Für Lena auf die private Couch?
Im Mai überschneiden sich in Düsseldorf der Song Contest und die Messe Interpack. Krefelder Hotels profitieren kaum vom Finale.
Krefeld. Es ist das Projekt Titelverteidigung: Am 14. Mai steht Lena Meyer-Landrut im Finale des Eurovision Song Contests (ESC) in Düsseldorf auf der Bühne. Zehntausende wollen live dabei sein, der Abend ist längst ausverkauft. Ebenso das Jury-Finale, und der Vorverkauf für die Halbfinals läuft.
Zudem zieht die Musikveranstaltung Fans und Schaulustige an, die kein Ticket ergattert haben — die Stadt erhofft sich eine einzige große Party. Und viele Gäste brauchen viele Betten: Für Hoteliers ist Lena der Garant für ein ausgebuchtes Haus.
Davon könnte auch Krefeld profitieren, schließlich wird die Seidenstadt als „Ausweichmöglichkeit“ sogar auf den Internetseiten des Veranstalters NDR empfohlen. Gäbe es da nicht ein Problem: Zeitgleich zum insgesamt fast einwöchigen Schlagerwettbewerb findet in Düsseldorf die Großmesse Interpack statt. Erwartet werden 180 000 Besucher sowie rund 30 000 Menschen, die auf oder im Umfeld der Verpackungsmesse arbeiten.
Kurz: Die Landeshauptstadt platzt Mitte Mai aus allen Nähten, ihre rund 23 000 Betten werden wohl nicht reichen. Aber von Messegästen profitieren Krefelder Hotels sowieso seit jeher, die meisten haben gar keine freien Kapazitäten für Lena-Fans. Die wiederum scheinen die Nachbarstadt ohnehin nicht so recht auf dem Schirm zu haben.
„Wir hatten noch keine Anfragen wegen des Song Contests“, sagt Luis Santos, Direktor des City-Hotels. „Wir sind schon lange wegen der Messe ausgebucht.“ Das sagt auch Herman van Rooyen, Geschäftsführer des Hotels Imperial. Bei ihm kommen ebenfalls Messegäste unter. „Der Eurovision Song Contest kommt uns von daher eigentlich ungelegen.“
Dass der Termin unglücklich liegt, findet auch Wolfram Lawall, Betreiber des Garden-Hotels. „Wir sind längst wegen der Interpack ausgebucht.“ Da sich die Veranstaltungen überschneiden, kann wohl kaum eine Krefelder Herberge vom medialen Großereignis in der Nachbarstadt profitieren. „Wir hätten schon gerne auf beiden Hochzeiten getanzt“, sagt er.
Ursula Albers, Inhaberin des Zentralhotels Poststuben, hat ebenfalls noch nichts vom „Lena-Effekt“ gespürt. „Die Messe merken wir schon eher“, sagt auch sie. Ein Blick auf die Online-Buchungsplattform HRS (Hotel Reservation Service) genügt: Sucht man nur für das ESC-Finalwochenende ein Zimmer in Krefeld, erzielt man äußerst wenige Treffer. Der Grund scheint aber in der Tat die Interpack zu sein.
Walter Sosul, in Krefeld Kreisgruppenvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, glaubt, dass der Run auf die Zimmer im Zusammenhang mit dem ESC erst noch kommen könnte: „Viele werden sich kurzfristig entschließen, nach Düsseldorf zu kommen“, sagt er. „Vor allem die ohne Ticket.“ Ob sie dann noch ein Hotelzimmer in der näherer Umgebung finden, ist zumindest fraglich.
Um der Bettenknappheit entgegenzuwirken, hat die Stadt Düsseldorf eine Plattform im Internet geschaffen, auf der auch Privatleute Schlafgelegenheiten anbieten können (Infos siehe Kasten). Das Angebot reicht von der einfachen Schlafcouch im Wohnzimmer bis zum komplett ausgestatteten Apartment. Von der Gelegenheit, auf diese Weise ein paar Euro zu verdienen, machen nicht nur Düsseldorfer Gebrauch, sondern auch viele Menschen aus umliegenden Städten — bisher allerdings nur sehr wenige Krefelder.