Kandidat aus Korschenbroich Eine Mischung aus Tradition und Moderne

Rhein-Kreis · Seit zwölf Jahren sitzt Ansgar Heveling aus Korschenbroich im Deutschen Bundestag. Nun steht für ihn die vierte Wahl an. Er setzt auf Tradition und Moderne.

Schloss Dyck liegt im Wahlkreis von Ansgar Heveling.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

 Die Kuckucksuhr in seinem Wohnzimmer in Korschenbroich ist geradezu typisch für ihn: ohne üppige Schnitzereien mit Pflanzen- oder Tierdekoren, sondern ganz schlicht. Geradezu minimalistisch, aber eben mit dem altbekannten Vogelruf zur vollen Stunde. Eine gute Mischung aus Moderne und Tradition. Ebendiese Einstellung verkörpert auch Ansgar Heveling – ob beim Kaffeeklatsch mit der Senioren-Union im Tuppenhof oder vor einem seiner Lieblingsorte am Schloss Dyck in Jüchen. Der 49-Jährige sitzt seit zwölf Jahren für die CDU im Bundestag. Nun steht für ihn die vierte Wahl an.

Wie er sich selbst als Politiker beschreiben würde? „Ich bin fest verwurzelt in der CDU“, sagt Heveling. „Das christliche Menschenbild ist mein Fundament für politische Entscheidungen.“ Er selbst bezeichnet sich als konservativ. „Im Sinne von: Dinge zu bewahren, aber gleichzeitig mit rheinischer Offenheit pragmatisch zu sein und die Transformation in die moderne Politik zu begleiten.“ Die soziale Marktwirtschaft als Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell sei ihm besonders wichtig. „Dazu zählt für mich, die Schwachen nicht aus dem Blick zu lassen, aber den Starken die Gelegenheit zu geben, sich zu bewähren.“

Eine gewisse Zuversicht habe er schon, den Wahlkreis zu gewinnen, gibt er auf Nachfrage zu. Alles andere wäre wohl auch falsche Bescheidenheit. Denn bislang war er im Wahlkreis 110 immer klarer Favorit. 42,4, Prozent holte er 2017, 2013 49 Prozent und 2009 42 Prozent. „Aber ein Risiko bleibt. Ich muss den Wahlkreis schon gewinnen“, sagt Heveling. „Denn ich habe auf eine Listenplatzierung verzichtet. Gewinne ich nicht, habe ich kein Bundestagsmandat.“

Heveling ist in Korschenbroich aufgewachsen, hat am Humanistischen Gymnasium in Mönchengladbach sein Abitur gemacht und nach seinem Wehrdienst in Bonn Jura studiert. „Ich bin der erste Jurist in meiner Familie“, so Heveling, der aus einer Apotheker-Familie stammt. „Großvater, Eltern und meine Schwester – alle sind Apotheker“, lacht er.

1989 trat er der
Jungen Union bei

Mitglied der CDU – genauer gesagt der Jungen Union – wurde er schon 1989. „Es war die Zeit, als die Republikaner ziemlich stark waren“, erinnert sich Heveling. „Das war für mich Anlass, mich politisch zu engagieren.“ Denn das Erstarken der Republikaner ging seiner Ansicht nach in die falsche Richtung. Sein politisches Interesse sei schon immer groß gewesen. „Politik war Zuhause immer wichtig.“ Wohl auch, weil der Großvater mütterlicherseits in Geldern Bürgermeister und Landrat war.

In der Schülerunion war er sofort im Vorstand aktiv, wurde zudem stellvertretender Kreisvorsitzender der Schülerunion. 1992 war er Stadtverbandsvorsitzender im CDU-Ortsvorstand, 2002 Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. Hauptberuflich arbeitete er als Rechtsanwalt in einer Korschenbroicher Kanzlei. „Als Willy Wimmer 2008 nicht mehr für den Bundestag kandidieren wollte, wurde ich gefragt“, sagt Heveling. Zu der Zeit war er Ministerialbeamter im Finanzministerium in Düsseldorf, arbeitete als stellvertretender Büroleiter und war Redenschreiber des damaligen NRW-Finanzministers Helmut Linssen. Er ergriff die Chance, die sich ihm bot.

Auf dem Wunschzettel, den er damals als frischgebackener Bundestagsabgeordneter von seiner Fraktion erhalten hatte, um seine Ausschuss-Wünsche anzugeben, präferierte er die Themen Verkehr, Kultur und Recht. In ebendieser Reihenfolge.

Peter Hintze, der seinerzeit Landesgruppenvorsitzender war, riet ihm jedoch zum Rechtsausschuss. „Er spiegelt jedes Thema wider. Jedes Gesetz wird auch dort beraten“, so habe ihm Peter Hintze die Bedeutung des Rechtsausschusses damals schmackhaft gemacht. Der spätere Vizepräsident des Deutschen Bundestages und 2016 verstorbene CDU-Politiker war ein wichtiger Mentor für Heveling. „Er hat mir den Weg bereitet“, sagt er. Seit 2018 ist er Justiziar der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und damit auch Obmann im Richterwahlausschuss. Eine spannende Aufgabe: Bestimmt er doch mit, wer eine der etwa 30 Positionen an Bundesgerichten, über die pro Jahr entschieden wird, erhält.

Neben den juristischen Schwerpunkten hat Heveling ein ausgeprägtes kulturelles Interesse. Dieses kam schon manches Mal seiner Heimat zugute. Für die zweitgrößte Orgel im Bistum Aachen – die Orgel in St. Andreas in Korschenbroich – konnte er ebenso Bundesfördermittel akquirieren wie für Schloss Dyck und Sportstätten in Korschenbroich. Kultur spielt auch Zuhause eine wichtige Rolle: Sohn Adrian (16) spielt Klavier und Orgel, Ehefrau Claudia Querflöte und Heveling selbst Bratsche und Geige.