Anregende, bunte und vielseitige Kunst
Im Krefelder Kunstverein zeigen drei Fotografen ihre Werke. Sie spielen auf den Bildern mit Gläsern, Blickwinkeln oder sogar mit rohem Fleisch.
Mitte. Die Arbeiten von drei Fotografen sind im Krefelder Kunstverein zu sehen. Anna Dalege, 1995 in Kevelaer geboren, verbindet mit Fotografie Lebensfragen: „Alle Menschen haben eine intime Beziehung zum Essen, ich möchte Fragwürdigkeiten zeigen.“ Das tut sie mit Porträts, auf denen ihre Modelle blanke oder verschattete Gesichter zeigen. Eines trägt Haube und Schal aus dünngeschnittenem rohen Fleisch. Der Kragen des anderen besteht aus gehäuteten Meerestieren. Sie nennt das „konzeptbasierte, fotografische Kritik“ und berichtet: „Ich bin seit der Beschäftigung mit dem Thema viel mehr im Leben.“
In Zusammenarbeit mit den Designern der Hochschule Niederrhein ist die Ausstellung „Raffinate“ entstanden. Zum fünften Mal findet die Kooperation unter dem Titel „Transmitter“ statt. Nun haben sieben Lehrende aus dem Fachbereich Design sieben Studierende aus ihren Seminaren gekürt. Es sind Anfänger und Absolventen darunter — daraus ergibt sich ein anregender, bunter und vielseitiger Querschnitt durch die künstlerischen Vorstellungen von Gestaltung.
Elke Meyer-Michael, Vorsitzende des Krefelder Kunstvereins
Eine andere Welt ist die der Fotografin Christin Snyders aus Moers, Jahrgang 1994. Sie kommt aus der Modebranche, führt eine Modelagentur und hat ihr Model Cindy in aller Schönheit, mit wohlausgeleuchtetem Licht und Schatten, fotografiert.
Im oberen Stockwerk zeigt Kevin Mohr, 1993 in Hessen geboren, Fotografien von der Wasserkuppe: Die Bewegung von Menschen an Gleitschirmen geht eine Verbindung mit der Natur- und Landschaftsstimmung ein. „Ich reagiere mit meinen Arbeiten auf eine Situation und setze natürliches Licht ein“, sagt der junge Mann mit eigener Fotoagentur.
Kerstin Froch überzeugt mit drei verschiedenen Linien aus der Gestaltung von Gefäßen. Sie hat drei Glaszylinder entworfen, die außen symmetrisch und innen organisch geformt sind. Ihre Keramik verbindet Schalen mit darüber gespannten Bändern — ein reizvoller Kontrast. Im Bereich technischer Keramik hat sie „künstlerische Aspekte mit Industriedesign verbunden“, mit einem 3D-Drucker feinste Keramik hergestellt und dann gebrannt. Sie hat sich gefragt: „Wie kann ich mit dem Material an die Grenzen kommen?“
Die Gruppe Sputnik zeigt mit zwei Projektoren ihren „Weltbildapparat“ — eine Endlosschleife, bei der Karten und Satellitenbilder übereinander gelegt werden. Auch Michael Wolke hat schon eine eigene Firma: Design in Istanbul. Seine Arbeiten sind deutlich in der Jahrhunderte langen alten Handwerkskunst der Osmanen verortet — seine Garderobe, Kaffeehaustisch und Leuchten sind in Kooperation mit Straßenhandwerkern entstanden. Daniel Sufani schließlich, 1983 in Lüdenscheid geboren, führt mit seinen Objekten die Kenntnisse aus dem Architektur-Modellbau mit besonderen technischen Eigenschaften der Materialien zusammen. Es ist angewandtes Design, das aus langjähriger Beschäftigung mit Modellbaukästen herausgewachsen zu sein scheint. Zum Eröffnungsabend kamen mehr als hundert Besucher, darunter erfreulich viele Studenten: „Es waren alle sehr begeistert“, hieß es im Kunstverein, „es wurde in sehr guter Stimmung sehr lange gefeiert.“
„Wir wollten die Kontakte zueinander intensivieren“, sagt Elke Meyer-Michael, Vorsitzende des Krefelder Kunstvereins, zur Zusammenarbeit mit der Hochschule. Texte und Abbildungen wurden in „Tr+ansmitter_04“ in einem Buch zusammengefasst.