A 57: Fatales Signal im Tunnel-Kampf
Es hagelt Kritik für Wilfrid Fabel, nachdem der CDU-Fraktionschef eine „zweitbeste Lösung“ für den Lärmschutz beim Autobahn-Ausbau erwähnt hatte.
Krefeld. Die Überraschung beim Kreisparteitag der CDU war groß. Die allgemeine Empörung danach aber noch viel größer. Für Aufregung sorgte eine Äußerung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Wilfrid Fabel bezüglich der Autobahn 57. "Das Wichtigste ist der sechsspurige Ausbau und die Einhaltung aller Lärmschutzregeln." Wenn die Tunnel-Trog-Lösung als beste Variante nicht möglich sei, tue es auch die zweitbeste, soll Fabel gesagt haben.
Von der WZ darauf angesprochen, erklärte Fabel, falsch zitiert worden zu sein. Gesagt habe er, dass "der sechsspurige Ausbau der A 57 dringendstes Anliegen sein muss". Soweit Übereinstimmung. "Die CDU fordert nach wie vor die Tunnel-Trog-Lösung. Ich rudere also weder zurück, noch gehe ich angeln", stellt Fabel klar. Lärmschutzwände seien höchstens zweit- oder drittbeste Alternative.
Doch dass Fabel die Lärmschutzwände überhaupt "ins Spiel bringt", wird von so manchem als "Katastrophe und fatales Signal" empfunden, wie Bürgermeister Bernd Scheelen (SPD) es formuliert. Eine andere Variante als die totale Untertunnelung der auszubauenden Strecke der A 57 in Erwägung zu ziehen, "schwächt unsere Verhandlungsposition und spielt denen in die Hände, die ohnehin für die billigere Lösung sind", so Scheelen.
"Die Beteiligten auf Bundes- und Landesebene lachen sich doch ins Fäustchen, wenn in Krefeld ohne Not Lösungen diskutiert werden, die einen optimalen Schutz von Mensch und Umwelt hinten anstellen", ärgert sich SPD-Fraktionsvorsitzender Ulrich Hahnen. Krefeld würde so zum billigen Jakob gemacht. "Vielleicht ist es ein Tritt in die Hacken von Kathstede", spekuliert Scheelen, der mit anderen Bundes- und Landtagsabgeordneten einer Gesprächsrunde mit dem Oberbürgermeister angehört.
Die FDP äußert sich weniger erregt. Fraktionsvorsitzender Joachim C. Heitmann betont lediglich, dass seine Partei an der Tunnellösung festhalte und macht auf den "Geländegewinn" aufmerksam, der durch eine Untertunnelung entstünde. Die ganze Kommune müsse zum Widerstand bereit sein, motiviert FDP-Bundestagsabgeordneter Otto Fricke - auch wenn es noch ein "sehr langer Weg" sei bis "über die Sache" entschieden würde. Der Bund werde aber sicher nur mit sich reden lassen, "wenn wir einen Deckungsvorschlag präsentieren können", so Heitmann.
Wie dieser aussehen könnte, scheint aber noch niemandem wirklich klar zu sein. "Der Bund soll es bezahlen", bekennt einzig Scheelen wirklich Farbe. "Wir sprechen über einen Tunnel von 1,8 Kilometern Länge. Die Kommune wäre mit dieser Kostendimension völlig überfordert." Nach grober Experten-Schätzung würde die Tunnel-Variante mit 250 Millionen Euro zu Buche schlagen - mehr als das Doppelte des oberirdischen Ausbaus.
Die Politik hält aber offenbar am im Dezember einvernehmlich gefassten Beschluss fest: Der Tunnel wird favorisiert. "Ich hoffe, dass es nur Fabels private Meinung war, nicht die der CDU", zeigt sich Herbert Böhmer, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft A57, verunsichert. "Es hat mich gewundert, dass er sich so weit aus dem Fenster gelehnt hat." CDU-Bundestagsabgeordneter Willy Wimmer wollte auf Fabels Äußerung gegenüber der WZ jedenfalls nicht eingehen. "Was bei Ihnen berichtet wurde, möchte ich nicht kommentieren. Dafür sehe ich keinen Anlass." Sein Wort in der Sache gelte nach wie vor.
Und wie geht es nun weiter? Als nächstes steht ein Gespräch mit Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee an. Scheelen: "Notfalls werden wir es gerichtlich versuchen. Ohne harte Bandagen wird es nicht gehen."