Aus für Angebot der Awo

CDU, FDP und UWG streichen der Arbeiterwohlfahrt die Mittel für die Sozialbetreuung ausländischer Mitbürger.

Krefeld. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat zwei Einrichtungen geschlossen. Die Angebote in den Räumen an der Lutherischen Kirch- und der Klosterstraße gibt es nicht mehr.

Die Tätigkeitsschwerpunkte der Awo liegen in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, hinzu kommen ambulante Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege sowie Migrationsarbeit. Letzteres muss der Sozialverband mit Sitz am Westwall nach der Entscheidung im Finanzausschuss streichen.

An der Lutherischen Kirchstraße 55 und der Klosterstraße 68 war das Awo-Zentrum für die Betreuung ausländischer Mitbürger untergebracht.

Dort hatten Vereine zum Beispiel der Kroaten, Slowenen, Serben oder der türkische Volkschor sowie Sinti- und Roma-Gruppen Räumlichkeiten für ihre Treffen. Die Kürzungen, die CDU, FDP und UWG durchgesetzt haben, sorgen jetzt für das Aus.

Auch wenn die für 2013 geltende zehnprozentige Kürzung der freiwilligen Ausgaben für Vereine und Verbände auf den ersten Blick sozialverträglich anmutet, hat sie teilweise dramatische Folgen. Der Awo waren ursprünglich von der Stadt rund 55 000 Euro zugesagt worden. Das wurde wegen des nicht genehmigten Haushalts auf 50 000 Euro gekürzt.

Für das nächste Jahr beträgt der Kürzungsansatz allerdings 36 Prozent. Die Awo sollte dann nach Verwaltungsvorstellungen nur noch 35 000 Euro erhalten. Nach den jüngsten Beschlüssen mit den Stimmen von CDU, FDP und UWG wird der Ansatz für 2014 jetzt sogar auf Null zurückgefahren.

„Das Schlimme ist“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Olgemann, „dass wir für das kommende Jahr überhaupt nicht planen können. Denn diese Vorschläge müssen ja noch von der Bezirksregierung genehmigt werden.“

Dazu käme noch der Wegfall von rund 10 000 Euro an Landesförderung, weil der Verband den dafür nötigen Eigenanteil nicht mehr aufbringen kann, erläutert Olgemann. Sollte der Vorschlag der Mehrheitsfraktionen genehmigt werden, „bedeutet dies das Ende unserer Tätigkeit in diesen Bereichen der sozialen Arbeit“, stellt Olgemann fest.

„Wir geben natürlich nicht einfach auf“, betont Olgemann. Es werde versucht, auch die außerschulische Förderung für Migrantenkinder im Jugendhilfezentrum der Awo auf der Nordstraße 53 im bisherigen Umfang aufrecht zu erhalten. „Der eine oder andere Verein könnte anderswo einen Unterschlupf finden,“ seufzt der Awo-Geschäftsführer. „Aber alle Angebote können wir nicht mehr leisten.“

Besonders schmerzlich sei dabei der drohende Wegfall der Beratung von türkischen Mitbürgern der ersten und zweiten Einwanderer-Generation. Denn der bisherige Sozialarbeiter Ridvan Yolcu ist inzwischen im Ruhestand. Da die Entwicklung für 2014 und danach völlig unklar sei, „trauen wir uns nicht, neue Kräfte fest anzustellen“, zuckt Olgemann resigniert die Schultern.

Ratsuchende mit Fragen nach Rentenansprüchen, Grundsicherung, Schulden oder Arbeitslosigkeit können künftig nicht mehr mit Hilfe rechnen. Denn die finanzielle Ungewissheit lässt derzeit nur personelle Provisorien zu.

Die Verwaltung hat in der Begründung der Kürzungen kurzerhand beschlossen, dass dieser Kreis der Bevölkerung „als integriert, bzw. weitgehend integriert gelten dürfe.“ Die Argumentation für die komplette Streichung hat Ralf Krings (UWG) so formuliert: „Es gibt ja schließlich auch keine Zuschüsse für Franzosen, Niederländer oder Nigerianer, die in Krefeld leben. Warum sollen wir dann für Türken eine Ausnahme machen?“