Polizei Düsseldorfer Kommissar rät: „Spielen Sie nicht den Helden“
Düsseldorf · Zwei Menschen wurden innerhalb von wenigen Tagen von Kriminellen schwer verletzt. Was tun, wenn sie plötzlich einem Räuber gegenüber stehen? Ein Experte der Kriminalpolizei gibt Tipps.
Es waren zwei spektakuläre Fälle innerhalb von wenigen Tagen. Im Südpark wurde ein 43-Jähriger nachts von fünf Männern brutal zusammengeschlagen, die zuvor einen Fahrradunfall simuliert hatten. Und in Pempelfort schleifte ein Trickbetrüger eine mehr als 70 Jahre alte Seniorin die Treppe herunter, als sie ihre Tasche voller Bargeld nicht hergeben wollte. Auch die Rentnerin wurde schwer verletzt. Was kann man tun in extremen Situationen, um eine Begegnung mit gewaltbereiten Kriminellen unbeschadet zu überstehen? Peter Werkmüller von der Dienststelle Kriminalprävention und Opferschutz im Polizeipräsidium verrät einige Tipps, wie man sich verhalten sollte.
„Die beiden Fälle sind natürlich völlig unterschiedlich. Es gibt da kein Allheilmittel. Der Mann im Südpark hatte gar keine Chance, dem Konflikt aus dem Wege zu gehen“, so Werkmüller. Grundsätzlich rät der Kommissar bei Überfällen: „Spielen Sie nicht den Helden. Geben Sie Ihr Geld ab und versuchen Sie, sich die Gesichter der Täter zu merken. Und danach rufen Sie so schnell wie möglich die Polizei.“
Wer einem Konflikt nicht aus dem Weg gehen kann, sollte laut um Hilfe rufen: „Schauen Sie, ob andere Personen in der Nähe sind. Die sollten direkt angesprochen werden. Zum Beispiel mit den Worten ‚Sie in der blauen Jacke, helfen Sie mir’. Dann ist die Chance größer, dass jemand bereit ist einzugreifen.“
Am besten schützen kann man sich, wenn man brenzligen Situationen ganz aus dem Wege geht. „Lärm, Licht und Leute sind der beste Schutz. Planen Sie schon vorher, wie Sie abends vernünftig nach Hause kommen. Machen Sie lieber einen Umweg oder fahren Sie mit dem Taxi“, rät der Experte. Einsame Parkanlagen sollte man lieber meiden: „Und wenn Sie dort Menschen bemerken, die Ihnen verdächtig vorkommen, machen Sie besser einen Bogen um die Gruppe.“
Absichern kann man sich inzwischen auch mit einer Begleit-App auf dem Handy. Mehrere Firmen bieten diesen Service an, zum Teil sogar kostenlos. Sie speichern die aktuellen Daten, wenn man sich auf den Heimweg macht und schalten erst ab, wenn man sicher zu Hause angekommen ist. Werkmüller: „Es gibt auch kleine Alarmanlagen, die man in der Tasche tragen kann. Damit kann man Täter abschrecken. Auch Männer sollten sich die Anschaffung von solchen Geräten überlegen, die schon für weniger als zehn Euro angeboten werden.“ Hilfreich im Notfall sei auch eine kleine Taschenlampe. Durch das Licht könne man Kriminelle erheblich verunsichern.
Im Fall der alten Dame hätte die Prävention schon vorher stattfinden müssen. Sie ließ einen Trickbetrüger in die Wohnung, der sich als Polizist ausgegeben hatte. Erst als sie dem Mann ihre Tasche mit einem Geldbetrag in sechsstelliger Höhe übergeben sollte, verlangte sie nach einer Quittung und wollte den Dienstausweis sehen. „Da war es schon zu spät“, sagt der Präventionsexperte, „lassen Sie niemals eine fremde Person in die Wohnung und sichern Sie Ihre Haustür mit einer Sperre ab.“ Als der falsche Polizist die Rentnerin an der Tasche die Treppe herunter schleifte, hätte die Frau lieber loslassen sollen: „Die Gesundheit ist wichtiger als das Geld.“ Gerade ältere Leute seien in Gefahr, schwere Verletzungen wie einen Oberschenkelhalsbruch davon zu tragen.
Ganz andere Ratschläge gibt Werkmüller im Fall von Sexualdelikten: „Da hilft nur Kratzen, Beißen, Spucken und um Hilfe rufen. So feste und so laut wie es geht. Machen Sie sich so unattraktiv wie möglich.“ Dies sei die einzige Möglichkeit, auf einen Täter einzuwirken.
Grundsätzlich rät der Präventions-Experte dazu, einen Selbstbehauptungskurs zu besuchen, der von einigen Sportvereinen angeboten wird.Werkmüller: „Kriminelle suchen sich in der Regel Opfer aus, bei denen wenig Widerstand zu erwarten ist. Wer selbstbewusst auftritt und eine gewisse Sicherheit ausstrahlt, gerät seltener in schwierige Situationen. Das ist eine Frage der inneren Einstellung.“