Flüchtlingsschicksal Christian Eloundou: Vor der afrikanischen Heimat geflohen

Christian Eloundou wächst als Waisenkind in Kamerun auf. Er flieht auf einem Containerschiff nach Europa — und beginnt ein neues Leben.

Flüchtlingsschicksal: Christian Eloundou: Vor der afrikanischen Heimat geflohen
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. An sich selbst glauben und nie aufgeben, im Leben stark bleiben und eigene Ziele nicht aus den Augen verlieren: Das ist die Lebensphilosophie von Christian Eloundou. Der heute 42-Jährige hat in jungen Jahren als Waisenkind auf den Straßen Kameruns gelebt. Trotz dieses traurigen Starts schaffte er dort ein Leben als Unternehmer und als Trainer der Taekwondo-Nationalmannschaft. Sein Einsatz für die Menschenrechte zwang ihn jedoch später zur Flucht. Jetzt hat er ein Buch über sein Leben geschrieben und in der ökumenischen Bildungsstätte vor Publikum daraus gelesen.

„In Kamerun engagierte ich mich ehrenamtlich für die Menschenrechte und hatte einen sozialen Verein gegründet mit der Zielsetzung, Straßenkindern und Jugendlichen ohne Zukunftsaussichten zu helfen“, berichtet er. „Doch dieser Einsatz veränderte sein Leben grundlegend. Ich war bedroht von Folter und Tod. Ich musste fliehen und meine Familie zurücklassen.“ Er schaffte die Flucht auf einem Containerschiff. Das war vor 14 Jahren.

Zuerst gelangte er nach Amsterdam. „Es war Europa, das Land konnte ich mir nicht aussuchen.“ Dort musste er eine Wohnung finden, um bleiben zu können. Als das nicht gelang, setzte ihn die Polizei in einen Zug, der zur deutschen Grenze nach Kleve fuhr. „Ich hatte Tränen in den Augen.“ „Die Deutschen waren bereit, meinen Fall zu bearbeiten. Ich kam zum Migrationsamt in Düsseldorf, dann in ein Sammellager nach Münster. Nach meiner Ankunft in Deutschland, war ich oft traurig und sehr isoliert. Ich durfte ein Jahr lang nicht arbeiten. Für jemand wie mich war das, wie in einem großen Gefängnis zu leben.“

Christian Eloundou hat in dieser Zeit Deutsch gelernt, über die Kultur und Erwartungen in Deutschland recherchiert, viel Sport getrieben und versucht, all seine Erinnerungen und Erlebnisse auf Papier zu bringen. „Trotz der großen Schwierigkeiten habe ich es endlich durch meinen Sport, meine Arbeit und mit der Hilfe von neuen Freunden geschafft, Fuß zu fassen. Nach einigen Wochen landete er in Kempen. Am Anfang sei es sehr schlimm gewesen, berichtet er weiter. „Ich kam aus der Millionenstadt Yaoundé, der Hauptstadt von Kamerun, ins kleine Kempen.“

Trotz mehrfacher Ablehnung seines Asylantrages gelang es ihm nach Jahren unter Anstrengungen und mit Hilfe neuer Freunde dauerhaft in Deutschland bleiben zu können. Mit der Zeit habe er herausgefunden, dass eine kleine Stadt auch gar nicht so schlimm sei, sagt er und lächelt. „Ich habe offene Menschenherzen gefunden, die mir geholfen haben. Jeder kennt jeden, ich bin zu Hause.“

In der Freizeit arbeitet er ehrenamtlich als Taekwondo-Trainer in einem Verein. Er hat es auch geschafft, seine Familie nach Deutschland in Sicherheit zu holen. Nach zwei Jahren kamen Frau und Tochter, dann noch einmal acht Jahre später die beiden Söhne. Jetzt hat er einen festen Job im Druckgewerbe und lebt mit seiner Lebensgefährtin, seinen vier Kinder und einer Stieftochter zusammen. „Pater Michel, der mir in Kamerun geholfen hat, wäre jetzt sicher stolz auf mich.“

Zur aktuellen Situation sagt der 42-Jährige: „Keiner verlässt sein Land ohne Grund und freiwillig. Es sind wirtschaftliche, politische oder humanitäre Gründe, die die Menschen treiben.“

Und weiter: „Wir müssen Lösungen finden, sie schneller zu integrieren. Hass führt zu einer Parallelgesellschaft. Wenn Flüchtlinge abgelehnt werden, werden sie unter sich bleiben und das gibt sicher Probleme. Sie müssen die Sprache lernen, um mehr Chancen zu haben.“