99 Tipps für Lehrer zur Integration
Tagrid Yousef ist Mitautorin eines Ratgebers in Sachen kulturelle Vielfalt.
Die wachsende kulturelle Vielfalt stellt die Lehrkräfte in den Schulen vor neue Aufgaben und Herausforderungen, auf die sie in ihrer Ausbildung nicht vorbereitet wurden. Ta-grid Yousef, die Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums der Stadt Krefeld, ist Mitautorin eines Handbuchs, das Lehrern in dieser Situation eine Hilfe geben soll. „99 Tipps: Schüler*innen mit Migrationshintergrund fördern und begleiten“ heißt es. Und die 99 Tipps sollen dazu beitragen, „diese kulturelle Vielfalt in Bildungseinrichtungen wahrzunehmen und wertzuschätzen“, heißt es im Vorwort des bei Cornelsen erschienenen Buchs für die Sekundarstufen I und II. Das Handbuch bietet Hilfestellung bei Themen wie Stärkung der interkulturellen Kompetenz, Aktivierung der Eltern als Bildungspartner, Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie Förderung der Sprachkompetenz.
Tagrid Yousef ist in besonderer Weise geeignet, diese pädagogische Problematik methodisch-didaktisch aufzugreifen. 1967 geboren in Palästina, kam sie mit eineinhalb Jahren nach Deutschland. Ihr Werdegang ist geradezu ein Musterbeispiel für eine gelungene Integration. Nach dem Besuch eines katholischen Kindergartens und einer Grundschule in Essen kam sie zunächst auf eine Hauptschule. Dort erkannte man ihre Fähigkeiten, und sie ging anschließend — gegen den Willen ihres Vaters — auf ein Gymnasium. Nach dem Abitur studierte Yousef Biologie an der Universität in Bochum.
Nach Erwerb des Diploms in Biologie schrieb sie ihre Doktorarbeit auf dem Gebiet der Hirnforschung an der medizinischen Fakultät. Während ihres Promotionsstudiums arbeitete Yousef als studentische Hilfskraft, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Sie hielt Vorlesungen, leitete Seminare und entdeckte so ihre Leidenschaft für die Lehrtätigkeit.
Als Seiteneinsteigerin kam Yousef schließlich an ein Berufskolleg — zunächst in der Landeshauptstadt Düsseldorf und später in Duisburg. Dort war sie schnell die Expertin für das Thema Integration und wurde von Kollegen angesprochen, wenn sie Rat im Umgang mit Migranten brauchten. 2012 erhielt Yousef den Deutschen Lehrerpreis, für den sie von Schülern und Eltern ihrer Schule vorgeschlagen worden war.
Seit 2014 nun ist sie als Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums nach Krefeld abgeordnet. „Krefeld ist gut aufgestellt in der Integrationsarbeit“, lobt Yousef die Zusammenarbeit mit ihren 26 Mitarbeitern, der Schulaufsicht und den Schulen. Große Hochachtung zeigt sie vor der Arbeit der Lehrer: „Hut ab vor dem Engagement der Kollegen. Was sie leisten, ist bewundernswert“. Yousef wünscht sich, dass alles noch ein bisschen schneller gehen würde, „vieles dauert mir zu lange. Die Prozesse und Strukturen brauchen oft viel Zeit.“
„Nebenbei“ arbeitet sie als Lehrbeauftragte für Lehramtsstudenten an der Universität Bochum und für Studenten der Psychologie an der Universität Essen. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.