NRW Diskussion um Skateranlage

Monheim · Die Anlage für den professionellen Rollsport soll durch eine neun Meter hohe Lärmschutzwand eingefasst werden. Den Grünen geht der Natur- und Artenschutz im östlichen Kielsgraben nicht weit genug, der Bürgermeister findet den Aufwand für das entstandene Biotop übertrieben.

In den Feuchtgebieten am unteren Bildrand haben sich etliche geschützte Vogelarten angesiedelt.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Die Pläne der Stadt für ein großes Sportzentrum im Westen der Auskiesungsfläche am Kielsgraben rufen jetzt Anwohner auf den Plan: Peter Schneider, der an der Sandstraße wohnt, trug in der Fragestunde des Planungsausschusses seine Bedenken vor: Sie richten sich gegen die Skateranlage für den professionellen Rollsport und die Außengastronomie der Vereinsheime. „Die sollte man nach Süden verlegen, damit es nicht zu häufigen Polizeieinsätzen wegen Ruhestörung kommt“, warnte er. Dem Schallschutzgutachten hatte er entnommen, dass es am Wochenende (außerhalb der Ruhezeiten und am Abend) an der Sand- und an der Monheimer Straße durch die Skateranlage zu einer Überschreitung der Immissionsrichtwerte kommen werde. Die Gutachter hatten daher die Errichtung eines fünf Meter hohen Walles mit einer vier Meter hohen Lärmschutzwand empfohlen. Schneider schlug vor, die Skateranlage daher lieber im östlichen Teil des Geländes, in Nähe der Baumberger Chaussee unterzubringen.

Für den Artenschutz sollen Maßnahmen umgesetzt werden

Auf der östlichen, bereits vor etlichen Jahren verfüllten Fläche soll aber ein mit Rheinauen und Knipprather Wald vernetzter Naturraum entstehen, erklärte Jan Roth, Geschäftsführer der ISR Haan, der die Änderungen für den Bebauungsplan 121 M „Am Kielsgraben“ vorstellte. Infolge der umfangreichen Untersuchungen zum Artenschutz habe sich herausgestellt, dass sich dort eine schützenswerte Sukzession (natürliche Rückkehr der für einen Standort typischen Pflanzen- und Tier-gesellschaften) eingestellt habe. Daher soll die bereits planfestgestellte Rekultivierungsplanung dahingehend geändert werden, dass eine großzügige Offenlandbiotoplandschaft mit kleinen Feuchtgebieten entstehen kann. Für die gutachterlich vorgefundenen geschützten Arten sollen individuell ausgearbeitete Maßnahmen umgesetzt werden, um einen Verbotstatbestand nach dem Naturschutzgesetz zu vermeiden. So sollen etwa direkt an die geplanten Sportstätten Gehölze gepflanzt werden, um nächtliche Lichtemmissionen auf die angrenzenden Biotopflächen zu verhindern, die die Nachtruhe von Flussregenpfeifer, Kiebitz, Teichrohrsänger oder Feldlerche stören könnten.

Lukas Risse befürwortete für die Peto-Partei ausdrücklich die Skateranlage nordwestlich der Fußballfelder. Mit den Fußballplätzen werde ein wichtiger Baustein des Sportstättenkonzeptes verwirklicht. Peter Raabe (CDU) zeigte sich erfreut, dass die alten CDU-Pläne für eine Konzentration des Sports im Kielsgraben nun mit der Idee der Grünen Acht, einem Grünzug rund um beide Ortskerne, vereinbar seien. Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto) beeilte sich daraufhin, die Urheberschaft der Idee für eine professionelle Skateranlage für seine Partei zu reklamieren. Das habe so im Wahlprogramm gestanden. Ähnlich wie die Naturschutzverbände hätten es die Grünen indes vorgezogen, wenn die gesamte Fläche der Natur zur Verfügung stünde. „Immerhin ist die Dreifachsporthalle vom Tisch“, sagte Sabine Lorenz. Sie empfinde aber den Naturkorridor im Norden des Geländes als sehr schmal, zumal auch die Bürgerwiese eingerechnet werde, die kaum als Naturraum gewertet werden könne. „Die grüne Acht wird hier zur Makulatur – ohne Vernetzung ist ein Biotop nicht überlebensfähig“, sagte sie. Um der Uferschwalbe weiterhin Nistmöglichkeiten zu gewähren, schlug sie vor, in eine Böschung des Greisbachsees L-förmige Betonelemente mit entsprechend vorgefertigten Hohlräumen einzufügen. Dass ihm die neuen Erkenntnisse der artenschutzrechtlichen Prüfung offenkundig nicht behagten, machte Zimmermann mit harschen Worten deutlich: Er könne überhaupt nicht verstehen, warum die Stadt so einen Aufwand für den Naturschutz betreiben müsse, um ein „Betriebsgelände“ in ein Biotop umzuwandeln. „Mir ist das Biotop egal“. Er werde auch „den Teufel tun“, mit der Ansiedlung einer geschützten Art einen Hinderungsgrund für seine Marina-Pläne am Greisbachsee zu schaffen. Zimmermann, der seinen Zivildienst an der Biologischen Station absolviert hat, erklärte auch gleich das Konzept der Grünen Acht für hinfällig. „Seit 2014 ist sie nicht mehr offizielles Ziel der Stadtplanung.“ Der Biotopverbund ist allerdings als regionaler Grünzug im Regionalplan enthalten, über dessen Einhaltung die Bezirksregierung wacht. Nur die Grünen stimmten am Ende gegen die neuerliche Offenlage der Pläne.