Blick in die neue Feuerwache
Schlechtes Wetter und niedrige Temperaturen konnten das Millionenprojekt nicht zurückwerfen. Ein Gang über die Baustelle.
Krefeld. Scheppernd hebt das Gerüst ab und schwebt in die Lüfte. Am Haken eines Krans befestigt, kommt es nur Sekunden später an seinem Bestimmungsort im zweiten Obergeschoss an. Dort warten bereits zwei Arbeiter, die es befestigen, damit weiter in die Höhe gebaut werden kann. Es geht Schlag auf Schlag auf einer von Krefelds größten Baustellen: An der Neuen Ritterstraße wächst die künftige Hauptfeuer- und Rettungswache unaufhaltsam in die Höhe.
Feuerwehrchef Josef Dohmen stemmt die Hände in die Hüften und schaut an einer Betonwand hoch, die später die Rückseite des großzügig verglasten, hellen Eingangsbereiches sein wird — unmittelbar an der Straße „Zur Feuerwache“ gelegen. So heißt seit kurzem die frühere Güterstraße. Der Güterbahnhof ist — schon lange — weg, dafür entsteht dort die Feuerwache. Somit ist der neue Name nur konsequent.
Josef Dohmen, Feuerwehrchef, über die alte Leitstelle
Dohmen malt mit den Händen in der Luft, während er erzählt, dass eben jene Betonwand eine in Rot gehaltene, von Thomas Weil aus Köln künstlerisch gestaltete Fläche werden wird. Darüber ist ein langgezogener, weiß gestrichener Gang geplant. Während auf der linken Seite künftig ein Ansprechpartner für Besucher sitzen wird, geht es rechts in den stetig wachsenden Wachbereich mit Fahrzeughalle, Bereitschaftsbereich, Küche und dem angrenzenden, baulich abgetrennten Rettungsdienstbereich.
Ebenfalls in diesem Gebäudeteil wird das Herzstück liegen: die Leitstelle. Schon im August soll dort mit der Installation der Technik begonnen werden. Die Zeit drängt: In der Wache an der Florastraße ist die Leitstelle nicht nur viel zu klein, vor allem ist die Technik vorsintflutlich. „Wir bekommen keine Ersatzteile mehr“, bringt es der Feuerwehrchef auf den Punkt. So kann es sein, dass die Leitstelle bereits im Neubau den Betrieb aufnimmt, während die Fahrzeuge noch von der Florastraße ausrücken. „Alles möglich“, sagt der Leitende Branddirektor. Er hat intensiv an der Planung des Neubaus mitgewirkt, wird in der Wache aber kein Büro mehr beziehen können: Dohmen geht Ende des Monats in den Ruhestand.
Reichlich Beton fließt seit Monaten an der Neuen Ritterstraße, weshalb die Baustelle sich nahezu täglich verändert. „Vorsicht, es ist überall ein bisschen glatt“, warnt Bauleiter Christian van der Grinten seine Begleiter, als er den künftigen Ruhebereich betritt. Ein gut 60 Meter langen Raum liegt vor dem Betrachter. Hier werden einmal viele Leichtbauwände folgen, damit Zweibettzimmer mitsamt Austritt auf eine Terrasse entstehen können. Im Moment ist hier nur Glatteis zu sehen: Nächtliche Minustemperaturen haben das Wasser gefrieren lassen. Zu kalt zum Betonieren ist es aber nicht, erklärt Brandrat Andreas Klos von der Krefelder Berufsfeuerwehr und zeigt auf den gegenüberliegende Gebäudeteil, wo Arbeiter gerade die Zwischenräume von Betonfertigteilen mit Flüssigbeton ausfüllen. Die Witterung hat glücklicherweise auch keine negativen Auswirkungen auf den Bauverlauf: „Wir liegen genau im Zeitplan“, sagt Norbert Gehrmeyer, Duisburger Niederlassungsleiter der ausführenden Firma SKE Facility Management.
Wie das Gebäude später einmal aussehen wird, lässt sich am Ende des mit 140 Meter längsten und zur Neuen Ritterstraße gelegenen Gebäudeteils erahnen: An der östlichen Grundstücksgrenze, an der Außenwand der künftigen Rettungswache, haben Arbeiter die ersten Meter verklinkert. Eine Mischsortierung, die sehr wertig wirkt, in dunklen Tönen gehalten ist und bewusst an die Häuser Lange und Esters erinnern soll. Bauhausstil an der Neuen Ritterstraße — dass da Schönes entstehen wird, lässt sich schon erahnen. „Viele Feuerwachen sind in Rottönen gehalten. Wir wollten es anders“, sagt Josef Dohmen. Auch die Rahmen der Aluminiumfenster und -türen passen sich farblich ein: Die Rahmen sind anthrazit, die Flügel teilweise in einem Silberton gehalten. Mit dem Einbau ist bereits begonnen worden.
Der zum Bahndamm gelegene Gebäudeteil, an den einmal die Parkplätze für Beschäftigte und möglicherweise die Krefelder Promenade angrenzen werden, wird zurzeit der Rohbau für Werkstätten, Büros, Schulungsräume und Krefelds erste eigene Atemschutzübungsstrecke fertiggestellt. Nur das Brandübungshaus mitsamt Turm wartet noch auf seinen Bau. Gehrmeyer: „Die Priotität liegt bei der Erstellung des Wachgebäudes.“ Für das Übunghaus wurde der Boden aber bereits so hergerichtet, dass das Fundament gegossen werden kann. Der angrenzende Hof wird ebenfalls Übungsmöglichkeiten bieten, wie sie die Krefelder Wehrleute bisher nicht kannten: „Dort wird es beispielsweise Gaszapfstellen geben und die Simulation von Tiefbauunfällen“, sagt Klos. Wenn nicht geübt wird, kann trainiert werden: Im Gebäude gibt es einen Sportbereich, nahe dem Bahndamm ein Kleinspielfeld.