Kunstmuseen Krefeld Groß-Einkauf der Kunstmuseen Krefeld

Krefeld · Für rund 100 Arbeiten der Künstlerin Sonia Delaunay werden 660 000 Euro ausgegeben. Die Werke stammen aus Privatbesitz.

Die Kunstmuseen Krefeld haben Arbeiten von Sonia Delaunay erworben. Links ein Bild ohne Titel (1920/25), rechts „Dessin S.G. no 121“ (ohne Datum).

Foto: Kunstmuseen Krefeld

Die Kunstmuseen Krefeld haben mit Unterstützung öffentlicher Stiftungen sowie privater Förderer ein „herausragendes und einmaliges Konvolut von Originalzeichnungen der Künstlerin Sonia Delaunay aus Privatbesitz erworben“. Es handelt sich um 100 farbige Arbeiten auf Papier – hauptsächlich aus den 1920er und 1930er Jahren. Sie bestehen aus gezeichneten Textilentwürfen, die ursprünglich von dem Seidenhersteller und Kunstmäzen Robert Perrier gesammelt und von der Sammlerin Françoise Knabe direkt von der Familie Perrier erworben wurden.

Die Initiative zum Ankauf der Arbeiten hatte Museumsdirektorin Katia Baudin ergriffen. Bei diesem Erwerb handelt es sich „um den größten Ankauf der Nachkriegszeit der Kunstmuseen Krefeld“ – 660 000 Euro wurden investiert. Er sei von „exzeptioneller Bedeutung“ für die Sammlung des Museums, heißt es von dort.

Pressekonferenz mit Ministerin und privaten Spendern

Anfang Februar soll es eine Pressekonferenz im Kaiser-Wilhelm-Museum geben, bei der Details zum Erwerb bekanntgegeben werden. An dieser nehmen unter anderem NRW-Kulturministerin Isabelle Pfeiffer-Poensgen, der Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Professor Markus Hilgert (Berlin), Oberbürgermeister Frank Meyer sowie Jan Kleinewefers und Christoph Tölke als private Spender teil. Auf Nachfrage der WZ fand sich am Donnerstag allerdings niemand im Museum und bei der Stadt, der dazu weiter Stellung nehmen wollte.

Wer war Sonia Delaunay-Terk? Die russisch-französische Malerin und Gestalterin (1885-1979) entwickelte mit ihrem Mann Robert Delaunay um 1914 eine spezielle Form der abstrakten Farbmalerei. Es war vor allem die Beschäftigung mit dem Textilen, beispielsweise das Erlebnis der Farbkontraste in Patchwork-Stoffen, die Sonia Delaunay bei ihren malerischen Arbeiten inspirierte.

Ihre erworbenen Arbeiten stellen das französische Pendant zur Geschichte der Samt- und Seidenstadt Krefeld im frühen 20. Jahrhundert dar. Durch den Seidenhersteller Robert Perrier ist es eng verknüpft mit der damaligen Seidenindustrie in Lyon, die Krefelds Konkurrenz bildete. Als abgeschlossenes Ensemble stärke es den Sammlungsbestand der Klassischen Moderne der Kunstmuseen Krefeld ideal. Die Kunstmuseen Krefeld besitzen mit diesem Ankauf das umfangreichste Konvolut an Originalwerken Sonia Delaunays in ganz Deutschland.

Künstlerin ist auf einer aktuellen Ausstellung in Krefeld vertreten

In der im Herbst eröffneten Ausstellung „Auf Freiheit zugeschnitten – Das Künstlerkleid um 1900 in Mode, Kunst und Gesellschaft“ im Kaiser-Wilhelm-Museum (sie endet am 24. Februar) sind derzeit schon Werke von Sonia Delaunay vertreten. Zu sehen sind eine Herrenweste und ein Kleid, das sie für sich und ihren Mann gefertigt hatte. Sie haben diese Stücke 1913 auf einem Künstlerfest in Paris getragen.

Delaunay kreierte Kleidung in Patchworkoptik. Sie nutzte den Körper als Leinwand und wagte damit einen provokativen Auftritt gegen verkrustete Strukturen. Die Künstlerin gilt als bedeutende Vertreterin der geometrischen Abstraktion.