese dann aufgelöst und in großen Einheiten zusammengefasst? Das hätte den Vorteil, dass nicht mehr so viele Priester benötigt werden. Zusätzlich, als wichtigstes Standbein der Kirche, soll das neue Format der „Pastoralen Räume“ installiert werden, in denen Priester, kirchliches Personal und Laien wirken.
Geplant sind 50 dieser pastoralen Räume, die unterhalb der (Groß-)Pfarreien spezielle Angebote machen sollen. In diesen Räumen soll es idealerweise demokratischer zugehen als bisher in der katholischen Kirche, wo oft der Ortspriester das letzte Wort hat. „Viele Menschen wollen mehr Beteiligung und Partizipation. Sie sind bereit, nicht nur zu beraten, sondern auch Verantwortung zu übernehmen. Dies kann aufgrund des Kirchenrechts auf der Pfarrebene nur in Ausnahmefällen erfolgen. Deshalb liegt unser Augenmerk auf dem pastoralen Raum, in dem wir verschiedene Leitungsmodelle möglich machen wollen“, erklärt Hohmann. Außerdem gäbe es viele neue Formate wie Instagram, Youtube und Facebook, die bisher viel zu wenig genutzt würden.
„Der Kirchenvorstand und der GdG-Rat wurden von mir bereits über die anstehende Entwicklung informiert“, so Viertel. „Die pfarrlichen Gremien werden sich nun der Frage stellen, welche Konsequenzen sich für unsere Pfarrei Hildegundis von Meer in Meerbusch ergeben werden und wie seitens aller Verantwortlichen eine Mitgestaltung der Entwicklung vor Ort aussehen kann.“ Die geplante konkrete Neugliederung soll Ende März vorgestellt und diskutiert werden. Der endgültige Plan soll ab 2024 umgesetzt werden.