Landgericht 166 000 Euro: Krefelder zahlt Abgaben nicht

Angeklagter erhält Bewährungsstrafe. Desaströse Buchhaltung überführt Beton-Unternehmer.

Foto: Peter Steffen

Krefeld. Mit nur geringen kaufmännischen Kenntnissen Geschäftsführer eines Betonbau-Unternehmens mit mehreren Angestellten zu werden, hat sich für einen 35-jährigen Krefelder als schlechte Idee herausgestellt.

Die Aufgaben wuchsen ihm derart über den Kopf, dass er aufhörte, für seine Arbeitnehmer Beiträge zur Sozialversicherung und zur Arbeitslosenversicherung zu zahlen. Dafür musste er sich am Dienstag vor dem Schöffengericht in Krefeld verantworten.

Die Anklage warf ihm vor, von Januar 2009 bis Mai 2011 Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von rund 166 000 Euro nicht gezahlt zu haben. Er hatte Mitarbeiter als geringfügig Beschäftigte gemeldet, obwohl sie Vollzeit arbeiteten und manche Vollzeitkräfte nur ganz kurz angemeldet. Irgendwann kam der Zoll dem Unternehmen auf die Schliche.

Aufgrund der desaströsen Buchführung konnten die Beamten den Schaden dabei nur anhand von Rechnungen schätzen, die den Kunden der Betonfirma ausgestellt wurden, sagte ein Ermittler im Zeugenstand.

Der Angeklagte räumte die Taten ein. „Ich habe gemerkt, dass es stressiger wurde und viele Sachen habe ich nicht verstanden. Es war wie ein Sog und ich wusste nicht, mit wem ich sprechen sollte“, sagte der Mann vor Gericht aus.

Fast direkt im Anschluss an seine Ausbildung zum Betonbauer sei er damals in das Unternehmen seines Bruders als Geschäftsführer eingestiegen. Der 15 Jahre ältere Verwandte habe ihm das angeboten und im Hintergrund die Fäden gezogen. Schon zu Beginn der Verhandlung hatten sich Gericht, Staatsanwalt und Verteidigung in Anbetracht eines umfassenden Geständnisses auf einen Strafrahmen von eineinhalb Jahren bis zu zwei Jahren zur Bewährung verständigt. Am Ende wurde der Mann zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt. Außerdem wird ihm ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt und er muss 150 Sozialstunden ableisten.

Über sein berufliches Scheitern sei der Angeklagte zerbrochen. Sein Anwalt schilderte, dass er an einer schweren Depression leide und arbeitsunfähig sei. Er habe sogar versucht, sich zu töten, was eher zufällig verhindert wurde.

Der Mann, der bisher nicht vorbestraft war und bald Vater wird, will sein Leben nun neu aufbauen.