Krefelds neue Musikburg

Im Herbst sind die Bauarbeiten abgeschlossen. Das Prunkstück wird der Konzertsaal für 200 Zuschauer.

Krefeld. Natürlich gab es Beschwerden. Wo empfindsame Musiker proben und nebenan gebohrt und gehämmert wird, entstehen Misstöne. „So ist das eben“, sagt Ralph Schürmanns, Leiter der Musikschule. „Die geräusch- und staubfreie Baustelle muss erst noch erfunden werden.“

Als Belohnung für durchlebte Unbill werden Lehrer, Eltern und Schüler ab Herbst eine schmucke neue Musikschule haben: „Je mehr die Leute sehen, was hier entsteht, desto weniger Klagen gibt es.“ Architekt Peter Bertrams und Reiner Lammers vom zentralen Gebäudemanagement der Stadt liegen im Zeitplan — und finanziell im Soll. „90 Prozent der Aufträge sind vergeben.“

Schon jetzt lässt sich erkennen: Hier wird es schön — und zwar nicht nur in Schürmanns’ Büro, „Krefelds attraktivster Arbeitsplatz“, von dem aus er in den Sollbrüggenpark und auf den Burggraben hinausblickt. Sein Institut, bisher auf vier Standorte verteilt, hat bald nur noch eine Adresse: Haus Sollbrüggen. Die Wege sind kürzer, die Abläufe einfacher.

Die rund zehn neuen Unterrichtsräume, die im Gebäudeteil A entstehen, wurden nach akustischen Gesichtspunkten gebaut. Einige der Wände sehen so aus, als seien sie gefaltet. „Wir vermeiden parallele Konstruktionen. Der Klang darf nicht zu trocken sein, aber er darf auch nicht knallen.“ In Neubauten wie Neuss und Viersen hat Schürmanns sich das angesehen und angehört.

Während die meisten Proberäume 15 bis 20 Quadratmeter messen, haben die Kinder der musikalischen Früherziehung viel mehr Platz. In zwei wunderschönen Zimmern mit riesigen Fenstern nach hinten raus werden die Kleinsten künftig Musik erfahren — eine extreme Verbesserung gegenüber den alten Pavillons, die nun abgerissen werden. „Sie bekommen hier viel mehr von der Musikschule mit als in ihrer Satellitenstation außerhalb.“

Begegnung wird in der neuen Musikschule überall großgeschrieben. Im alten Jugendmusiktheater ist ein Saal für Chor- und Orchesterproben entstanden, in dem auch Vorspiele und Kammerkonzerte stattfinden können. Die Teilnehmer von „Jugend musiziert“ werden 2014 dort begrüßt. Die Räume sind hoch, alte Balken und Fensterbögen wurden im Sinne des Denkmalschutzes erhalten.

Das Prunkstück der neuen Musikschule wird allerdings der große Konzertsaal, offiziell etwas unsexy als „Mehrzweckraum“ betitelt. Rund 200 Stühle können dort aufgestellt werden, für Konzerte, Theater, Musical. Durch das neue Gebäude wird um den Innenhof herum wieder jenes Viereck entstehen, das seinerzeit den Rittersitz markierte — eine Musikburg für Krefeld.