Beratungsstelle stark ausgelastet
741 Fälle wurden im vergangenen Jahr bearbeitet. Die Zahl der Anträge für Beihilfen werdender Mütter ist um 70 Prozent gestiegen.
Krefeld. Werbung für ihre Angebote brauchen die Mitarbeiter der evangelischen Beratungsstelle für Erziehungs-, Paar- und Lebensfragen der Diakonie nach eigenen Angaben nicht. „Wir sind stark ausgelastet“, sagt Fachbereichsleiter Jan Wolf.
Besonders die Anträge für Beihilfen werdender Mütter seien explosionsartig um rund 70 Prozent gestiegen. „Das gibt es an keiner anderen Stelle der Diakonie in Deutschland. Die Zahlen zeigen die dramatischen Veränderungen in der gesellschaftlichen Entwicklung.“ Genau 34 Mal wurden Schwangeren Beihilfen aus dem Härtefonds der evangelischen Kirche im Rheinland gezahlt. Geld aus der Bundesstiftung „Mutter und Kind“ flossen 145 Mal.
„Alle zehn Jahre verdoppelt sich die Zahl der Ratsuchenden, wenn es um die Erziehungs-, Paar- und Lebensberatung geht“, zitiert Wolf aus dem Jahresbericht 2010, „Das geschieht bei stabiler Personalausstattung und geringen Wartezeiten. Über 50 Prozent der Ratsuchenden bekämen innerhalb von zwei Wochen einen Gesprächstermin. Täglich bietet die Einrichtung eine einstündige ,offene Beratungsstelle‘ an. Auch das sei eine Seltenheit.
„Insgesamt verzeichnen wir 741 bearbeitete Fälle. Das entspricht einem Plus von 5,1 Prozent. Hinzu kommen 55 E-Mail-Beratungen.“ Bei den 741 Beratungen ging es 155 Mal um Trennung oder Scheidung. Das entspricht fast 30 Prozent.
Mit 159 Präventions-Veranstaltungen erreichten die Mitarbeiter der Beratungsstelle knapp 940 Teilnehmer. Diese Arbeit wird in Kooperation mit anderen Beratungsstellen durchgeführt und nimmt weiterhin einen großen Raum ein.
Ein Schwerpunkt in diesem Jahr ist die Arbeit mit Jungen. Hier macht sich Diplom-Psychologe Henning Behrens stark. „Zu Hause ist die Mutter, in der Kita die Erzieherin und in der Schule die Lehrerin; Männer sind oft Mangelware. Den Jungen fehlt oftmals der männliche Kontakt, wenn auch noch der Vater stark eingespannt ist. Ich bin dann das Rollenvorbild und gebe Hilfestellung in der Entwicklung der Männlichkeit.“
Henning Behrens macht den Jungen klar, dass es auch ihnen schlecht gehen darf und sie sich Hilfe holen können. Er spricht die Jungen in Förder- und Hauptschulen an und hofft, dass sie bei Problemen auch später den Weg zu ihm finden. „Sie haben viel Informationsbedarf, vor allem zur Sexualität.“ In den Lehranstalten stößt der Psychologe Projekte mit Überschriften wie „Durch den Dschungel der Sexualität“ oder „Beziehungskisten“ an.