Jubiläum Caritas gewährt einen Blick hinter die Kulissen

Zum 100-jährigen Bestehen öffneten die Einrichtungen in Krefeld und Meerbusch am Sonntag ihre Türen für die Öffentlichkeit.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Wer aus dem Gartenzimmer tritt, traut seinen Augen kaum: Das hier soll mitten in Krefeld sein, direkt gegenüber vom Hauptbahnhof? Bäume spenden Schatten, zwei Brunnen und zahlreiche Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein. Erst der Ausblick am Ende der gepflegten Grünanlage hinunter auf Neusser- und Alte Gladbacher Straße macht deutlich: Das hier ist kein gewöhnlicher Park. Die Bewohner der umliegenden Wohnungen — 130 Einheiten sind es, die zum Betreuten Wohnen der Seniorenresidenz Hanseanum gehören — nutzen normalerweise die versteckte Oase.

Am Sonntag hatten jedoch auch interessierte Besucher die Möglichkeit, das Hansahaus, inklusive des Dachgartens, zu besichtigen. Caritas-Vorstand Hans-Georg Liegener führte am Tag der offenen Tür durch das verwinkelte und geschichtsträchtige Gebäude, das wie der Caritasverband in Krefeld selbst sein 100-jähriges Bestehen feiert.

24 Standorte der Caritas in Krefeld und Meerbusch öffneten anlässlich des Tages ihre Türen, darunter verschiedene Altenheime, aber auch die Beratungsstelle für Alkohol- und Drogenfragen und die Notschlafstelle. „Wir möchten heute auch die Orte zugänglich machen, auf die man sonst keinen Blick werfen kann. Gerade für Nachbarn solcher Einrichtungen ist es spannend, einmal selbst zu sehen, was sich hinter der Tür mit dem rot-weißen Schild verbirgt“, sagt Caritas-Pressesprecherin Sonja Borghoff-Uhlenbroich.

Das Hansahaus vereint als Flaggschiff der Krefelder Caritas auf 5000 Quadratmetern gleich zehn Einrichtungen unter einem Dach. Eine davon, der Kleiderladen, wird noch bis zum 20. September renoviert, aber auch die Baustelle ist zur Besichtigung freigegeben. „Hier drin war einfach immer dicke Luft“, erklärt Liegener das leere Ladenlokal. „Das ist wörtlich gemeint. Zugunsten von Mitarbeitern und Kunden erneuern wir gerade das Belüftungssystem.“

Auch das Secondhand-Kaufhaus präsentiert sich aus ungewohnter Perspektive. Aus der ersten Etage können die Besucher wegen der offenen Bauweise von oben direkt auf die Verkaufsflächen schauen. Dort oben, angeordnet um die große Öffnung, befinden sich unter anderem die Räume des Fachdienstes für Integration und Migration. Nicht nur am Tag der offenen Tür ist dort richtig viel los.

„Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren sieben neue Arbeitsstellen eingerichtet“, sagt Sachbereichsleiterin Eva Renard. Derzeit warten bei der offenen Beratungsstunde regelmäßig 40 bis 50 Personen auf ein Gespräch. Um möglichst vielen Menschen gerecht werden zu können, sprechen die sechs Einzelfallberaterinnen insgesamt zwölf Sprachen. Ein von Ehrenamtlern betreutes Wartecafé verkürzt mit Getränken und Gesprächen die Wartezeit und beugt Konflikten vor.

Beim Tag der offenen Tür plaudert sie entspannt mit anderen Besuchern, die sich die offerierten orientalischen Spezialitäten schmecken lassen. Nicht nur kostenlose Gaumenfreuden, auch hausgemachte Kunst gibt es reichlich Am Hauptbahnhof 2. Das im Hanseanum untergebrachte „Bunte Atelier“ stellt die Ergebnisse eines ertragreichen Jahres auf den Fluren des Hansa-Hauses aus. „Wir sind keine klassische Malschule, sondern ein Atelier für nette Menschen“, sagt die leitende Künstlerin Lidia Jacyn. Der Kurs ergänzt einerseits die Angebotspalette für Migranten, richtet sich aber auch an alle anderen Interessenten. „Wir sind so unterschiedlich, wie es nur geht: drei Generationen und eine bunte Mischung aus Berufen, Sprachen, Religionen und Kulturen.“ Die Teilnehmer aus fünf Herkunftsländern trafen sich im letzten Jahr wöchentlich, darunter auch Irina Billinger. „Wir malen gemeinsam, aber wir tauschen uns auch über andere Themen aus, helfen uns gegenseitig.“