Krefeld Demenz droht auch jüngeren Menschen
Eine Fachtagung mit rund 100 Teilnehmern beschäftigt sich mit einer besonderen Form der Alzheimer-Krankheit.
Krefeld. Alzheimer oder Demenz wird immer mit Menschen im hohen Alter verbunden. Dass aber auch jüngere Menschen um die 50 Jahre an der Krankheit leiden, mit der die Welt um sie herum langsam vergessen wird, ist relativ unbekannt. Rund 60 Menschen in Krefeld sind davon betroffen, stellt Professor Ralf Ihl, Chefarzt am Alexianer-Krankenhaus, fest. In Nordrhein-Westfalen liegt diese Zahl bei rund 18 000 Patienten, die unter 65 Jahre alt sind. „Die relativ geringe Zahl ist auch mit dem Problem verbunden, dass viele Ärzte die Symptome nicht erkennen oder fehldeuten“, sagt der Leiter des Demenz-Forschungszentrums am Alexianer.
Es komme nicht selten vor, dass der Hausarzt eine Verkalkung diagnostiziere oder eine Ehekrise als Ursache vermute. Deshalb hatte die Alexianer-Klinik mit dem Projekt „FrühLink“ zu einem Workshop am Dießemer Bruch eingeladen. Rund 100 Personen, 80 Fachleute und 20 Betroffene und Angehörige, tauschten sich dort im KreVital aus. „FrühLink“, unterstützt von der Techniker-Krankenkasse (TKK), setzt sich für den Aufbau und die Bekanntmachung von Hilfsangeboten für jüngere Demenzkranke ein. Heike Elisabeth Philipp-Metzen, Projektleiterin von „FrühLink“, das von der Alzheimergesellschaft NRW ins Leben gerufen wurde, erklärt: „Wir wollen damit die Stärkung der Selbsthilfe und die Verbesserung der Versorgungssituation wohnungsnah erreichen.“
Ulrich Adler von der TKK verweist auf einen anderen Aspekt: „Die Betroffenen stehen in der Regel noch im Arbeitsleben. Die Kinder leben noch mit im Haushalt. Ehe- und Familienleben sind schwer belastet. Ehepartner und Kinder brauchen besondere Unterstützung, um zu lernen, wie sie mit der Krankheit umgehen können.“ Hinzu käme die Frage nach dem Arbeitsplatz, nach einem Unternehmen, das auf dem Spiel stehen könne.
Ralf Ihl ergänzt: „Und oft steht auch die Frage, ob das Häuschen noch abbezahlt werden kann.“ Susan Kornack, Leiterin des Marienheims und Sprecherin des Psychsozialen Arbeitsgemeinschaft Krefeld (PSAG), verweist auf die langjährigen Erfahrungen im Umgang mit den verschiedenen Pflegeversicherungsmodellen. „Diese Erfahrungen und die Kenntnis anderer Unterstützungsformen fließen natürlich in die Beratungen der Betroffenen und ihrer Angehörigen ein.“
Katrin Krah berichtet für das Alexianer, dass auf allen Stationen Mitarbeiter geschult wurden, Demenz-Anzeichen auch bei „ganz normalen“ Patienten frühzeitig zu erkennen. Die Klinik biete für junge Demenzkranke inzwischen 24 verschiedene Therapieangebote, bei denen die Mediziner interdisziplinär zusammenarbeiten. Ralf Ihl betont, dass es über das Netz des FrühLink-Projekts inzwischen möglich sei, dass sich Hausärzte in Zweifelsfragen von speziell gebildeten Sozialarpädagogen beraten lassen können.
Vor zehn Jahren habe bei ihrem damals 67 Jahre alten Ehemann Karl die Demenz begonnen. Das berichtet Ursula Rathai, Vorsitzende der Krefelder Alzheimer Gesellschaft. Aber erst 2010 sei die Diagnose Alzheimer gestellt worden. Seit diesem Zeitpunkt aber habe sie viel Unterstützung erfahren. Pflegekassenberatung, Tipps zum Umgang mit der Krankheit, Zuständigkeiten, Ansprechpartner, all das habe ihre Arbeit erleichtert. „Wir wurden von dieser Hilfe aufgefangen und können heute von einer guten Lebensqualität sprechen.“