Hockey Dank Kunstrasen geht es sportlich wieder aufwärts

West. · Die Hockeyabteilung des CSV Marathon muss seine Feier zum 100-jährigen Bestehen aufgrund der Corona-Pandemie verschieben.

Nicht nur die Plätze der Hockeyteams haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Werner Vankann (hier kurz vor dem Abschluss gegen Bad Kreuznach) erinnert sich, dass nach dem Krieg alte Schulhefte als Schienbeinschoner dienten.

Foto: CSV Marathon

Die Party ist nur verschoben, keinesfalls abgesagt. Doch das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen soll natürlich angemessen begossen und besungen werden. Da übt man sich in der Hockeyabteilung des Crefelder Sportvereins gerne in Geduld in Zeiten einer Pandemie. Gefeiert wird notfalls erst im nächsten Jahr, wenn alle wieder unter einem Dach zusammenkommen dürfen. Langmut hat man in diesem Verein immer schon bewiesen. Die CSV-Familie blickt nach vorne und gibt ihren Gemeinschaftssinn nicht auf. Das ist ja sowieso ihr Kern gewesen, das nette Miteinander, immer schon. Ein Festakt, virtuell erlebt auf dem heimischen Sofa, das wäre nichts gewesen für diese stolze und traditionelle Hockey-Vereinigung, die sich im Jahre 100 nach ihrer Gründung bester Gesundheit erfreut. Der 2009 eingeweihte Kunstrasenplatz an der Horkesgath samt Clubhaus hat das Überleben gesichert.

Ohne ihn wäre die Hockey-Sparte vielleicht schon von der Bildfläche verschwunden, wie Claus Bühs erzählt, der die Abteilung zusammen mit Markus Böke führt. Länger als alle anderen Hockeyvereine spielte der Crefelder Sportverein noch auf Naturrasen, ganz früher sogar noch auf schwarzer Asche. Ein infrastruktureller Nachteil, der Mitglieder kostete. Seit der Errichtung des Kunstrasens aber verzeichnet der Club wieder einen Zuwachs an Spielern um 50 Prozent. 220 der aktuell 300 Mitglieder in der Hockey-Sparte sind 18 Jahre alt oder jünger und drücken am besten das aus, was der CSV in dieser Hinsicht sein möchte: Ein Angebot für Kinder und Jugendliche und Familien, die den Breitensport-Gedanken in den Vordergrund stellen. Dazu Schulsport und Nachwuchsarbeit. „Wir sind heute kerngesund“, sagt Claus Bühs. Die Vereinsarbeit wurde auf viele Schultern verteilt, Leute bei der Stange gehalten. „Totgesagte leben eben immer länger“, sagt das Vorstandsmitglied.

Die Abteilung, die noch heute prominente deutsche Hockey-Größen wie Joachim und Matthias Mahn hervorgebracht hat, wurde in 1920 nach dem Ersten Weltkrieg gegründet. Die Weimarer Republik war gerade erst entstanden, die Pandemie der Spanischen Grippe erreichte ihr Ende. Damals gab es im Gesamtverein, der 1910 als „Sport-Club Comet“ aus der Taufe gehoben wurde, nur Geher und Leichtathleten, die Sportler mit dem Krummstock kamen als Neulinge hinzu. Ein roter Komet mit Schweif, der zuvor noch das Wappen des Clubs geprägt hatte – es hatte im ausgehenden Kaiserreich eine Begeisterung für den Halleyschen Himmelskörper gegeben - verschwand aus dem Logo, das seitdem weiß und gelb gehalten ist. Seit den früheren 30er Jahren kam das Damen-Hockey hinzu, das in den Nachkriegszeiten, vor allem in den 1960er Jahren, eine sehr erfolgreiche Phase erlebte, als Hockey noch in erster Linie auf Naturrasen stattfand. Als Höhepunkt steht der zweite Platz bei der Westdeutschen Meisterschaft 1968. Marion Stier reüssierte 1970 in der Nationalmannschaft und wurde 1971 mit den Krefelderinnen Westdeutscher Meister. 1973 schafften die Frauen den dritten Rang bei der nationalen Feldhockey-Meisterschaft.

Heinz Eschtruth schaffte es
1951 bis ins Nationalteam

Erfolge aber verbuchten auch die Herren. Heinz Eschtruth schaffte es 1951 bis in die Nationalmannschaft, Walter Kochen in die westdeutsche Auswahl. Die Herren spielten in den 1960er Jahren in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Spätestens aber in den 1970er Jahren, mit der allgemeinen Hinwendung zu Kunstrasenflächen, „verlor der CSV an Boden“, wie Claus Bühs zurückblickt.

Die Jugendarbeit konnte sich ebenfalls schon früh sehen lassen. Klaus Meiners und Joachim Mahn spielten 1979 in der Jugend-Nationalmannschaft, wurden ein Jahr später mit der A-Jugend des CSV Dritter bei der Deutschen Meisterschaft.

Der Crefelder Sportverein hat mehrmals seine Heimstätte gewechselt. Angefangen an der Hunzingerstraße am Moltke-Gymnasium ging es bald weiter in den Kaiser-Wilhelm-Park, Duelle sind nach dem Zweiten Weltkrieg auch im Stadtwald dokumentiert. Über einen zweckentfremdeten Fußballplatz in Oppum landete man schließlich auf der Edelstahl-Kampfbahn. Seit 2009 sind die Hockeyspieler an der Horgesgath beheimatet. „Wir blicken jetzt optimistisch in die Zukunft“, sagt Claus Bühs. Der Sekt steht kalt für das Fest. Jetzt muss nur noch die Pandemie enden.