Arbeit im Bordell für ein „besseres Leben“
Ein 23-Jähriger soll seine Freundin zur Prostitution gezwungen und geschlagen haben. Zuerst schwieg er, jetzt gibt er alles zu.
Krefeld. Zuhälterei, Körperverletzung, Vergewaltigung: Dies wird einem 23-jährigen Rumänen vorgeworfen, der sich vor dem Jugendschöffengericht verantworten muss. Der in Deutschland nicht vorbestrafte junge Mann soll seine rumänische Freundin (22) im Jahre 2011 überredet haben, mit ihm nach Deutschland zu reisen und sich zu prostituieren.
Nachdem der Angeklagte beim Prozessauftakt auf Anraten seines Anwalts geschwiegen hatte, gab er am zweiten Verhandlungstag zu, seine damalige Freundin zum Sex gezwungen und ihr durch Schläge die Nase gebrochen zu haben.
Zwei Tage nachdem das Pärchen bei Freunden an der Gladbacher Straße eingezogen war, habe seine Freundin angefangen in einem Bordell im Dreiländer-Eck Graverdyk zwischen Oedt, Kempen und Vorst angefangen „zu arbeiten“ — freiwillig, so der Angeklagte. Sie sei sechs Tage in der Woche von mittags bis Mitternacht im „Happy Garden“ gewesen und habe täglich mehrere hundert Euro eingenommen. Davon sei ein geringer Betrag an das Bordell gezahlt und die Taxikosten bestritten worden, den Rest habe sie ihm abgeliefert. in nur drei Monaten soll sie rund 12 000 Euro in den Bordellen in Vorst und später in einem Grefrather Bordell verdient haben.
Dass er seine Freundin gezwungen und auch nach kurzer Zeit verprügelt habe, wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Man habe einvernehmlich beschlossen, mit dem eingenommenen Geld in der Heimat ein Haus zu kaufen, zu heiraten und „ein besseres Leben“ zu führen. Die Staatsanwältin warf dem Angeklagten vor, seine Freundin schwer misshandelt zu haben. Es sei zu einem Rippenbruch gekommen.
Im Laufe der Verhandlung gab der 23-Jährige zu, dass es zu Übergriffen gekommen sei. „Ich verstehe mich selbst nicht“, sagte er. Und: „Es tut mir leid, ich war noch nicht reif genug“. Der inzwischen verheiratete junge Mann sitzt nach der polizeilichen Vernehmung seiner Freundin seit März diesen Jahres in Untersuchungshaft.
Das Opfer bestätigte im Zeugenstand die gemeinsame Absprache, in Deutschland mit ihrer Prostitution Geld verdienen zu wollen. Doch habe sich ihr Freund im Lauf des ersten Monats verändert. Er habe sie kontrolliert, das eingenommene Geld an sich genommen und sie immer öfter verprügelt. Zwei Wochen habe sie durch die Schläge nicht arbeiten können. Ein Wechsel in die „Villa Vertigo“ in Grefrath habe keine Änderung gebracht. Immer habe es geheißen, „du musst mehr Geld bringen“. Dabei sollen es bis zu 800 Euro täglich gewesen sein. Auch die Vergewaltigung bestätigte die jetzt 23-Jährige.
Schließlich habe sie eine Tante in Rumänien ins Vertrauen gezogen. Die habe die Eltern informiert, dann hätten Vater und Onkel sie abgeholt. Derzeit wohne sie an einem geheim gehaltenen Ort in Deutschland. Eine Strafanzeige wolle sie nicht stellen. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.
