Abschied von seinem Traumjob
Er wollte königlicher Förster werden, das war für Arno Schönfeld-Simon als Junge klar. Als Krefelder Stadtförster kam er dem Wunsch sehr nah. Nun geht er in Ruhestand.
Stadtteile. Schon als Junge konnte Arno Schönfeld-Simon zu Hause, am Bach der brandenburgischen Stadt Ziesar, Kamm-, Berg- und Fadenmolch leicht auseinanderhalten. Oft schickte ihn der Lehrer nach draußen, um einen Erlenzweig zu holen. Kein Problem für den aufgeweckten Jungen, der später als Krefelder Stadtförster gerne Kita-Kindern die verschiedenen Bäume anhand ihrer Blätter näher brachte.
Das muss jetzt ein anderer erledigen. Morgen geht Schönfeld-Simon nach 30 Jahren in Krefeld und zwölf als Stadtförster in den Ruhestand. Dass die Kleinen mehr Natur lernen, mehr Artenkenntnisse haben müssen, ist für ihn selbstverständlich. „Kinder wissen heute nicht mehr Bescheid“, bedauert er. Die Waldführungen mit den Kleinen haben ihm immer viel Spaß gemacht. „Ich selbst hatte als Kind auf unserem Bauernhof das Paradies, wir mussten fünf Kilometer durch den Wald zum nächsten Laden gehen.“ Schnell sei der Berufswunsch klar gewesen: „Ich wollte königlicher Förster werden, wie mein Großonkel.“
Zunächst hieß es jedoch, die schöne Gegend verlassen. „Meine Eltern haben einen Land- und Forstwirtschaftlichen Betrieb geführt und mussten sich vor der Stasi in Sicherheit bringen.“ Es ging für ihn nach Berlin, danach ins Bergische Land und an den Niederrhein. „Die erste Bekanntschaft mit Krefeld habe ich als Gärtnerlehrling in Dülken gemacht. Ich besuchte hier die Berufsschule und habe die Sprödentalkirmes gemocht.“ Später folgte das Studium der Forstwissenschaft in Göttingen und dann die Stelle in Krefeld.
Highlights waren für ihn die Verabschiedung des Landschaftsplanes, der Fördermittel locker machte. „Wir konnten Kleingewässer bauen, Gehölze pflanzen. So beispielsweise im Biotopverband Krefeld-Süd.“ Dort wurde die durch die Landwirtschaft entwaldete Bruchlandschaft aufgeforstet. Baum-, Strauch und Grünflächen entstanden, die Feldlerche, Steinkauz und Kiebitz neuen Lebensraum brachten. „Wir haben viele Flächen hierfür mit den Landwirten getauscht. Die Bauern sahen mich als Förster und Jäger als einen der ihren an.“
Nicht nur die Tiere fanden neue Räume, auch die Menschen erhielten mehr Erholungswald. Selbst hat Schönfeld-Simon nicht viel Zeit in Wald und Flur verbracht, mehr am Schreibtisch. Wenn er draußen war, richtete er den Blick auf Kronenfreiheit und Wiederbewaldung.
„Jedes Jahr werden etwa 3800 Erntefestmeter Holz geschlagen, sortiert und verkauft. Damit werden nur 80 Prozent des Zuwachses aus dem Wald entnommen“, berichtet Thomas Visser als zuständiger Dezernent. „Daneben beträgt die Aufforstungsmenge zwischen 8000 und 14 000 Nachpflanzungen im Jahr.“ 700 Festmeter Esche zu schlagen, weil sie von Schädlingen befallen sei, tue jedoch richtig weh. „Wir werden künftig 90 Prozent der Eschenbestände verlieren“, weiß der Stadtförster.
Für ihn hielten sich die Stürme Kyrill und Friederike im Rahmen. „Wir haben in Krefeld 97 Prozent Laubholz, das zur Winter- und Sturmzeit nicht belaubt war und keine große Angriffsfläche bot. Auf solche Fälle sind wir vorbereitet.“ Wer Waldwirtschaft betreibt, lernt in großen Zyklen zu denken. „Wir wissen und akzeptieren, dass es einige Jahrzehnte dauern kann, bis die Bäume nachgewachsen sind“, sagt Visser.