Geheimnisse im Erdboden

Der Linner Museumschef Christoph Reichmann berichtet in seinem neuen Buch über Funde in Fischeln, Uerdingen und anderswo.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die verborgenen Geheimnisse im Boden der Seidenstadt offenbart das neue Buch „Archäologie in Krefeld“. Autor Christoph Reichmann, Leiter des Museums Burg Linn, schreibt darin unter anderem über die Besiedlung Fischelns seit der Eisenzeit sowie über markante Funde in Uerdingen, Bockum und Linn.

Auf 100 Seiten stellt sich der für Laien verständliche Rechenschaftsbericht der Bodendenkmalpflege dar. Reichmann erläutert auch die Arbeitsmethoden. „Eine wichtige Rolle spielt der Einsatz des neuen Laser-Scans aus der Luft. Mit ihm konnten wir den dritten Befestigungsriegel auf dem Hülser Berg erkennen.“ Doch auch in der Erde wird gewühlt: So landeten seit vorrömischer Zeit gemeinsam mit dem Mist kleine Keramikscherben vom Hof auf dem Acker. Das sogenannte „Mistschleier-Projekt“ gibt heute Auskunft über die Nutzung der Äcker bis ins 17. Jahrhundert.

Ein „luxuriöser Abtritt“ — also eine Art antikes Klo — gehört zu den Funden der Burganlage Haus Rath. Das hölzerne Sitzbrett wurde jüngst von der Universität Köln auf 1530 datiert.

Der spätantiken „Cella memoriae“ in Krefeld-Gellep widmet Reichmann ein weiteres Kapitel. Den Totengedächtnisbau errichteten die Römer über dem eigentlichen Grab. Oft wurde er später mit einer Kapelle überbaut, doch in Gellep wurde die Cella ersatzlos abgerissen.

Zu den wichtigsten Funden zählt eine durchlochte römische Bronzemünze des Kaisers Constans, die aus einem Grubenhaus des 5. Jahrhunderts stammt. „Diese Münze trug jemand als Anhänger um den Hals. Sie hatte wohl einen Urkundencharakter“, sagt Christoph Reichmann.

Sehr viel Geschirr ging bei einem letzten großen Fest auf dem Hanninxhof in Fischeln kaputt. Die Scherben in der Stallrinne hat niemand mehr weggeräumt. Vermutlich fand die Feier unmittelbar vor dem Brand des Hauses statt. Überhaupt gibt die Verteilung der Scherben Auskunft über die Wohnfunktionen.

Ein in Linn an der Alde Kerk freigelegtes Gebäude diente als Außenstelle des Suitbertusklosters in Kaiserswerth. Das Gebäude war vollständig unterkellert. „Es war in karolingischer Zeit ein Weinkeller“, erläutert Reichmann. „Da es damals wärmer war als heute, haben die Mönche möglicherweise sogar selber ihren Wein angebaut.“

Der Untergang des alten Uerdingens lässt sich auf das Hochwasser im Jahre 1279 zurückführen. Als 1972 drei Schiffswracks in Gellep gefunden wurden, kamen auch Knochen aus dem 13. Jahrhundert zum Vorschein. „Sie stammten von Tieren und Menschen und gelangten unzerteilt in den Fluss. Das spricht dafür, dass es sich um Opfer der Katastrophe handelt“, sagt Reichmann. Damals lag Alt-Uerdingen auf einer Rheininsel.