Aufzug-Ärger am Hauptbahnhof: Mit Krücken die Treppe hinauf
Die Aufzüge sind fertig, dennoch stehen sie still. Laut Bahn wegen „technischer Mängel“.
Krefeld. Margret Kleinhans geht die 32 Stufen immer rückwärts hinab: „Ich habe ein künstliches Knie und damit funktioniert das so ’rum besser.“ Die Treppe zwischen Gleis 4 und 5 nötigt ihr aber noch weitere Zugeständnisse ab: „Meinen Rollator lass’ ich immer in Wuppertal, wenn ich nach Krefeld komme. Stattdessen habe ich eine Krücke dabei.“
Kleinhans geht rückwärts mit Krücke, statt vorwärts mit Rollator weil es im Hauptbahnhof keine fahrenden Aufzüge gibt. Die Inbetriebnahme der drei Neubauten wurde schon mehrfach angekündigt — zuletzt für „Ende November, Anfang Dezember“.
Diesen Termin nennt ein Sprecher der Deutschen Bahn, der namentlich nicht erwähnt werden will. Auch die Gründe für den monatelangen Stillstand will er, trotz mehrfacher Nachfrage, im Detail nicht benennen: „Es gibt noch kleinere technische Mängel — unsinnig, die alle aufzuzählen. Deshalb ist das die Sprachregelung, bei der es bleibt.“
Er betont aber, dass die Bahn diese Mängel nicht zu verantworten habe. Stattdessen habe „irgendeine“, der an den Bauarbeiten beteiligten Firmen sie verursacht.
Die Firma Otis jedenfalls, weist jegliche Verantwortung von sich. Ein Mitarbeiter des Aufzugs-Produzenten, der ebenfalls nicht namentlich erwähnt werden will: „Wir sind nicht schuld, wir haben die Aufzüge fix und fertig abgeliefert. Von unserer Seite aus gibt es keine technischen Mängel.“
Die Arbeiten seien im Übrigen schon im Juli abgeschlossen worden, die technische Abnahme durch den TÜV sei dann im Oktober erfolgt: „Keine Ahnung also, warum die noch immer nicht fahren.“
Beim TÜV Rheinland kennt man die Gründe für den weiter andauernden Stillstand der Aufzüge auch nicht. Pressesprecher Frank Ehlert: „Da ist uns nichts bekannt. Wir haben Mitte Oktober die Inbetriebnahmeprüfung durchgeführt. Von uns aus könnten die also schon fahren.“
Diese prinzipielle Fahrtüchtigkeit räumt der Bahnsprecher sogar ein: „Die Aufzüge können rauf und runter fahren, das ist richtig.“ Betriebsfähig seien sie aber dennoch nicht — wegen der „kleineren technischen Mängel“.
Ute Clevers ist ebenfalls nur vage über den Zustand der Aufzüge und den Zeitplan für ihre Inbetriebnahme informiert. Trotzdem muss die Leiterin der Bahnhofsmission zu diesem Thema ständig Fragen beantworten: „Wir haben hier häufig Anrufe von Rollstuhlfahrern, die wissen wollen, ob die Aufzüge endlich fertig sind.“
Für Rollstuhlfahrer seien die Aufzüge nämlich besonders wichtig: „Derzeit müssen die immer bei der Mobilitätszentrale der Bahn anrufen. Die schicken dann jemanden aus Duisburg vorbei, der sie die Rampe hoch und über die Gleise geleitet. Das dürfen wir von der Bahnhofsmission nicht.“ Allen anderen, etwa Reisenden mit Rollatoren, könne aber auch die Bahnhofsmission weiterhelfen.
Von der würden viele allerdings gar nichts wissen: „Unser Schild am Aufgang zu Gleis 1 ist bei den Bauarbeiten im Bahnhof kaputtgegangen. Seitdem werden wir viel weniger frequentiert.“ Selbstverständlich habe man bei der Bahn ein neues Schild beantragt, sie sei auch „sehr zuversichtlich“, dass die eins installiert. Die Frage sei nur: „Wann?“