Auswege aus der Stromkostenfalle
Aufgrund von Zahlungsrückständen haben die SWK im vergangenen Jahr 3050 Kunden die Energielieferung gesperrt. Sozialverbände bieten Hilfe an.
Krefeld. Täglich gehen in knapp sechs Krefelder Haushalten die Lichter aus. Keine Wasch- oder Kaffeemaschine läuft mehr. Die Bildschirme bleiben schwarz. Dass dies durchaus keine Einzelfälle sind, belegen Zahlen, die Vertreter der Stadtwerke bei der Veranstaltung „Obdachlos in der eigenen Wohnung“ im Arbeitslosenzentrum vorlegen.
2047 Stromsperrungen aufgrund von Zahlungsrückständen wurden 2012 von den SWK in bewohnten Objekten ausgeführt. Die Gesamtzahl der Sperrungen lag wie in den Vorjahren bei rund 3500. In annähernd 1500 Fällen sind die Schuldner nicht mehr anzutreffen.
Betroffen seien zwar in erster Linie Hartz IV-Empfänger, aber auch Haushalte mit normalem Einkommen. Karl Stetz und Ernst Sieburg, beide vom Inkasso-Bereich der Stadtwerke, verweisen jedoch auch darauf, dass in rund 70 Prozent der Fälle innerhalb einer Woche eine Lösung gefunden werde, die die Sperre wieder außer Kraft setzt.
Empfänger von Arbeitslosengeld trifft es aber besonders hart. Der Sozialwissenschaftler Hans-Peter Sokoll macht das in seinem Vortrag für das Krefelder Sozialbündnis deutlich: Die Stromkosten müssen aus dem Arbeitslosengeld II selber finanziert werden.
Dafür hat der Gesetzgeber 29,69 Euro in der Regelleistung von 374 Euro pro Monat vorgesehen. Das deckt in keiner Weise die tatsächlichen Kosten für den Haushaltsstrom. Auf Basis der Zahlen der Energieagentur NRW wären dafür 41,24 Euro nötig, rund 30 Prozent mehr. Mit den steigenden Strompreisen wird diese Differenz immer größer.
Die Folge sind nicht selten Stromschulden und -sperrung. Die Rechtsprechung spricht dann „von einer mit Obdachlosigkeit vergleichbaren Notlage“. In diesen Fällen bieten die SWK Ratenzahlungen in zwölf monatlichen Schritten an. 2012 hatten die SWK in 25 000 Fällen Forderungen an Kunden gestundet und mit 7000 Kunden Ratenvereinbarungen getroffen. Unverändert seien die Kosten für Sperrung und Entsperrung in den vergangenen Jahren bei zusammen 102,29 Euro geblieben.
In der Veranstaltung werden auch die Hilfsangebote verschiedener Organisationen wie Stadtverwaltung, SWK, Jobcenter, SKM/SKF, Caritas, Diakonie oder die Verbraucherberatung benannt. Vertreter einiger Organisationen melden sich in der Diskussion auch zu Wort. Die Caritas bietet zum Beispiel für Bedürftige einen kostenlosen Stromspar-Check an.