Beben an Bohrlöchern

Josef Klostermann vom Geologischen Dienst über die verschiedenen Risiken des Frackings und wie man sie minimieren kann.

Foto: Archiv abi

Krefeld. In den vergangenen Wochen ist — auch vor dem Hintergrund der Krim-Krise — die kontrovers geführte Diskussion über Fracking hochgekocht. Die WZ fragte bei Josef Klostermann, dem Chef des Geologischen Dienstes NRW an der De-Greiff-Straße, nach.

„Die meisten Menschen haben beim ,Fracking‘ — wörtlich übersetzt: beim ,Aufbrechen‘ von Gestein — Angst davor, dass chemische Stoffe in den Boden und damit ins Grundwasser gelangen“, sagt Klostermann. „Beim Fracking wird ein großer Anteil Wasser mit Gesteinsmehl und 0,1 Prozent Bioziden durch ein Bohrloch in die Erdgaslagerstätten in den Steinflözen im tiefen Untergrund gepumpt. Dadurch werden kleine Risse im Gestein erzeugt, die durch das Gesteinsmehl offen gehalten werden und durch die das Erdgas zum Bohrloch strömen kann.“ Und weiter: „Die anderen Stoffe, die dem Wasser beigemischt werden, sollen dafür sorgen, dass weder Algen noch Bakterien in die Lagerstätte und das Bohrloch gelangen, dort wachsen und sie verschließen.“

Zwar werde es noch einige Jahre dauern, bis es möglicherweise mit dem Fracking losgeht. Aber es könnte überall in Deutschland sein, denn Steinkohle und das darin gelagerte Gas fänden sich überall. Eine Rechnung: „Die angenommenen Vorräte von Methangas in 2200 Kubikkilometern könnten Deutschland für 18 Jahre versorgen.“

Zurück zu den chemischen Stoffen, die dem Frackingwasser beigemischt werden: „Es sind möglicherweise solche, wie sie auch im Schwimmbad benutzt werden, sie könnten aber auch andere Zusammensetzungen haben. Hier muss genau geprüft werden, was benutzt wird, um das Grundwasser nicht zu schädigen“, erklärt er.

Ebenso wichtig sei es, am Rand des Bohrlochs kleine Seismometer anzubringen, die Erdbeben ankündigen: „Sie schlagen schon bei für Menschen unmerklichen Beben von 0,5 auf der Richterskala an. Dann muss sofort abgebrochen werden“, sagt der Geologe. Ein ebenfalls zu beachtendes Kriterium sei der Methanaustritt aus dem Deckgebirge, das sich über der Steinkohlenschicht befindet: „Das explosive Gas darf nicht unkontrolliert über neue Risse im Boden austreten.“

Es muss bei jeder Bohrung demnach eine Seismometerstation geben, eine Methanmessung und Klarheit darüber, welcher chemische Stoff dem Frackingwasser beigemischt wird. „Über allem wacht die Bergverwaltung, die eine Bohrung stoppen kann.“ Sie ist bei der Bezirksregierung Arnsberg angesiedelt.