Krefeld Bombenfund: Entschärfung vertreibt 2000 Anwohner

Ein Bombenfund an der Wielandstraße sorgt am Dienstag für einen Großeinsatz. Flüchtlinge müssen ins Ricarda-Huch-Gymnasium umziehen.

Foto: Andteas Bischof

Krefeld. Um 20.59 Uhr ist alles vorbei. Der Kampfmittelräumdienst aus Düsseldorf hat die Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die Dienstag am frühen Nachmittag bei Bauarbeiten an der Wielandstraße gefunden worden war, entschärft. Die knapp 2000 im Umkreis lebenden Menschen dürfen zurück in ihre Wohnungen. Feuerwerker Michael Hoff spricht von einem Routineeinsatz — auch wenn die Bombe etwas angerostet gewesen sei.

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Noch kurz vor der Entschärfung herrscht Verkehrschaos auf der Sankt-Anton-Straße, die Moerser Straße darf vom Nordwall bis zur Wilhelmshofallee nicht mehr befahren werden. Die Seitenstraßen sind mit Autos verstopft, Reporter mit Presseausweis dürfen nur auf eigene Gefahr durch. Polizei und Feuerwehr, die mit mehr als 500 Einsatzkräften vor Ort sind, haben den Bereich um die Wielandstraße in zwei Zonen geteilt und seit 17.30 Uhr großräumig abgesperrt.

Die Anwohner in der Zone A (im Umkreis von 250 Metern) müssen ab 19 Uhr ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Flüchtlinge, die in der Josef-Koerver-Halle untergebracht sind, müssen kurzzeitig ins Ricarda-Huch-Gymnasium umziehen. Wer in Zone B (im Radius von 500 Metern) wohnt, darf zuhause bleiben, muss aber Türen und Fenster geschlossen halten.

Am frühen Abend ist die Situation trotz des Polizeiaufgebots rund um die Wielandstraße entspannt. „In ihrer Nachbarschaft wurde eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden“, schallt es aus den Lautsprechern des Polizeiwagens.

Hier und da schauen überraschte Anwohner aus den Fenstern, andere haben sich auf der Straße versammelt. „Warum sollte ich jetzt in Panik ausbrechen?“, fragt Axel Greck, der seine Wohnung an der Goethestraße verlassen muss. „Ich kann mich nicht erinnern, dass bei einer Bombenentschärfung mal was schiefgegangen ist.“

Jutta Plass hat vorsichtshalber ihre wichtigsten Unterlagen in die Handtasche gepackt, ist aber optimistisch: „Zum Übernachten habe ich nichts mitgenommen, weil ich fest davon ausgehe, dass ich in meinem eigenen Bett schlafen werde.“ Statt sich zu ärgern, macht sie das beste aus der Situation: „Ich gehe jetzt mit einer Freundin in den Stadtwald, ein Bier trinken.“

Auch Rosemarie Peters muss raus aus ihrer Wohnung an der Lessingstraße, beim Gedanken an die Fünf-Zentner-Bombe hat sie ein mulmiges Gefühl: „Wenn ich daran denke, dass ich an der Wielandstraße 15 Jahre die Garage hatte, dann wird mir schon ganz anders.“

Mit Hund und Tochter macht sie sich auf den Weg zur Mosaikschule an der Felbelstraße, wo einige Dutzend Menschen auf Informationen von Polizei und Feuerwehr warten. Feuerwehrsprecher Kai Günther erklärt den späteren Ablauf der Entschärfung: „Der Kampfmittelräumdienst wird nach dem Abtransport den Zünder aus der Bombe entfernen und sie anschließend kontrolliert sprengen.“

Der Einsatz hatte länger gedauert, als ursprünglich geplant. Die hohe Zahl von Evakuierungstransporten hatte die Bombenentschärfung verzögert: 43 Menschen, die ihre Wohnung nicht eigenständig verlassen konnten, wurden von Rettungsdiensten in Sicherheit gebracht.